Wahrheitsminister Thomas de Maizière?

Das „Ministerium für Wahrheit“ war im Standardwerk von George Orwell „1984“ das Ministerium, in dem die Vergangenheit stets den aktuellen Bedürfnissen angepasst wurde. Wer sich fragt, wie jemand auf die bescheuerte Idee kommen könnte, die Vergangenheit anzupassen, der kann auch unseren derzeitigen Innenminister Thomas de Maizière fragen:

Schließlich, sagt Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), beruhe die gesamte Menschheitsgeschichte darauf, dass man mal etwas vergessen dürfe, wie er der Rheinischen Post sagte. Jeder müsse daher das Recht erhalten, von anderen das Löschen von Daten verlangen zu können.

Quelle Süddeutsche. Das es weniger die jugendlichen Verkacker, als die aktuellen Verfehlungen der Politik und der Wirtschaft sein dürften, die bei der Einführung solcher Rechtsgrundlagen angepasst werden, dafür bedarf es keiner grossen Phantasie. Zu viel steht in den Archiven dieser Welt, dass den Machthabern unangenehm sein dürfte.

Ob es öffentliche Distanzierungen der Polizei von der in Deutschland umgesetzten Politik, die Bekanntgabe dass Gesetze nur noch gemacht werden wenn die Wirtschaft zustimmt oder die unnötige Gewalt von Polizisten gegen Bürger ist, all diese Meldungen des heutigen Tages würden Politik und Wirtschaft doch lieber heute als morgen undokumentiert und gelöscht wissen.

Leider kann man sich die Wahrheit aber nicht hindrehen, wie man gern möchte und so sollte es auch bleiben. Wahrheit hat kein Verfalls- oder Mutationsdatum.

Warum der Papst in England nicht verhaftet wird

Richard Dawkins und Christopher Hitchens – zwei Menschen mit entweder massiv ausgeprägtem Geltungsbedürfnis oder offensichtlich Opfer ihrer mangelnden Allgemeinbildung wollen den Papst verhaften lassen. Ja, echt!

Dass der Bestsellerautor und Chef-Atheist Richard Dawkins wenig Begeisterung für den Papst empfindet, ist soweit bekannt. Dass er ihn gleich ins Gefängnis werfen lassen möchte, ist allerdings neu. Zusammen mit seinem Autorenkollegen Christopher Hitchens („God is not great“) hat Dawkins nun eine Initiative gestartet, um genau das zu erreichen. Der Plan der beiden streitbaren Briten: Benedikt XVI. soll hinter Schloss und Riegel. Grund ist der Umgang der katholischen Kirche mit dem Missbrauch von Kindern durch Priester.  (Spiegel)

Abgesehen davon, dass ich die Idee grundsätzlich charmant finde, wären die Folgen doch wohl etwas knifflig:

Fallschirmjäger der vatikanischen Streitkräfte würden über London abspringen und einen Brückenkopf bilden, welcher von der übermächtigen vatikanischen Marine als Landungspunkt genutzt wird. Stealthbomber der Kreuzritter tosen über den Ärmelkanal und die Normandie wird dagegen wie der Kindergeburtstag eines Dreijährigen aussehen.

Ja, hört sich alles toll an – regt auch die Phantasie an, wenn man ausblendet dass der Vatikan ein autonomer Staat ist. Das Staatsoberhaupt des Vatikans ist .. Genau: Der Papst. Und die Herren Dawkins und Hitchens sollten lieber ein wenig im Internet surfen und sich über den Status politischer Amtsträgers informieren, als blödsinnige Flachheiten von sich zu geben. Wer den diplomatischen Status (und die damit zusammenhängende Immunität) ausblendet, dem unterstelle ich entweder eine scharf ausgeprägte Dummheit, oder ein Geltungsbedürfnis für das man alles bereit ist zu geben – sogar die Selbstachtung.

Einigen Schriftstellern scheint es ja echt dreckig zu gehen.

Und bevor es einer meiner durch die Bank gebildeten Leser anmerkt: Ja, auch Staatsoberhäuptern kann die Immunität genommen werden: Bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit, bei Völkermord und ähnlichen Delikten.  Aber soweit sind wir wohl noch nicht. Denn dann würden die meisten westlichen Staatsoberhäupter ihre Landesgrenzen nicht mehr verlassen.