Loveparade: Wenn ich etwas zur Schuldfrage zu sagen hätte

Die Herren (es sind tatsächlich wohl nur Herren, keine Frau in Verantwortungsverdacht) schubsen sich den schwarzen Peter hin und her, niemand will es gewesen sein. Der eine (Schaller) macht sich Sorgen um sein Marketing (FTD)

Schaller sagte am Mittwoch gegenüber der „Bild“-Zeitung, er könne nicht verneinen, dass die ersten Angaben aus PR-Gründen gemacht wurden.

der andere (Sauerland)  klammert sich zwanghaft an den Sessel des Oberbürgermeisters

also muss ein Herr Adolf  Sauerland 6 Jahre abgesessen haben als OB um in den Genuß seiner saftigen Pension zu kommen, für die er nichts eingezahlt hat.

Diese sechs Jahre des Herrn Adolf  Sauerland, CDU, sind aber noch nicht abgesessen. Erst im Oktober 2010 ist es soweit.

Aber was passiert, wenn man seinen gesunden „Restmenschenverstand“ walten lässt und mal abseits jeglicher persönlichen Befindlichkeiten versucht eine Schuld zuzuweisen.

Als erstes trifft es – natürlich – den Veranstalter. Ich kann keine so grosse Veranstaltung planen und jegliche Verantwortung für die Durchführung von mir weisen. Egal welche Veranstaltung ich organisiere, einer ist immer Verantwortlich. Ich kann – als Veranstalter – die Verantwortung zwar delegieren – z.B. an ein Sicherheitsunternehmen – dennoch ist auch die Entscheidung dieses Unternehmen zu beauftragen in meiner Verantwortung. Sollte es mit diesem Unternehmen Probleme geben, bin wieder ich selbst dran.

Nun ist – wie wir uns vorstellen können – solch Veranstaltung nicht einfach realisierbar. Ich brauche als Veranstalter diverse Genehmigungen. Mir fehlt da gerade die rechtliche Grundlage, ob eventuell das Versammlungsgesetz auch anwendbar ist- was ich mal unterstelle. Dem Versammlungsgesetz kann man nämlich z.B. entnehmen:

§ 13

(1) Die Polizei (§ 12) kann die Versammlung nur dann und unter Angabe des Grundes auflösen, wenn

1.
der Veranstalter unter die Vorschriften des § 1 Abs. 2 Nr. 1 bis 4 fällt, und im Falle der Nummer 4 das Verbot durch die zuständige Verwaltungsbehörde festgestellt worden ist,
2.
die Versammlung einen gewalttätigen oder aufrührerischen Verlauf nimmt oder unmittelbare Gefahr für Leben und Gesundheit der Teilnehmer besteht,
[…]

In den Fällen der Nummern 2 bis 4 ist die Auflösung nur zulässig, wenn andere polizeiliche Maßnahmen, insbesondere eine Unterbrechung, nicht ausreichen.

Also hat – nach dem Versammlungsgesetz – auch die Verwaltung und Polizei ein Mitspracherecht. Der oberste Dienstherr von Polizei und Verwaltung ist Herr Sauerland. Auch die Aussage in der FAZ:

Hätte sich der Veranstalter der Love Parade in Duisburg an sein Sicherheitskonzept gehalten, wäre es womöglich nicht zu der Katastrophe mit 21 Toten gekommen.

mindert da nichts ab. Denn in dem Moment an dem sich abzeichnete, dass die Situation aus dem Ruder lief, hätte die Polizei und Verwaltung wirksam eingreifen müssen.

Ich halte fest:

  1. McFit-Inhaber Rainer Schaller istals Veranstalter haftbar zu machen und zur Verantwortung zu ziehen.
  2. Oberbürgermeister Adolf Sauerland hat die Verantwortung für die ihm unterstellten Dienstellen. Es gab genügend Zeit für Vorbereitungen und auch genügend Warnungen.

Wie die Verantwortung prozentual verteilt wird, muss – auch wegen etwaiger Schadenersatzforderungen – ein Gericht urteilen. In meinen Augen haben aber mindestens die beiden Herren Schaller und Sauerland eine Schuld an der Katastrophe, den Toten, Verletzten und Traumatisierten.

Sich vor der Verantwortung zu drücken ist in meinen Augen ein widerwärtiges Zeichen von Geldgier, Machtgeilheit sowie fehlendem Rechtsbewusstsein und Verantwortungsgefühl.

AVE – das kommt mir spanisch vor

Velaro heisst das spanische ICE-Pendant. Gebaut von Siemens – wie auch grosse Teile des deutschen ICE und basierend auf dem ICE-3 – allerdings ohne Risse in den Achsen.

Was ich heute der Onlineversion der Tagesschau entnehmen musste, erschüttert meinen Glauben an journalistische Sorgfaltspflicht und Recherche. Da schreiben diese öffentlich-rechtlichen Waldheinis doch glatt, dass in Spanien die Hochgeschwindigkeitszüge pünktlich sind.

Zu allem Überfluß zahlt die spanische, halbstaatliche Eisenbahngesellschaft RENFE auch noch jedem Fahrgast, wenn der Zug mehr als SECHS Wochen Tage Stunden MINUTEN Verspätung hat, den kompletten Fahrpreis zurück. Sowas ist in Deutschland UNVORSTELLBAR, denn in diesem unseren Lande. In UNSEREM Land steigen die Fahrpreise, füllen sich die Vorstände beidhändig das private Portemonaie und lassen sich Sonderzahlungen für das ordnungsgemässe Ausfüllen ihres Tätigkeitsprofiles geben.

Ich stelle mir gerade vor, wie der handwerker zu seinem Chef geht und erklärt: „Chef, ich habe alle übertragenen Aufgaben erledigt, bekomme ich jetzt ein Jahresgehalt als Prämie?“. Oder wie der selbe Handwerker öffentlich über seinen Chef herzieht, weil dieser ihn eben wegen seiner übertriebenen Geldgier versucht zu massregeln.  Wenn ICH Chef wäre, würde ich diesen Arbeitnehmer rausschmeissen. Aber anscheinend ist Herr Tiefensee Masochist und der Mehdorn sein kleiner Dom.

Papst Benedikt XVI hat in meinen Augen recht

wenn er „vor Geldgier und der Verehrung von falschen Vorbildern als Wurzeln allen Übels“ warnt. Ich bin zwar „ungläubig“ (in Sinne JEDER Kirche), aber bei der Aussage muss ich dem Papst tatsächlich recht geben, denn auch in meinen Augen sind die Götzen „Sportwagen, Eigenheim und Motoryacht“ und die Gier nach Geld die grossen Verblender der Zivilisation. Für Geld, „Wohlstand“, Prestige und Ruhm, wird alles aufgegeben: Die Familie und die wahren Werte wie Freundschaft und Menschlichkeit. Es muss nicht so sein, ich kenne ein paar, wenige Menschen, die es zu einem erklecklichen monetären Wohlstand gebracht haben und doch noch „Mensch“ geblieben sind. Aber ich kenne viel, viel mehr Menschen, die für Geld alles tun würden.   

Geld ist nicht unwichtig. Eine solide Basis an monetärer Unabhängigkeit sollte JEDER Mensch haben. Die Sicherheit, nicht hungern zu müssen und die Miete bezahlen zu können. Ab und an ein wenig Amüsement sollte auch im Rahmen der finanziellen Mittel liegen. Aber was wollen Menschen mit 5 Häusern und mehr Geld als sie (und ihre Erben) jemals ausgeben können? 

Der Mensch an sich ist gierig – ist so und war so. Wird es immer so bleiben?