Rettungsszenario und Luxus für Randale-Polizisten aus Sachen-Anhalt

Gestern hatte ich über die Randale-Hundertschaft geschrieben, deren Mitglieder in einem Hamburger 4-Sterne Hotel im volltrunkenen Zustand randalierten. Heute schon fängt man an, die armen Polizisten in Schutz zu nehmen (WELT):

Der CDU-Innenpolitiker Holger Stahlknecht aus Sachsen-Anhalt nahm die pöbelnden Polizisten in Schutz. Er verwies am Freitag auf die hohe Belastung der Bereitschaftspolizisten. „Sie stehen nach solchen Einsätzen, mit zum Teil kriegsähnlichen Zuständen, unter höchster Anspannung.

Kriegsähnliche Zustände. Diese verdammten Innenpolitiker sind doch alle aus dem gleichen Holz geschnitzt. Kriegsähnlich! Gilt dies auch für Demonstranten? Ein Szenario, welches als kriegsähnlich betrachtet wird, ist dann doch für beide Parteien kriegsähnlich? Dürfen also Demonstrationsteilnehmer, die nur ein Grundrecht wahrnehmen und als Kollateralschaden niedergeknüppelt oder getreten werden,  ab sofort auch auf mildere Urteile hoffen wenn sie sich in Notwehrsituationen befinden? Aber der Bürger ist der Arsch und die schlagkräftige SchutzstaffelBereitschaftpolizei  kommt mit allem durch.

Deshalb dauern die Ermittlungen GEGEN Polizisten aus den Hundertschaften auch immer so lange, bis sich keiner mehr an den Fall erinnert und sie dann eingestellt werden können.

Beamte haben sich gesittet zu benehmen. In den Hotelflur kotzen und Hotelgäste und -personal bepöbeln ist definitiv nicht akzeptabel. Wenn diese – von unseren Steuergeldern lebenden – Rabauken in Uniform sich nicht adäquat benehmen können, werden sie wieder in Turmhallen untergebracht.

„Der Adrenalinspiegel ist hoch“, sagte der Vize- Fraktionschef. Er forderte eine Entschuldigung, bemängelte aber auch, dass die Polizisten in einem Hotel mit anderen Gästen untergebracht worden seien.

Genau! Ab sofort stehen den verbeamteten Randalierern dann die Luxushotels exklusiv zur Verfügung. Ich finde es ja OK, dass sich die bei der CDU die Erkenntnis durchsetzt, dass der Bürger vor der Polizei – durch räumliche Trennung – geschützt werden muss. Aber warum soll der Bürger denn dann eine 4-Sterne Unterkunft zahlen?

Wann endlich schützt uns die Politik vor derartigen Ausfallerscheinungen bei der Polizei? Ich war auch mal jung, ich habe auch mal Mist gebaut. Wenn ich aber dienstlich unterwegs war (als Soldat oder Angestellter) wusste ich mich zu benehmen, als Soldat hätte es dafür massive disziplinarische Konsequenzen gegeben. Da wurde in meiner Einheit nicht lange gefackelt. Spass haben, auch über die Stränge schlagen – aber NIEMALS in der Öffentlichkeit.

Trigema Chef Wolfgang Grupp beleidigt meinen Intellekt

Nachdem der Trigema Chef Wolfgang Grupp gestern pauschal alle Nutzer des Dienstes Twitter  als Idioten bezeichnete:

Twitter ist für mich einfach nur dumm und die Menschen, die das nutzen, sind für mich Idioten. (Quelle)

rudert er heute in einem offenen Brief an die Social Media Gemeinde zurück:

Wir haben auch über Social Media gesprochen, unter anderem über Twitter. Dies ist sicher eine sehr zeitgemäße Kommunikationsmöglichkeit, aber es wird damit auch viel Unfug verbunden und ich habe erklärt, dass ich gewisse Leute nicht verstehe, weil sie jeglichen Unsinn in die Welt hinaus verbreiten und habe diese Leute dann salopp mit Idioten verglichen, die vielleicht nichts besseres zu tun haben, als solchen belanglosen Kram anderen mitzuteilen. Dies sollte keine Generalisierung werden.

Nun sitze ich kopfkratzend am Rechner und frage mich, was an dem sehr kurzen und prägnanten Halbsatz „die Menschen, die das nutzen, sind für mich Idioten“ einen so ausgiebigen Spielraum lässt, um daraus obigen argumentativen Fluchtversuch zu konstruieren?

Wenn ich behaupte: „Alle Menschen die Mercedes fahren sind Idioten“, dann stelle ich eine dedizierte Behauptung auf.  Daraus später ein „Also ich verstehe gewisse Leute die Mercedes fahren nicht, die auf der Autobahn stets die Geschwindigkeitsbeschränkungen missachten und durch häufiges rechts überholen auffallen. Diese habe ich dann salopp als Idioten bezeichnet“ macht genau das wieder, was schon in der ersten Aussage kritisiert wird: Er sieht die betroffene Gruppe als Idioten an und behandelt sie wie Idioten.

Grupp beleidigt mit diesem offenen Brief meinen Intellekt und tritt selbigen mit Füßen. Ein einfaches „Entschuldigung“ hätte viel mehr gebracht.

EINE Möglichkeit steht noch im Raum, die Grupps Reputation komplett wieder herstellen würde: Wenn Wolfgang Grupp sich bei innovativ-in ebenso ausgiebig geäussert hat wie er es in dem offenen Brief tat, und innovativ-in die Aussagen sinnentstellend und reisserisch gekürzt hat.

(Politiker)Blut ist dicker als Wasser

Was gab es für einen Aufschrei als der ehemalige Berliner Finanzsenator Sarrazin gegenüber der Lettre International ein Interview gab in dem er sich – wieder einmal – (man möchte es fast denunzierend nennen) über das Prekariat äusserte.

Nun – nach dem Kompetenzentzug durch die Bundesbank – bekommt Sarrazin Beistand (nicht nur) von seiner Partei:

Vertreter von CDU und SPD kritisieren die Bundesbank, die ihrem umstrittenen Vorstand Sarrazin Kompetenzen entzieht.

schreibt die Süddeutsche. Und ja, ich kann das nachvollziehen. Man muss immer nach der Motivation für eine Aussage oder ein Handeln fragen. Denn dann ergeben sich Bilder, die einen Sinn ergeben. Warum sollte sich die SPD, die Sarrazin für das Interview kritisierte(!) nun hinter den SPDler stellen? Der Sinn könnte darin liegen, dass auch ehemaligen Politiker eine „Restimmunität“ zugesprochen werden soll. Das normale Politikerleben sieht vor, dass man – wenn man mal so richtig Scheisse gebaut hat – von den Medien so richtig abgewatscht wird, aber ernsthafte Folgen? Also Entschuldigung mal, ernsthafte Folgen haben im Selbstverständnis eines Politikers nichts zu suchen. Ein Politiker wird nicht fristlos entlassen, nur weil er mal eine Freakadelle gegessen hat. Nur um auf die Titelseite der Bild zu kommen muss ein Politiker schon deutlich unangenehmer auffallen. Was ist da schon eine Aussage, die zu einem Reputationsverlust der Bundesbank führen kann? Peanuts!

Also werden sich die Politiker weiterhin hinter ihre ehemaligen Kollegen stellen, denn schon bald – so hoffen Sie – haben auch sie einen gutbezahlten Vorstandsjob und dann könnten diese Abstrafungen auch für sie „erreichbar“ sein. DAS geht ja gar nicht!