Ich muss mich bei Kristina Schröder entschuldigen

Ich unterstellte unserer Familienministerin mangelnde Amtsführung und ungenügendes Fachwissen. Ich möchte revidieren. Die Familienministerin muss sparen – wie in allen Ressorts gespart werden muss.

Ich erkläre hiermit: Entgegen meiner vorherigen Aussage ist Frau Kristina Schröder eine sehr weitsichtige und weise Ministerin, die alles darauf anlegt die Bevölkerungsstruktur der Bundesrepublik Deutschland deren Bedürfnissen jetzt und in Zukunft anzupassen.

Die Familienministerin Kristina Schröder bemüht sich über Gebühr, das sogenannte Prekariat auszudünnen. Flankiert von den Bemühungen der CDU, jeden Arztbesuch mit einer Praxisgebühr zu bestrafen, sehe ich voller Zuversicht den Kostenfaktor Arbeitslose aussterben. Im dritten Reich wurde perverser Weise mit Sterilisation und Kastration gearbeitet, so etwas ist heute dankenswerter Weise nicht mehr möglich. Heute wird human der Hungertod gesetzlich angeordnet.

(Politiker)Blut ist dicker als Wasser

Was gab es für einen Aufschrei als der ehemalige Berliner Finanzsenator Sarrazin gegenüber der Lettre International ein Interview gab in dem er sich – wieder einmal – (man möchte es fast denunzierend nennen) über das Prekariat äusserte.

Nun – nach dem Kompetenzentzug durch die Bundesbank – bekommt Sarrazin Beistand (nicht nur) von seiner Partei:

Vertreter von CDU und SPD kritisieren die Bundesbank, die ihrem umstrittenen Vorstand Sarrazin Kompetenzen entzieht.

schreibt die Süddeutsche. Und ja, ich kann das nachvollziehen. Man muss immer nach der Motivation für eine Aussage oder ein Handeln fragen. Denn dann ergeben sich Bilder, die einen Sinn ergeben. Warum sollte sich die SPD, die Sarrazin für das Interview kritisierte(!) nun hinter den SPDler stellen? Der Sinn könnte darin liegen, dass auch ehemaligen Politiker eine „Restimmunität“ zugesprochen werden soll. Das normale Politikerleben sieht vor, dass man – wenn man mal so richtig Scheisse gebaut hat – von den Medien so richtig abgewatscht wird, aber ernsthafte Folgen? Also Entschuldigung mal, ernsthafte Folgen haben im Selbstverständnis eines Politikers nichts zu suchen. Ein Politiker wird nicht fristlos entlassen, nur weil er mal eine Freakadelle gegessen hat. Nur um auf die Titelseite der Bild zu kommen muss ein Politiker schon deutlich unangenehmer auffallen. Was ist da schon eine Aussage, die zu einem Reputationsverlust der Bundesbank führen kann? Peanuts!

Also werden sich die Politiker weiterhin hinter ihre ehemaligen Kollegen stellen, denn schon bald – so hoffen Sie – haben auch sie einen gutbezahlten Vorstandsjob und dann könnten diese Abstrafungen auch für sie „erreichbar“ sein. DAS geht ja gar nicht!