Reifenhersteller Continental und soziale Globalisierung

Jeder der sich mit der heutigen Arbeitsmarktproblematik beschäftigt weiss, dass der mobile und flexible Arbeitnehmer gefordert ist. Ein schönes Beispiel warum diese beiden Attribute gefordert sind liefert der Reifenhersteller Continental

Gegen den großen Widerstand der Beschäftigten hat der Reifenhersteller Continental sein Werk im französischen Clairoix geschlossen um Überkapazitäten abzubauen. Jetzt bietet der Konzern den Entlassenen Ersatzarbeitsplätze an: Im weit entfernten Tunesien und obendrein zu einem Hungerlohn. (Welt)

Ich finde das Angebot nur fair. Schliesslich haben tausende von Gastarbeitern in fremden Längern geschafft und jeden Monat einen Teil des Geldes nach Hause geschickt, damit die Familie leben kann. Warum sollte man also nicht für und mit Conti nach Tunesien gehen?

Der deutsche Reifenhersteller Continental hat in Frankreich entlassenen Beschäftigten vorgeschlagen, für 137 Euro monatlich in Tunesien weiterzuarbeiten.

Tunesien wird schon nicht so teuer sein. Da kommt man bestimmt mit 87€ im Monat aus und kann jeden Monat 50€ nach Hause schicken, damit die Familie davon ihren Lebensunterhalt bestreitet.

Darf man nun Continental-Reifen einfach so aus Protest zerstechen oder anzünden?

Franzosen geben deutschen Arbeitnehmern Entwicklungshilfe

Na, das kann ja ‚was werden:

Die Proteste französischer Mitarbeiter des Reifenherstellers Continental gegen geplante Werksschließungen spitzen sich zu. Nachdem ein Gericht am Dienstag die Klage von Gewerkschaften gegen die Standortschließung in Clairoix abgewiesen hatte, stürmten wütende Arbeiter ein Verwaltungsgebäude. Hunderte Angestellte drangen in die Präfektur von Compiégne ein und verwüsteten Büros. Am Standort selbst wurden Scheiben eingeworfen.

Der Protest könnte sich auf Deutschland ausweiten: Mit einem Sonderzug will die Belegschaft am Donnerstag nach Hannover reisen, um gemeinsam mit den deutschen Kollegen gegen den Stellenabbau bei dem krisengebeutelten Autozulieferer zu demonstrieren.

schreibt die FAZ. Ob nun die Franzosen nun die deutschen Conti-Chefs als Geisel nehmen und mit ihnen Gespräche zu führen? Vielleicht lernen die Deutschen dann ja mal wieder wie man seine Interessen wirklich vertritt und die Arbeitnehmer schicken die Gewerkschafts-Bonzen endlich in die Wüste.

Verdammt, ich kann das Heulen nicht mehr ertragen

Alles jammert nach „mehr Geld“ und Subventionen. Banken, Autohersteller und Zulieferer und auch Ratiopharm ist nicht vergessen. An der Spitze (zumindest was die Medienaufmerksamkeit angeht) steht die Madame Schaeffler. Die Frau, die eigentlich erst richtig bekannt wurde, weil sie den Hals nicht voll kriegen konnte und sich ja unbedingt den Conti-Konzern einverleiben musste – trotz der Warnungen.

In der Welt meldet sich jetzt der Betriebsrat zu Wort:

Der Schaeffler-Konzern kann seine finanzielle Notlage nach Einschätzung des Betriebsrats nur mit staatlicher Hilfe bewältigen.

verdammte Kiste – muss der Steuerzahler denn alles wuppen?

Wann wird der erste „Tante Emma“-Laden gesponsort? Wann endlich müsste man schreiben, denn „das Geld“ wetzt gierig durch die Lande und versucht durch Verdrängung und unüberlegte Expansion immer mehr-mehr-mehr zu besitzen. Geht aber nicht.

Ein anderer Artikel – ebenfalls Welt – beschreibt den gierigen Verdrändungsversuch von „Aldi, Lidl und Co.“:

Große Verlierer der Schlacht: die Supermärkte. Doch die Kunden profitieren.

Wobei ich einen weiteren Verlierer rieche, der aber nur ungern genannt wird: Die Erzeuger. Ein Preis besteht AUCH aus den Herstellungs- sowie Logistikkosten. Gerade die grossen Discounter (wie alle Anbieter mit genügend Einkaufsmacht) zwingen die Lieferanten zu niedrigeren Preisen, was dazu führt, dass letztendlich auch die Mtarbeiter der Zulieferer weniger Geld – oder eben keine inflationsbereinigende Gehaltserhöhung bekommen. Oder – noch viel besser – es muss rationalisiert werden und Arbeitsplätze fallen weg.

Das Ergebnis: Weniger Kaufkraft beim Konsumenten – mehr Arbeitslose oder Hartz-IV-Zuschuss Beziehende, aber Gewinne bei „Aldi, Lidl und Co.“. Bravo!

Die Kunden werden langfristig NICHT profitieren, denn sie werden über Steuern und andere Abgaben, die jetzt gemachten Gewinne der Discounter bezahlen müssen.