Guttenberg ist der BWLer unter den Juristen

Wie twitterte Dyfa so wunderschön?

„Ich habe BWL studiert!“ „Ich weiss!“ „Was? Woher?“ „Das sieht man an der Art, wie du dich anziehst!“ (Er trug keinen Anzug!)

Und da ist verdammt viel dran. Seit vielen Jahren treibe ich mich – als 24/7  Leisure-Day Vertreter – in der Melange der Schlips und Anzugträger herum. Und man erkennt sie, diese karrieregeilen Shareholder. An der Kleidung, dem Fahrzeug und nicht zuletzt an Frisur und Accessoires. BWL war schon frühzeitig für mich (als EDV-Mensch) der natürliche Feind. Der BWLer arbeitet nicht „nach unten“ in Richtung Lösung oder Kunde, sondern entweder shareholdervalue- oder gehaltsorientiert.

Juristen waren irgendwie anders. Die waren zwar in obskuren Zirkeln organisiert, aber man konnte mit Ihnen reden (das muss ich jetzt auch so schreiben, sonst kriege ich nachher Zuhause voll aufs Fressbrett 🙂 ).

Neu an zu Guttenberg ist, dass er sowohl als Jurist, als auch als Politiker ein typischer BWLer-Verhalten an den Tag legt: Lug & Trug zum eigenen Vorteil. Wem das Debakel um die Dissertation (270 plagiierte Seiten zu diesem Zeitpunkt) noch nicht reicht, der wird bei der Basler Zeitung fündig:

Bei den Berufserfahrungen in den USA und Frankfurt handelt es sich um mehrwöchige Studentenpraktika, die Guttenberg in jungen Jahren bei Anwaltskanzleien absolvierte. Auch bei der «Welt» kann nicht von einer regulären Mitarbeit die Rede sein. Guttenberg war im Sommer 2001 als Praktikant auf der Redaktion; insgesamt schrieb er in dieser Zeit acht kleinere Beiträge – nur vier davon alleine.

Guttenberg scheint ein Blender und Verführer zu sein. Auch ist er gar kein Volljurist:

Guttenberg, der aus einem reichen bayrischen Adelsgeschlecht stammt, hat als Jurist das sogenannte Erste Staatsexamen abgeschlossen. In Deutschland gilt er damit nur als «halber Jurist», hat etwa keine Berechtigung, als Richter zu arbeiten. Ein Makel, der sich mit dem aufwendigen Zweiten Staatsexamen beheben liesse – oder für das Renommee mit einem Doktortitel.

Guttenberg entspricht voll dem Menschen der auf Krampf „nach oben“ will. Der nach Macht und Anerkennung(manisch?) strebt und dafür jede Hemmung verliert. Die Geschichte zeigt uns, zu was solche Menschen fähig sind.

Zapp hat uns alle gewarnt:

httpv://www.youtube.com/watch?v=Sb4Qkg0ihlM

Was haben unsere jungen Minister zur Zeit des Internethypes getan?

Ich lese gerade das Buch Liquide von Rainer Meyer – aka Don Alphonso – in dem es um die Zeit des „Burn Venture Capital – Burn“ geht. Die Zeit um das Jahr 2000 als so viele tolle Ideen, wie man im Internet schnell Geld und Erfolg, in die tat ungesetzt werden sollten.

Unfähige, junge Wichtigtuer verkauften eher sich selbst als ihre Ideen und sammelten wahnwitzige Beträge ein für die Autos, Anzüge, Drogen und wohl auch sexuelle Gefälligkeiten gekauft wurden. Fragen nach den Erfolgen der jeweiligen Projekten wurde immer brav abgewimmelt oder es wurden potemkinsche Dörfer vorgeführt. Ich habe damals Leute aus diesem Möchtegern-Umfeld kennen gelernt. Widerliche Mitmenschen die sich einzig über größenwahnsinnige Sprüche und Statussymbole definierten. NIEMALS werde ich den Produktmanager vergessen, der sich KOMPLETT in Boss einkleidete, inkl. Unterhose…. Welch unwichtiger Poser. Ja, so waren sie, diese jungen Emporkömmlinge: Immer forsch-frech nach vorn stürmen. Und wenn man mal etwas dummes tut: Leugnen und nach unten treten – ein bisschen Presse dazu und alles wird gut.

Und während ich so in diesem Buch über die Blender der Münchner Geldemporkömmlinge blättere, flattern die Meldungen über den Untersuchungsausschuss in Sachen Kunduz-Affaire ein.

Schneiderhan ging in seinen Vorwürfen noch weiter: Er habe Guttenberg sehr früh vor einer eindeutigen Festlegung bei der Bewertung des Bombardements gewarnt, sagte er. Der damals frisch vereidigte Minister habe sich aber nicht an den Rat des erfahrenen Militärs gehalten. Obwohl er, Schneiderhan, ihm zu Vorsicht geraten habe, habe Guttenberg den Luftangriff nicht nur als militärisch angemessen, sondern auch als zwangsläufig bezeichnet.

Ein Schelm wer etwaige Ähnlichkeiten findet – sowohl Guttenberg als auch Westerwelle sind aus GANZ anderem Holz geschnitzt, als diese dummen Menschen die um die Jahrtausende-Wende Unmengen von Geld verbrannten, dass ihnen nicht gehörte. Hauptsache sie selbst hatten Spass und ein gutes Leben.

Achso – das Buch von Don Alphonso kann ich euch empfehlen. Wunderbar kurzweilig holt es nochmal die Zeit zurück als aus Scheisse Gold gemacht werden sollte

Nicht nur Steinbrück fordert

sondern auch ich fordere: Den Rücktritt von HRE-Chef Georg Funke. Aber bitte OHNE ihm noch einen Millionenbetrag als Abfindung und Altersruhegeld in den Arsch zu schieben, der eh von den Steuerzahlern gezahlt werden muss. Nieten in Nadelstreifen – die so viel Geld verspielen – gehören an den Pranger gestellt, wahlweise geteert und gefedert, aber nicht noch gepampert und per Schubkarre voll Geld in Altersruhesitz auf Madeira geflogen.

Laut Focus erhielt Funke im Jahr 2007 ein Jahresgehalt von 1,883 Millionen Euro, während der Aktienkurs um über 25% sank. Tja, ein Viertel des Wetes eines Unternehmens verbrennen, dafür braucht man echte Fachleute, dass schafft ein Hartz-IV Empfänger nicht. Aber auch der Ackermann von der Deutschen Bank – mit seinen 13,981 Millionen Euro Jahresgehalt in 2007 (ja, das ist mehr als eine Million im Monat!!) schafft es bei einem sinkenden Aktienkurs den Gewinn der Aktie zu erhöhen.

Alles Blender, die das zu unrecht erhaltene Gehalt zurückzahlen sollten und sich bei der Arge anstellen sollten um mal zu spüren wie es sich anfühlt nicht vom goldenen Tellerchen zu essen.