Gräben ausheben oder zuschütten?

Es gibt die sogenannten sich selbst erfüllenden Prophezeiungen. Daneben scheint es noch ein anderes Phänomen zu geben: Probleme die auftauchen, wenn man sie das erste mal beim Namen nennt.

Mich erinnert die Gender-Diskussion innerhalb der Piratenpartei(!) ein wenig an Schrödingers Katze. Erst durch den aktiven Eingriff in das System produziere ich ein (gewollt messbares?) Ergebnis.

Bevor ich möchte in den „Fall eintauche“ möchte ich klarstellen, dass ich es gnadenlos mit Kant halte: Kategorischer Imperativ! Bedingunglos! Ausschliesslich bewusstes Fehlverhalten eines Individuums kann als Grundlage genutzt werden dessen Rechte einzuschränken – es zu bestrafen. Ansonsten haben alle Menschen gleiche Rechte – egal ob Mann/Frau/Europäer/Amerikaner/Asiat/Inuit/Marsianer. Auch meine langjährige CCC-Verbundenheit hat an dieser Stelle meine Denkmuster wahrscheinlich beeinflusst:

Beurteile einen Hacker nach dem, was er tut und nicht nach üblichen Kriterien wie Aussehen, Alter, Rasse, Geschlecht oder gesellschaftlicher Stellung.

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Der Chaos Computer Club ist eine galaktische Gemeinschaft von Lebewesen, unabhängig von Alter, Geschlecht und Abstammung sowie gesellschaftlicher Stellung.

Sicher gehörte auch zu meiner Einstellung eine gewisse persönliche Reifung. Das Weltbild vor knapp 50 Jahren war noch nicht angeglichen – zu viel musst noch getan werden. Z.B. waren Aktionen wie „Mein Bauch gehört mir“ absolut wichtig und richtig.

Ich für meinen Teil sehe es wie folgt: ALLE Menschen sind Individuen (OK, bis auf den einen Typen bei Brian..). Jeder Mensch ist einzigartig, mit einzigartigen Möglichkeiten und mit einzigartigen Problemen. Aufgabe der Gesellschaft ist es, hier vermittelnd und ausgleichend tätig zu werden.

Was ich allerdings völlig an der Problemlösung vorbei finde sind z.B. Quoten. Quoten für Hamburg/München, Evangelisch/Katholisch, Männlich/Weiblich. WENN es 6 Posten zu vergeben gibt, dann sollen doch bitte diejenigen die Posten erhalten, die am besten dafür qualifiziert sind. Sicher ist es dafür erforderlich, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat sich bestmöglich zu qualifizieren UND auch die Bewertung der Bewerber fair und nach qualitativen Mustern geschieht. Wenn nun für diese 6 Posten 6 hochqualifizierte weibliche Diplomingenieure zur Verfügung stehen und 5 männliche Vollbrote, wäre es doch selten dämlich 3 der Posten – wegen der Quote!! – mit Männern zu besetzen.

Das Argument Unterdrückung durch Sprache wird oft und gern (und auch nicht völlig unangebracht) ins Spiel gebracht, was die Unterdrückung von Gruppen angeht. Egal, ob es denunzierende Witze über Polen/Bayern/Hamburger/Blondinen sind oder das abwertend gemeinte – vermeintliche – Lob wie es die russische  Dichterin und Schriftstellerin einmal bekam (sinngemäss) „Sie ist so gut, dass man Sie nicht Dichterin, sondern Dichter nennen sollte“.

Ich für meinen Teil bin überzeugt davon, dass man nur GEMEINSAM Probleme lösen kann. Sicher gibt es Regionen in denen unterdrückte Personenkreise nur aus dem Untergrund heraus agieren können, wo man Schutzräume braucht. Aber ist es nicht sinnvoller anstelle von „Schutzräumen“ öffentliche Räume zu nutzen?

Auch und gerade weil meine Prinzessin sich für Frauenthemen einzusetzen weiss, wir das Thema Gleichberechtigung Zuhause sehr wohl diskutieren, muss ich diesen Artikel schreiben. Denn nur GEMEINSAM können wir den ewig Gestrigen wirkungsvoll und kräftig in ihre dummen Macho-Ärsche (oder dem Hirn, dass sie auf gleicher Höhe auf der anderen Seite tragen) treten.

Jede Abkehr von der gemeinsamen Zielerreichung sehe ich als kontraproduktiv und als ein Spalten an.

Aber vielleicht sehe ich das alles ja nur viel zu wild und da wollte sich nur mal jemand so richtig schön wichtig machen – inklusive Pressemitteilung. Ich fürchte nur, dass hier ein Graben aufgerissen wurde, der gar nicht besteht. Ob die Lena am Ende den Westerwelle macht und wie Stefan König nur ein Thema suchte mit dem man sich einen Namen machen kann? DANN hätte Sie etwas erreicht – nach all den profilierungsneurotischen Männern hätte sie sich auch als Frau einen Namen in dieser unseligen Gruppe von … machen können.

Ich hasse es Springer zu zitieren, aber für Tauss mache ich eine Ausnahme

Schon gestern sprach der – noch SPDler – Jörg Tauss davon, dass er morgen etwas zu seiner weiteren politischen Karriere sagen wolle.

Heute wurde mir ein Link zur BILD-Zeitung zugespielt, dessen Wahrheitsgehalt dadurch verifiziert werden kann, dass Tauss selbst auf diesen Artikel hinweist. Diesem Springerartikel entnehmen wir:

Er kämpfte im Bundestag bis zur letzten Minute vergeblich gegen die Kinderporno-Sperre. Jetzt zieht Jörg Tauss (SPD), gegen den noch immer ein Verfahren wegen des Besitzes von Kinderpornographie läuft, seine Konsequenzen. Er denkt über einen Wechsel zur Piratenpartei nach!

Tauss will sich morgen definitiv zu seiner politischen Zukunft äußern: „Ich muss jetzt noch eine Nacht darüber schlafen, auch mit meiner Frau reden. Fest steht aber schon jetzt, dass ich die Partei unterstützten werde – in welcher Form auch immer.“

SOLLTE Tauss tatsächlich zu den Piraten wechseln, wäre das eine kleine Sensation. Denn mit dem Wechsel hätten die Piraten sofort einen Abgeordneten im Parlament. Zwar nur bis zu nächsten Wahl, aber in Sachen Publicity wäre es ein Paukenschlag für diese kleine, so sympatische Partei.

Ich drücke Herrn Tauss und der Piratenpartei die Daumen. Herrn Tauss insbesondere, als gegen ihn immer noch ein Strafverfahren anhängig ist, welche hoffentlich bald eingestellt werden kann.

Manchmal freut man sich, wenn man sich irrt.

Gestern schrieb ich über die alte Dame, die unter dem Verdacht steht ihre (von Geburt an) schwerbehinderte Tochter erstickt zu haben. Ich prognostizierte reisserische Überschriften und Artikel, aber selbst die Springerpresse scheint einen letzten Rest Anstand bewahrt zu haben und schreibt

  • 52 Jahre lang haben die Eltern ihre behinderte Johanna gepflegt. Jetzt konnten sie nicht mehr
  • Die Eltern sollen sich aufopferungsvoll um die geistig behinderte Tochter gekümmert haben

Aber die Bild wäre nicht die Boild, wenn es nich auch solche Zeilen geben würde „Sofort rasten Ermittler zum Einsatzort.“