Arbeitsministerin definiert Mindestlohn für Landschaftsgärtner

Unsere allseits geliebte Arbeitsministerin macht einen neuen Vorstoß und definiert – so gänzlich abseits der Tarifparteien – einen Mindestlohn für Landschaftsgärtner:

Straßen fegen und Parks reinigen: Laut „Bild“ plant Arbeitsministerin von der Leyen die Einführung von „Bürgerarbeit“ für Langzeitarbeitslose. Rund 33.000 Erwerbslose könnten für die gemeinnützigen Tätigkeiten 900 Euro im Monat erhalten. (Quelle Spiegel)

Ich mag mich täuschen, aber wenn ich mich nicht irre, so ist die Reinigung der Parks derzeit noch (als kleiner Anteil) in der Hand der Landschaftsgärtner. Im Landschaftsbau gibt es dankenswerter Weise auch für ungelernte Arbeitskräfte Tariflöhne:

Weiterhin haben die Tarifvertragsparteien die neue Einstiegslohngruppe 7.6 vereinbart. Diese gilt ausschließlich für Beschäftigte, die einfachste schematische Gartenpflegearbeiten verrichten, zum Beispiel Rasen mähen. Für diese Arbeiten gilt ab 1. November 2007 ein Stundenlohn im Westen von 8,58 Euro und im Osten von 8,06 Euro. (Quelle) (Anmerkung – ich habe keine aktuelleren Daten gefunden, es dürfte mittlerweile sogar etwas mehr sein)

Ich gehe mal davon aus, dass Frau von der Leyen eben diese einfachsten Arbeiten – zum Beispiel Rasen mähen – meint, wenn Sie von Strassen fegen und Parks reinigen spricht. Mal rechnen: 900Euro/8,58Euro Stundenlohn = 105 Stunden Arbeit. Entweder werden diese Bürgerarbeiter für diese 900€ nur 13 Tage arbeiten, oder Frau von der Leyen kann sich schon mal auf diverse arbeitslose Landschaftsgärtner einstellen.

Die Betriebe dürften sich freuen, bekommen sie ihre Angestellten doch preiswerter. Ob der Kunde davon profitieren wird ist offen. Genau so wie es offen ist, ob diese Bürgerarbeiter direkt von den Städten und Gemeinden angestellt werden. Da diese bislang meist externe Betriebe mit der Pflege der Grünflächen beauftragen, könnte es da nicht zu Entlassungen sondern sogar zu Firmenpleiten kommen.

Ich fragte mich gerade – während ich diese Zeilen schrieb – wer eigentlich auf die Idee kommen kann einen Menschen der so halt-, sinn- und planlos in das Wirtschaftsgefüge einzugreifen versucht, als Bundespräsidentin aufzustellen? Über Heide Simonis kann man sprechen, bei Margot Käßmann bin ich sofort dabei – aber diese Frau von der Leyen geht ja wohl gar nicht als oberste Instanz in Deutschland.

China hat seine Hausaufgaben in Sachen Kapitalismus gemacht

China, das rote Urgestein auf dem Globus hat deutlich begriffen wie der Kapitalismus funktioniert

Mitarbeiter des iPhone-Herstellers sollen rund 20 Prozent mehr Gehalt erhalten. Die Lohnerhöhung sei seit längerem geplant, betonte ein Sprecher des Konzerns. Citigroup-Analysten zufolge könnten Hon Hais Lohnkosten dadurch im Quartal um umgerechnet rund 68 Mio. Euro steigen. Bei einer Belegschaft von etwa 420.000 Menschen in der Fabrik im chinesischen Shenzhen entspricht dies einem monatlichen Mehrverdienst von knapp 54 Euro pro Mitarbeiter. Die Angestellten würden damit auf ein Monatsgehalt von etwa 325 Euro kommen. (Quelle FTD)

Lest das Zitat – lest es nochmal und begleitet mich bei der feststellung, dass das Unternehmen jeden Monat mehr als 22 Millionen Euro Ertrag machte, die PROBLEMLOS an die Angestellten ausgeschüttet werden können. Allein der Satz „Die Lohnerhöhung sei seit längerem geplant“ regt meinen Brechreiz an. „Seit längerem geplant“ aber „wir haben es noch nicht umgesetzt um den Reibach einzufahren und an unsere Aktionäre auszuschütten“ wird dann nicht gesagt.

Was mich wieder an meine alte Aussage erinnert: Zu hohe Konzerngewinne sind Diebstahl – Diebstahl an Mitarbeitern oder Käufern. In diesem fall würde ich sogar soweit gehen, dass auch die Käufer der Billig-Produkte von Apple (iPhone) Dell (Laptops) und auch Microsoft (Xbox) durch zu niedrige Preise sich letztendlich des Diebstahls an den armen Menschen in China schuldig machen, die in übelster Weise um ihren gerechten Lohn gebracht werden. Bestohlen damit wir (auch kann mich da nicht vollumfanglich ausschliessen) billig unser Spielzeug bekommen und bestohlen damit Aktionäre ihre Gewinne maximieren können.