Bitte lasst mich nie im Mittelpunkt der Medien stehen

Es gibt ja Menschen, die es brauchen – diesen Kick „wichtig“ zu sein. Von Journalisten gefragt und von den Medien zitiert zu werden. Diesen Menschen mit dem „Mittelpunkt-Fimmel“ ist es meistens egal, warum und wie sie in den Mittelpunkt kommen – Hauptsache Sie finden diese befriedigende Beachtung.

Ich kenne Julian Assange nicht, kann also nicht einschätzen ob sein Drang zur Theatralik wirklich sachliches Stilmittel für die Sache, oder die Person sein soll. Vielleicht beides ein bisschen. Aber besser fährt man, wenn man sich so wenig wie möglich im Brennpunkt der Medien aufhält.

Im Bereich der wissenschaftlichen Publikationen gelten andere Gesetze, ich rede hier aber über die Boulevardpresse – von Revue, Bild, Stern und Focus bis Spiegel. Diese Publikationen sind die Aasgeier der Neuigkeitsverbreiter. Diese Aasgeier wühlen wie Schweine im Dreck, schnauben solange bis sie irgendetwas gefunden haben, mit dem sie dann – wild mit dem Ringelschwänzchen wedelnd – durch das Dorf laufen können und auf sich aufmerksam machen: „Seht her“.

So ein „Seht her“ waren die 20 Kg „Mehr“gewicht der verstorbenen jungen Unteroffiziersanwärterin von der Gorch Fock. Irgendeine Sau hat im Dreck 20 Kilo Übergewicht gefunden und KEINER kam auf die Idee „Wieso“ zu fragen.

Ich frage mich, welcher Journalist, welche Redaktion sich jetzt bei der Mutter der jungen Frau entschuldigt. Nun, nachdem feststeht dass dieses die junge Frau zu Lebzeiten kein Übergewicht hatte, sondern dieses Gewicht ihrem Körper nach dem Tode zugeführt wurde. Welche Drecksau stellt sich nun vor die Mutter und entschuldigt sich für den Vorwurf, dass die Tochter eh nicht diensttauglich gewesen ist?

Ich gebe zu: Ich war kurz davor über dieses Detail zu schreiben, aber es war ZU unlogisch, es ergab keinen Sinn, war nicht stimmig – etwas passte nicht. Ich war – wie schon beschrieben – bei der Marine und kenne die Bundeswehrärzte und Sicherheitsbestimmungen. Eines ist dort an vordersten Stelle: Sicherheit, Kontolle und CYA (Cover Your Ass). Die Assgeier der Medienwelt denken aber nicht – sind nicht in der Lage eine Schieflage der Logik zu erkennen. Sie erkennen nur ein Fragment, schnappen es sich und rennen schwanzwedelnd durch das Dorf: „20 Kilo“.

Qualitätsjournalismus eben. Und das Interesse dieser Qualitätsjournalisten möchte ich niemals erregen.

Erst scheisse bauen, dann rumeiern – Politik und Kommerz in Hamburg

Das Portal hamburg.de hat erklärt, es würde alle Parteien und alle Kandidaten vorstellen. Ein genauerer Blick offenbarte: Es war eine Modenschau der letzten Saison. Ausschliesslich die bereits im Senat befindlichen Parteien fanden dort Erwähnung. Der Wahlbeobachter berichtete darüber.

Abgesehen, dass Hamburg.de in meinen Augen ein wirklich grottenschlechtes Kommerzportal – und nur sehr sekundär informell ist – ist anzumerken, wer dieses Portal betreibt:

Das Impressum weist aus:

Axel Springer
Freie und Hansestadt Hamburg
HSH Nordbank
Hamburger Sparkasse
Sparkasse Harburg-Buxtehude

Ausser Axel-Springer alles zumindest halbstaatliche Veranstaltungen. Und in der Fusszeile JEDER Seite auf Hamburg.de findet man Werbezeilen, überschrieben mit:

ONLINE-ANGEBOTE DER AXEL SPRINGER AG
und
Weitere Online-Angebote der Axel Springer AG

Also ist jedem klar woher hier der Wind weht: Axel Springer hat das Heft fest in der Hand. WIE fest, wird klar wenn die oben angesprochene Manipulation (auch Auslassen von Informationen gilt als Manipulation) kritisiert wird.

Dann kommt ein weinerlicher Kommentar in das Blog der „Hamburg, wie Axel Springer es gern hätte“-Webseite:

ich per­sön­lich finde, dass diese Diskus­sion ger­ade sehr emo­tional und nicht kon­struk­tiv geführt wird. Was gerne vergessen wird: hamburg.de ist nicht die Freie und Hans­es­tadt Ham­burg. Hin­ter dem Stadt­por­tal steht die pri­vatwirtschaftlich organ­isierte hamburg.de GmbH & Co. KG.

Jaja, sagt mein Mutter auch. Axel Springer und sein Vize Dieckmann stehen dahinter. Nicht irgendeine kleine, anonyme GmbH.

Aber ja, Hamburg zensiert nicht – dafür ist mit einem Anteil von 51% die Axel Springer AG zuständig.