Bayreuth: Festspiele oder Zentrum der Lehre?

Wie der Eine oder die Andere vielleicht mitbekommen hat, musste meine Prinzessin ein Studium der Juristerei ablegen, bevor sie mich in die Arme schliessen konnte. 🙂

Die Gespräche mit ihr sind immer wieder lehrreich und inspiriernd – sie ist halt meine Musse und auch zum Thema Dissertationen und Universitätsbetrieb konnte ich nun wieder etwas lernen.

Die Dissertation ist der Adelsschlag des Studierenden. Mit ihm ehrt er sich selbst, seinen Doktorvater und sein  Lehrinstitut.

Laut der Prinzessin unterliegt gerade das Jurastudium einer besonders starken Kontrolle, was das Verwenden von Zitaten angeht. Schon bei Arbeiten wird (wurde?) sehr streng daraus geachtet, dass eben nicht stumpf abgeschrieben wird. Aber sie hat die Erfahrungen an dieser Uni in Mordor (Heidelberg) gemacht. Ob dies in Bayreuth auch gilt, wird sich herausstellen. Denn es wird dort nun geprüft, ob der Doktortitel des Dr. ctr. c. zu Guttenberg weiterhin anerkannt bleibt, oder ihm abgesprochen wird.

Sollte Guttenbergs Titel durch die Universität Bayreuth anerkannt bleiben, so kann ich den jungen Abiturienten nur raten: Studiert in Bayreuth! Nirgend bekommt man seinen Doktortitel leichter als dort. Und für mich bedeutet dies: Sollte mal ein Doktor aus Bayreuth vor mir stehen, werde ich ihn wie einen Abiturienten behandeln. Vielleicht auch nur wie einen ausgebildeten Buchdrucker.

Die dann noch offene Drage ist, ob man in Bayreuth beim Aldi schon den Bachelor beim Aldi auf der Rückseite seines Bons erhält und ob man für einen Master dem Prof nur die Aktentasche tragen muss. Die Bayreuther Universität hat es in der Hand: Wissenschaftliche Arbeit oder Festspiele!

Hatte Guttenberg doch Hilfe? Geht er als Lügenbaron in die Geschichte ein?

Hat der ehemalige Prince-Charming der deutschen Politik noch gestern erklärt:

„Ich bin gerne bereit zu prüfen, ob bei über 1200 Fußnoten und 475 Seiten vereinzelt Fußnoten nicht oder nicht korrekt gesetzt sein sollten und würde dies bei einer Neuauflage berücksichtigen.“ An der Arbeit der Dissertation hätten keine Mitarbeiter mitgewirkt. „Die Anfertigung dieser Arbeit war meine eigene Leistung“, so der Minister.

Quelle Spiegel. Man beachte den als Zitat gekennzeichneten Satz „Die Anfertigung dieser Arbeit war meine eigene Leistung“. Eigene Leistung bedeutet auch eigene Recherche. Und was vermeldet die Tagesschau heute?

Nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios nutzte Guttenberg allerdings den wissenschaftlichen Dienst des Bundestages für seine Dissertation. Demnach habe der damalige einfache CSU-Abgeordnete die Abteilung des Parlamentes für seine allgemeinpolitische Tätigkeit als Abgeordneter mit Fachfragen beauftragt, wie dies auch viele andere Abgeordnete üblicherweise tun. Die Expertisen, die er vom wissenschaftlichen Dienst bekommen habe, seien dann aber später teilweise auch in seine Doktorarbeit eingeflossen.

Guttenberg hat also die anderen – auch gekennzeichneten – Zitate wahrscheinlich nicht selbst heraus gesucht , sondern seine Eigenleistung bestand auch hier im ausschliesslichen Copy and Paste.

Wer sich hinstellt und Anstand und Ehrlichkeit einfordert sollte dies mit einer reinen Weste tun. Aber der Adel darf das. Wie schreib der Spiegelfechter so schön:

Baron von Guttenberg wird vorgeworfen, daß er abgeschrieben hat. Geistiger Diebstahl also, aber was wundern wir uns? Der Geist des Diebstahls hat den Adel einstens ja großgemacht. Heißt: unser neuester Held aus der bundesdeutschen Gel-Edelgalerie hat nur nachexerziert, auf bürgerlichem Terrain, was die Vorfahren über viele Jahrhunderte hinweg vorexerziert haben – auf aristokratischem Gebiet: anderen Menschen deren Eigentum zu klauen, den Zehntteil von allem, was ihre Bauern erwirtschaftet hatten, sowie die Jungfräulichkeit der bürgerlichen Bräute aus ihrem Territorium gleich mit.

Absolut auf den Punkt gebracht. Der (Pferde)Apfel fällt halt nicht weit vom (Stamm)baum. Die Franzosen haben es damals richtig gemacht. Die haben den Adel komplett abgeschafft – und wussten warum.

Der Deutsche Kinderschutzbund und das Internet

Es scheint eine Gesetzmässigkeit zu werden: Wer etwas mit „Kinderschutz“ im Namen trägt, hat keine Ahnung vom Internet. Gerade kommt der bayerische Landesverband des Deutschen Kinderschutzbundes aus der Versenkung gekrabbelt und zeigt auf, dass er zu dieser Riege gehört. Hat er doch Metronaut wegen eines alten Beitrages mit rechtlichen Schritten gedroht.

Was hat Metronaut getan? Er hat nur an Beispielen aufgezeigt, dass man schauen muss wo ein Link hinführt und wenn irgendwo ARD drauf steht, man zum ZDF gelangen kann. OK, er tat dies etwas drastischer, indem er den Kinderschutzbund mit einer Google-Suche nach „Porn“ verlinkte. Unsere bayrischen Kinderschützer scheinen nun zu verlangen, dass – wenn man schon ihren Namen irgendwo im Internet benutzt – auch auf ihre Webseite verlinkt.

Metronaut fragt nun zu recht:

  • Kann das Blog Netzpolitik gegen mich vorgehen, wenn ich statt auf netzpolitik.org auf fefe verlinke?
  • Muss ich Frank-Walter-Steinmeier mit seiner eigenen Homepage verlinken oder darf ich verlinken wohin ich will?
  • Wie sollen Blogger die Rechtmäßigkeit eines Links beurteilen können, wenn die verlinkte Seite nicht strafbar ist, aber nicht den Erwartungen des Klickenden (oder Verlinkten) entspricht?
  • Fragen, die ich nicht beantworten kann. Aber vielleicht kann Der Staatspräsident von Taka-Tuka-Land da ja helfen