Der Spiegelfechter über Kochshows und Hartz IV

Eigentlich es es ja nicht so mein Fall, einfach stumpf einen anderen Artikel zu empfehlen. Aber dieser Artikel von Dieter Carstensen beim Spiegelfechter hat es mehr als verdient gelesen und verstanden zu werden.

Unser Gespräch gestern hat mich zutiefst erschüttert. Es zeigte die wahre Realität der Hartz-IV-Staates “Absurdistan”, vormalige Bundesrepublik Deutschland, in seiner ganzen, brutalen, menschenverachtenden Realität auf.

Lest den ganzen Artikel und wer dann das Gefühl hat heulen zu können über die Art wie hier in Deutschland mit Menschen umgegangen wird, den kann ich sehr gut verstehen.

Wollt ihr den totalen Guttenberg?

Ich finde den Aufstieg und Fall den Karl-Theodor zu G. aus vielerlei Gründen äusserst interessant. Dass wir „Nachkriegsdeutschen“ – zu denen ich mich bekanntlich zähle – Schwierigkeiten hatten zu verstehen, wieso ein Mensch wie Hitler die Macht in Deutschland übernehmen konnte, wird erst durch das „Phänomen Guttenberg“ transparent erklärt.

Aber auch die Frage weshalb wir in Deutschland mit solch – in meinen Augen – eher suboptimalen Regierungsvertretern gestraft sind wird durch den „Fall Gutenberg“ verständlich. Denn es ist nicht nur der Rattenfänger Guttenberg, der für Erleuchtung sorgt, es sind auch die Menschen/Wähler die im bedingungslos zu folgen scheinen.

Die Frage ist doch, was hat Guttenberg geleistet? Ich meine, ausser tollen Fotos mit seiner Blondine an der Seite, oder mit Sonnenbrille und Rambo-Outfit auf Titelseiten und in Talkshows zu erscheinen? Ich frage nach echten politischen Erfolgen? Die Bundeswehr-Reform?

Die Kritik aus dem Kanzleramt ist deutlich: Die Bundeswehrreform sei nicht gut begründet. Guttenberg hat seine Hausaufgaben nicht gemacht.

Quelle Zeit, Artikel von vorgestern, also einen Tag VOR seinem Rücktritt. Wenn man die Sachlage nüchtern betrachtet hat Guttenberg – wie so viele seine Schlages, man findet sie in allen Bereichen des Lebens – nichts von Bestand erreicht. Ein sympathisches Lächeln hier und ein toll-joviales Foto dort sind die Kernkompentenzen von Modells, aber eben nicht von Politikern. Von denen erwartet man anderes, also echte Leistung.

Die Generation DSDS allerdings ist weit davon entfernt echte Leistungen zu suchen, erkennen und zu würdigen. Dieser Generation geht es nur um den Schein, dort gilt nur wer in den Medien gut ankommt und genau so reagieren diese Gutti-Fans:

  • Jawohl, wir wollen Karl-Theodor zu Guttenberg zurück und zwar als Bundeskanzler!
  • Und da haben es die rot-rot-grünen Waschlappen wieder geschafft einen der beliebtesten Politiker der letzten Jahre rauszuekeln…
  • Gestern in Fernsehen EINE FRECHHEIT !!! Da reden Politiker , die SELBER „gegangen worden sind „, wie Scharping ect. über KT !!! Wir , das Volk, sind alle doof, die wir hinter KT stehen und wir auf sind einen „BETRÜGER und BLENDER “ reingefallen !!! Gehts eigentlich noch ???? Musste dann einfach abschalten, konnte das FALSCHE GETUE nicht mehr mitansehen !!!
  • HABEN SIE ES ENDLICH GESCHAFFT, GUTTENBERG WURDE ABGESÄGT, WAR JA LANGE ZU ERWARTEN, DENN ER WAR VIELEN MITSTREITERN EIN DORN IM AUGE!
    HOFFENTLICH KOMMT ER MIT ALLER GEWALT WIEDER ZURÜCK!

Wunderschön ist auch der hier:

  • Ich werde alle seine Gegner boykottieren!!!! Seit dabei….

Natürlich MUSS man als Gutti-Fan die Kritiker den Freiherrn boykottieren, denn wo kämen wir denn hin, wenn man sich mit kritischen Fakten auseinander setzen müsste?

Wie schlau Guttis-Fans sind macht stellte auch die Tagesschau fest:

Bei tagesschau.de liefen innerhalb weniger Stunden rund 5000 E-Mails aus der Facebook-Gruppe ein. Was die Massen-Mails erreichen sollen, erscheint derweil unklar, viele Nachrichten sind ohne Inhalt, ein Absender behauptet, andere Politiker hätten „mehr Dreck am Stecken“. Viele schimpfen zudem über eine angebliche Medienkampagne gegen den CSU-Politiker

Diese – bei der Tagesschau wahrlich unwirksamen – Mails beruhen auf einem Aufruf in bereits oben erwähnter Facebook-Gruppe:

‎(bitte öfter posten damit es nicht unter geht)
SCHICKT ALLE EINE EMAIL
Betreff: Wir wollen Guttenberg zurück!
AN:
kt@zuguttenberg.de, karl-theodor.guttenberg@bundestag.de, redaktion@tagesschau.de, info@csu-bayern.de, info@faz.net, parteivorstand@spd.de, info@bild.de, info@cdu.de, internetpost@bpa.bund.de, redaktion@sueddeutsche.de, info…………@rtl.de, akte@akte.net, mail@bundestag.de, beckmann@ndr.tv, juergen.trittin@bundestag.de,buero.roth@gruene.de, Kurt.Beck@stk.rlp.de, gregor.gysi@bundestag.de, guido.westerwelle@bundestag.de, sebastian_fischer@spiegel.de

Ja genau, und dann werden der Jürgen Trittin, Kurt Beck, Gregor Gysi dafür sorgen dass der Herr Beckmann vom NDR den Freiherrn wieder zum Minister ernennt – oder besser gleich zum Kanzler.

Wie selten dämlich man sein kann, wird hier wunderschön bewiesen, und zwar nicht von 20-30 Menschen mit schwächlichen kognitiven Fähigkeiten, sondern von derzeit 288.311 Facebook-Fans.

Erschreckend, wie sie alle auf die Frage „Wollt ihr den totalen Guttenberg“ mit einem lauten „Jaaaa !!!!!“ antworten.

Ich fühle mich an meine Ex-Frau erinnert, die erklärte, dass man für das Führen eines PKWs eine Fahrerlaubnis brauche, aber jedermann ungestraft dumme Kinder in die Welt setzen dürfe. Nicht dass ich ein Freund von genetischer Selektion wäre, aber sie hat auch Vorteile (leider auch für die Gegenseite)

Unverstandene Überschriften: Zum „Unisex“-Urteil

Der Spiegel, einst ein lesenswertes Papiermedien, betitelt heute einen Artikel zu dem Unisex-Versicherungsurteil, auf eine Weise, die ich nicht verstehe:

Unisex-Urteil treibt Beiträge hoch

Wieso werden die Beträge ansteigen? Wo allem, wo doch im selben Artikel zu lesen steht:

Bislang zahlen weibliche Versicherte etwa für die Rentenversicherung deutlich mehr – weil sie im Schnitt fünf Jahre älter werden und entsprechend länger Zahlungen erhalten.

Müsste dann nicht der Beitrag sinken? Zumindest für Frauen? Oder ist der Autor David Böcking einfach zu blöd, einen Artikel mit der gebotenen sachlich-fachlichen Distanz zu erstellen? Denn die Gesamtbeiträge bleiben gleich – es werden nur die Höhen der Beiträge angeglichen. Sah  beim Schreiben des Artikels nur die Beiträge für seine private Krankenversicherung ansteigen und er ignorierte den Grundsatz der generellen Solidarität. Ja lieber David Böcking, Solidarität ist das, wo man selbst nicht zwangsläufig den grössten Vorteil hat. Aber seien Sie froh, dass Sie es bis zum Spiegel geschafft haben, sonst stände Ihnen bei ihrer persönlichen Attitüde nur noch die Springerpresse offen.