Erst scheisse bauen, dann rumeiern – Politik und Kommerz in Hamburg

Das Portal hamburg.de hat erklärt, es würde alle Parteien und alle Kandidaten vorstellen. Ein genauerer Blick offenbarte: Es war eine Modenschau der letzten Saison. Ausschliesslich die bereits im Senat befindlichen Parteien fanden dort Erwähnung. Der Wahlbeobachter berichtete darüber.

Abgesehen, dass Hamburg.de in meinen Augen ein wirklich grottenschlechtes Kommerzportal – und nur sehr sekundär informell ist – ist anzumerken, wer dieses Portal betreibt:

Das Impressum weist aus:

Axel Springer
Freie und Hansestadt Hamburg
HSH Nordbank
Hamburger Sparkasse
Sparkasse Harburg-Buxtehude

Ausser Axel-Springer alles zumindest halbstaatliche Veranstaltungen. Und in der Fusszeile JEDER Seite auf Hamburg.de findet man Werbezeilen, überschrieben mit:

ONLINE-ANGEBOTE DER AXEL SPRINGER AG
und
Weitere Online-Angebote der Axel Springer AG

Also ist jedem klar woher hier der Wind weht: Axel Springer hat das Heft fest in der Hand. WIE fest, wird klar wenn die oben angesprochene Manipulation (auch Auslassen von Informationen gilt als Manipulation) kritisiert wird.

Dann kommt ein weinerlicher Kommentar in das Blog der „Hamburg, wie Axel Springer es gern hätte“-Webseite:

ich per­sön­lich finde, dass diese Diskus­sion ger­ade sehr emo­tional und nicht kon­struk­tiv geführt wird. Was gerne vergessen wird: hamburg.de ist nicht die Freie und Hans­es­tadt Ham­burg. Hin­ter dem Stadt­por­tal steht die pri­vatwirtschaftlich organ­isierte hamburg.de GmbH & Co. KG.

Jaja, sagt mein Mutter auch. Axel Springer und sein Vize Dieckmann stehen dahinter. Nicht irgendeine kleine, anonyme GmbH.

Aber ja, Hamburg zensiert nicht – dafür ist mit einem Anteil von 51% die Axel Springer AG zuständig.

Liebeserklärung von Die Partei an die Piraten

Sollte es einen Preis für den genialsten Wahlwerbespot zur Wahl in Hamburg 2011 geben, so würde ich ohne Frage folgenden dazu küren wollen:

httpv://www.youtube.com/watch?v=x9U64uzky8s

So unglaublich toll gemacht, ich hab echt gelegen. Und die „Liebeserklärung“ in Richtung Piraten tut ihr übriges 🙂

Ich werde alt und meine Zivilcourage ist fürn Popo

Ich hatte heute beim Hamburger Amtsgericht etwas zu erledigen (als Zeuge). Der Angeklagte machte mich so böse (was ich mir vor dem Richter aber wohlweislich verkniff rauszulassen), dass ich nicht in die direkt vor den Justizgebäuden befindliche U-Bahn steigen konnte. Ich brauchte frische Luft und musste noch ein paar Schritte gehen. Aus ein paar Schritten wurde ein kleiner, angenehmer Spaziergang und ich trottete Richtung S-Bahn Jungfernstieg.

In den grossen Bleichen kommt mir ein Mensch – mein erster Gedanke war Dandy – entgegen, dessen Gesicht erst einordnen musste: Es war tatsächlich Walter Scheuerl, seinerzeit derjenige, der mit der Initiative „Wir wollen lernen“ dafür sorgte, dass in Hamburg weiterhin die Kinder von „Besserverdienenden“in Reservatschulen unterrichtet werden. Ein Mensch der Sprecher einer Bürgerinitiativen für die Erhaltung eines Kastensystems, schon im Schulalter ist.

Dieser Mensch kommt mir also vorhin entgegen und was mache ich? Er geht 50 cm an mir vorbei und was mache ich? Ich hätte ihm einen Fußhaken stellen können – das hätte Stil. Ich hätte ihn mittels Blutgrätsche umsäbeln können …. das wäre bemerkenswert. Oder ich hätte ihm einfach einen auf die Nase hauen können – aber Schläge sind als Mittel der Erziehung von penetranten Kindern auch nicht mehr angemessen.

Ich gehe einfach weiter. Denke noch kurz drüber nach, vertwittere es  – um mir „anzuhören„:

Wenn du das nächste mal im Blog über mangelde Zivilcourage meckerst, bekommst du den Tweet um die Ohren gehauen 😉

Tja, jetzt stehe ich hier und muss damit klarkommen, dass es ein Thema gibt, dass ich nicht mehr anschneiden darf.

Aber wie sagte mein Spieß damals „Es gibt so Fälle, da schlägt man einen Affen und muss nachher für einen Menschen zahlen“. Man soll Menschen nicht verprügeln – tut man nicht.