Wie die Bilder sich nicht gleichen

Volksaufstand, Revolution – ein Zustand wie er wohl in Deutschland auch bald herrschen kann/wird/muss. Aber noch ist es ja nicht soweit. Derzeit dominieren die Bilder aus Kirgisien und Thailand unsere Nachrichten. Ich weiss nicht, ob ihr die wundervollen Bilderserien Bigpicture von Boston.com kennt – sollte man auf alle Fälle ab und an mal anschauen.

Die letzten beiden Bilderserien zeigen Bilder aus den beiden genannten Gebieten: Thailand und Kirgisien. Als ich eben die frisch veröffentlichen Bilder aus Thailand ansah sprang mir ein Unterschied zwischen den Bildern deutlich ins Auge: Während in Kirgisien ein massiver Hass zwischen den staatlichen Einheiten und den Protestanten auf den Bilder festgehalten wurde, scheinen Demonstranten und Staatsgewaltige in Thailand nahezu sportlich miteinander umzugehen. In Kirgisien werden auch separierte Demonstranten und Polizisten geschlagen und getreten, während in Thailand beide Parteien gemeinsam Verletzte behandeln.

Die Prinzessin erklärte – als wir vor diesem Blogartikel über den Unterschied des miteinander umgehens sprachen – dass in Kirgisien eben nur Männer den Aufstand probten. Das ist mir als Erklärung zu billig. Woran liegt es? Ist es die generelle Mentalität der Menschen? Ist es lange aufgestauter Hass der sich in Kirgisien endlich ein Ventil sucht, während in Thailand eher eine grundsätzliche Einigkeit der Gesellschaft gesucht wird?

Wenn es hier endlich losgeht, lasst es uns wie in Thailand umsetzen – ohne zu schwere Kollateralschäden. Danke!

Blut vergiessen

Eine sehr geniale Aktion haben die Regierungsgegner in Thailand vor:

Im Machtkampf in Thailand haben die Anhänger des gestürzten Premiers Thaksin damit begonnen, Blutspenden zu sammeln. Später wollen die so genannten Rothemden den Vorrat vor dem Sitz der Regierung ausschütten. Sie seien bereit, ihr Blut für die Demokratie zu vergießen. (Tagesschau)

Allerdings sollte man nicht vergessen, dass solch Aktion auch sehr gefährlich werden kann, wenn das Blut vor der Ausschüttung nicht medizinisch untersucht wird. Schliesslich kann Blut die unterschiedlichsten Erreger transporieren – von Aids über Hepatitis bis zur „normalen“ Grippe.

Und bevor mir Gedankenlosigkeit vorgeworfen wird: Ja, ich denke daran, dass Blut ein SEHR kostbarer Rohstoff ist.

Was wir aus den Ereignissen in Thailand lernen können

Eben lese ich einen Kommentar in der NZZ und fange beim Lesen des Textes an zu stutzen. Ich finde in einem Artikel über Thailand Brücken nach Deutschland. Textteile, die hier auch wahr werden könnten – oder es sogar schon sind. Es geht darum, dass das thailändische Verfassungsgericht die derzeitige Regierung ausgelöst hat (Artikel in der FTD) und dem Regierungschef Somchai ein Politikverbot auferlegt hat.

Aber zurück zu dem Kommentar in der NZZ:

Wer Thailand regiert, ist unklarer denn je. Die von einer Mehrheit des Volkes gewählten Regierungen aus dem politischen Nachlass des weggeputschten Thaksin wurden von der alten Bangkoker Elite und dem Mittelstand nicht akzeptiert.

Dabei muss ich an „Die Linke“ denken, die zwar genügend Wähler überzeugen kann, dass die in dem Grundgesetz gesetzten Hürden vor der Möglichkeit der aktiven Teilnahme an der politischen Arbeit genommen werden, aber dennoch schlicht von den „alten“ Parteien am liebsten verbannt werden würde. Auch den Grünen ging es ehemals so.

Regierungen aus dem politischen Nachlass des weggeputschten Thaksin wurden von der alten Bangkoker Elite und dem Mittelstand nicht akzeptiert. Da offenbar kaum daran gezweifelt wird, dass in Neuwahlen wiederum die Thaksin-Anhänger triumphieren würden, ist für diese Schicht der demokratische Weg nicht mehr begehbar. Sie lehnt bisher allgemeine Neuwahlen ab und strebt ein Parlament an, das nur noch zu einem kleinen Teil vom Volk direkt bestimmt wird. Begründet wird dies damit, dass die Mehrheit des Volkes in den ärmeren nördlichen Regionen nicht genügend reif und gebildet sei, um richtig zu wählen. Es lasse sich weiterhin vom Populisten Thaksin und dessen Nachfolgern verführen.

Ja, DAS wäre ein Weg. Alle Bundesländer, in denen die [Grünen, Linken, FDP. „andere“] zu stark werden, kommen auf eine Bannliste und dürfen an den Wahlen nicht mehr teilnehmen. Gute Idee! Der Kommentar geht weiter mit den Worten:

Hinter dieser Argumentation verbirgt sich die Angst des Bangkoker Establishments vor dem Verlust seines Einflusses.

SOWAS gibt es in Deutschland natürlich nicht. Kein Stück. Hier gibt jeder gern etwas von seinem Stück Machtkuchen ab. Oder etwa nicht?

Es sind Militärs, Monarchisten, Beamte und Angehörige des Mittelstandes, die diese einflussreiche Clique bilden, die die thailändische Politik seit Jahrzehnten bestimmt.

Na gut, die Bundeswehr und Monarchisten haben bei uns nicht so viel zu sagen, aber der Rest?

So gesehen ist Thailand gar nicht sooo weit weg von unserer guten, alten Bundesrepublik. Seid also wachsam.