Rom wurde nicht an einem Tag erbaut

Einen Tag nachdem die etablierten Parteien sich für ihre Wahlerfolge in Thüringen, Sachsen und dem Saarland feiern, ist es auch Zeit die wenigen Ergebnisse der Piraten einmal genauer anzuschauen.

Ich weiss, dass die Onlineumfragen (bei XING dümpeln die Piraten stets überhalb der 80%) kein Maßstab für echte, amtliche Wahlergebnisse sein können. Denn die Piraten rekrutieren sich zu 99% aus den Aktiven der Onlinewelt. Eben die Menschen, die das Internet nicht nur als ein Konsum- sondern eher als ein Mitmachmedium verstehen. Das diese Personengruppe eher bereit ist Kommentare und Blogeinträge zu schreiben und an Onlineabstimmungen teilzunehmen, ergibt sich aus deren Persönlichkeitsprofil. Insofern sind die Piraten eine Partei, die es schaffen wird wahlmüde Wähler zu aktivieren, sofern diese (die Wähler) sich kritisch mit der tagesaktuellen Politik und den Rechten der Menschen in der BRD und dem Netz auseinandersetzen.

Aber wieviele Menschen sind dies denn tatsächlich? Wieviel Prozent der Bundesbürger kennen noch ihre Rechte, wie sie im Grundgesetz (der immer noch legitimierten Ersatz einer Verfassung) festgeschrieben sind? Wieviele Wahlberechtigte Menschen erkennen den Wert, den Sie als Individuum besitzen? Wieviele Menschen sind noch stolz darauf eine eigene Meinung zu besitzen und plappern keine vorgefertigten, manipulativen Meinungsbilder a’la Springerpresse nach?

Es sind zu wenige!

Isotopp stellte fest, dass die Piraten es in Aachen und Münster geschafft haben mit jeweils einem Sitz in die Rathäuser einzuziehen. In den Wahlkreisen, in denen die Piraten aufgestellt waren, haben Sie wohl zwischen 6 und 10% der Stimmen erhalten. Dies ist ein Achtungserfolg, den man nicht kleinreden kann und soll. Nun liegen Münster und Aachen aber nicht in im tiefsten Bayern. Insofern muss man die Zahlen – will man diese für die Bundestagswahl hochrechnen – leider etwas korrigieren. Für mich ist ein Piratenergebniss bei der Bundestagswahl oberhalb der 2% ein Erfolg. Aber bitte: Überrascht mich. Holt mehr als 5% und ich werde feiern, wie ich lange kein politisches Wahlergebnis gefeiert habe.

Jörg Tauss trägt eine Augenklappe

Ja, Jörg Tauss ist seit heute ein Mitglied der Piratenpartei. In folgendem Interview bezieht er Stellung zu seinem Austritt aus der SPD, zu seinem Verhältnis zu den anderen Parteien und den Vorwürfen gegen ihn bezügl. des Besitzes von Kinderpornografie. Wichtig ist vor allem das ansprechen einer stattgefundenen Diskussion innerhalb der Piratenpartei, eben bezüglich des VERDACHTS einer Straftat. Tauss erklärt, dass er Sozialdemokrat ist und bleibt und das er weiterhin versuchen wird, „seiner Linie“ treu zu bleiben.

httpv://www.youtube.com/watch?v=Fn2At6NAg3w

Quelle

Interessant in diesem Zusammenhang auch eine Aussage, die Tauss in seinem Blog als Antwort auf die Diffamierungen aus Richtung der Springerpresse formuliert:

Seit Verbreitung des Links auf BILD.de ist die Zahl meiner Follower bei twitter auf über 1.800 angewachsen. Darf ich nach der Bundestagsdebatte für morgen höflich um Wiederholung bitten? Das ist doch das Schöne am Internet. Die Meinungsmacht Ihres Blattes bröselt und es lassen sich gegen PR- Wahlgesetze, die einen Missbrauch des Missbrauchs von Kindern bedeuten, plötzlich 134000 Störenfriede und „ausgerechnet“ Tauss mobilisieren. Kein Wunder, dass Sie am Aufbau von Zensur- Infrastrukturen interessiert sind. Die schlechte Nachricht: Wir holen uns das Netz zurück ;- )

Egal was Jörg Tauss nun macht, er hat unser aller Respekt verdient

Nachdem – laut Tauss Aussage vor Medien – sein Entschluss fest steht, die SPD zu verlassen, muss man ihm – egal ob und welcher partei er sich in Zukunft anschliessen wird – Respekt zollen.

Es ist heute NICHT Standard, dass ein Politiker persönliche Prinzipien hat und zu diesen auch steht. Es gehört heute nicht mehr in das Anforderungsprofil eines Politikers, Prinzipien zu haben, geschweige denn sich für diese auch konsequent einzusetzen. Umso mehr muss man sich eigentlich vor einem Mann verneigen, der – trotz sicheren Listenplatz bei der nächsten Bundestagswahl!! – den Arsch in der Hose hat und sich hinstellt und (sinngemäss) erklärt: Das was ihr da (liebe SPD) macht, kann ich nicht mehr mittragen.

Es wird viel von Aussteigern (Ob Rechte Parteien oder Drogen) gesprochen – und wie ihnen geholfen werden kann. Menschen, die an einem Punkt ihres lebens feststellen, dass sich der künftige Lebenweg nicht mehr mit den alten Weggefährten gehen lässt, ohne dass man selbst zugrunde geht. Tauss ist das Buhmännchen der SPD zu geworden. Er wurde ausgegrenzt, da gegen ihn ein Strafverfahren anhängig ist. Aber Tauss war leider keiner der parteikonformen Arschkriecher, der unliebsame Worte aussprach. Sowas mag man in der SPD nicht, besonders nicht, wenn diese Worte zwar der Wahrheit aber nicht ins Parteikonzept passen.

Ich wünsche mir zuerst, dass uns allen der Politiker Jörg Tauss erhalten bleibt und des weiteren noch viel mehr Politiker wie ihn und keine Hampelmänner, die an den Fäden der Springerpresse hängen.