Es wird Zeit auch mal Dank zu sagen

Atomality hat es nicht nur erkannt, sondern auch getan. Sie hat sich bei all den eifrigen Unterstützern der Piraten bedankt. OK, sie hat dabei all die fleissigen, unermüdlichen Flyerverteiler und Plakataufsteller ausgelassen. Atomality hat sich auf die, wenigen namentlich zu erfassenden Aktiven beschränkt, die in einer Stunde mehr als eine Hundertschaft von Flyerverteilern oder jeder TV-Spot dazu beigetragen haben, dass die Piraten dort stehen, wo sie jetzt sind.

Leseprobe:

All diesen unermüdlichen Wahlhelfern ist bewußt, das noch ein langer Weg vor ihnen liegt. Aber im Laientum vereint, von der wilden Zerstörungswut der Grundfesten der Republik vorangetrieben, mit eitlem Spöttertum und radikaler Angst ausgestattet, werden sie auch in den nächsten vier Jahren alles daran setzen, die junge Piratenpartei in ihrem Aufstieg zu unterstützen.

Ich verlinke eher nicht auf das Blog meiner Prinzessin, hier hat sie es aber redlich verdient 🙂

Was die ZEIT nicht verstehen kann

Die Zeit setzt sich – wieder einmal – mit der Piratenpartei auseinandern. In dem Artikel geht es auch um eine nicht gewollte Einordnung der Partei in das alte Schema Rechts<->Links. Warum man aber – laut Zeit – in dieses Schema passen muss, wird mit folgender Passage versucht zu erklären:

„Piraten“, so die Meinung von Nutzer „701“, „sollten keine Ideologie verfolgen“. Das ist zunächst einmal schlau, wenn man so viele Menschen wie nur möglich ansprechen will. Doch es entpuppt sich als ziemlich schwierig, wenn man Politik zu machen beabsichtigt.

Denn wie hätte man sich das vorzustellen? Im Gegenzug für die Mitarbeit an einem verbesserten Datenschutzgesetz verspricht die Piratenfraktion der CDU morgens ihre Stimmen in Sachen Atomkraftausbau, winkt mittags zusammen mit der FDP ein neues Steuersenkungsgesetz durch, kämpft nachmittags an der Seite der SPD-Genossen für den Mindestlohn und hängt abends ihr Fähnchen beim Kriegsmandat in den Wind der Mehrheit?

Abgesehen davon, dass man der CDU nicht bei der Atomenergiefrage helfen muss, um für ein verbessertes Datenschutzgesetz zu sein frage ich: Wo ist das Problem? Warum darf man die Probleme in unserem Land nicht sachbezogen und dediziert angehen? Hat nicht jedes Problem eine eigene Betrachtung verdient? Muss ich mich einer vorhandenen Partei unterwerfen, wenn ich politisch aktiv handeln möchte? Es ist genau dieses Schwarz/Weiss-Denken, dass uns soviele Probleme bereitet hat. Entweder dieses Paket oder jenes Paket.

Früher gab es diese wundervollen Kompaktanlagen. Rosita stand in fast allen „Mädchenzimmern“. Nicht lange denken, keine Gedanken an Details verschwnden: Kompaktanlage und gut. Ich habe diese Kompaktanlagen damals schon gehasst und hatte eigene Vorstellungen, welches Tapedeck, welchen Verstärker und welchen Plattenspieler ich haben wollte. An dieser Differenzierung hat sich bis heute nichts geändert. Aber kann ja nicht jeder auf die Details achten, gell liebe Zeit. Wird auch sonst zu kompliziert.

To nerd or not to nerd – THAT’s the question

Ist es nicht schön, wenn die Menschen Schubladen beschriften und dort Dinge hineinpacken? Im Moment – und da ist die Piratenpartei definitiv mitschuld – ist es der Nerd. Wobei eigentlich nicht die Piratenpartei selbst schuld ist, sondern der Versuch der „Hilflosen“ zu erklären, wie es dazu kommt, dass eine neue Bewegung entsteht und mit sehr viel Elan und Motivation einen stets grösseren Platz in der Gesellschaft einnimmt. Oft und gern wird also der Begriff Nerd aus der Schublade geholt: „Die Piratenpartei besteht aus Nerds“. <- Punkt. Kein weiterer Erklärungsbedarf, denn Nerds sind seltsame, lichtscheue Gestalten, die sich von kalter Pizza ernähren.

Einen Erklärungsversuch des Nerds (der sehr liebevoll aufgesetzt ist) macht Jens Scholz in seinem Blog:

Worum es nämlich – ob bei Klamotten, der Frisur oder eben dem Koffer, immer ging war: Zweckmäßigkeit. Nie Mode. Ich erinnere mich an kein einziges Label, an keinen Herstellernamen auch nur eines Stücks meiner Klamotten. Ich dachte keinen Moment darüber nach, ob ich irgendwie aussehen wollte, ich dachte noch nicht einmal darüber nach, ob ich irgendwie nicht aussehen wollte. Es war nämlich vor allem eines: Völlig unwichtig.

Einiges, was Jens dort beschreibt trifft auch auf mich zu – aber bin ich ein „Nerd“? Nee, glaube nicht. Warum sollte ich auch einer sein? Ich bin schlicht und ergreifend ich – ich selbst. Ein Indiviuum, dass sich von fast allen anderen Individuuen unterscheidet. Ich habe Berührungspunkte mit Nerds (wie sie hier und dort beschrieben sind), wurde aber auch schon als „Rocker“ klassifiziert weil ich Rockmusik hörte (Pink Floyd, Deep Purple, Led Zeppelin, Doors etc.). Es gab Leute in meinem Leben, die mich als „geilster Spiesser, den ich kenne“ bezeichneten (OK, das waren Hardcore-Punks). Was also bin ich? Oder bin ich am Ende einfach ich? Jemand der quer über mehrere Schubladen zu legen ist?

Vielleicht ist DAS genau das, was es zu erkennen gilt: Weg mit den Schubladen!