Equal Pay – die Personaldienstleister schwitzen Blut

Equal pay steht für „Gleiche Bezahlung“. Die World of Staff Personaldienstleistungen in München hat nun eine Pressemitteilung heraus gebracht, wo ich im Moment nicht weiss, ob ich lachen oder weinen soll.

Vorab die Erklärung:

Die Forderungen werden immer lauter: Der Zeitarbeitnehmer, der am Band beim Autobauer die linke Tür einsetzt, soll genau das Gleiche verdienen wie der Festangestellte, der die rechte Tür einbaut. Viele setzen dieses sog. „Equal Pay“ mit den elementarsten Regeln der sozialen Gerechtigkeit gleich.

Klingt doch OK. Der Vorteil beim Einsatz von Zeitatbeitern ist für das Unternehmen ganz klar definiert:

  • Schnelle Verfügbarkeit bei kurzfristigem Bedarf
  • Kurzfristige „Freisetzung“ wenn der Bedarf beendet ist
  • Keine gesetzlicher Kündigungsschutz durch das anfordernde Unternehmen
  • Kein Urlaubsgeld, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall

Natürlich lassen sich die Personaldienstleister dieses „zur Verfügung halten“ von passenden Arbeitskräften gut bezahlen. Dadurch, dass der abfordernde Arbeitgeber deutliche monetäre Vorteile hat, werden Zeitarbeitskräfte nicht „verschenkt“. Dennoch, werden viele Zeitarbeiter als minderbezahlte Sklaven der Moderne gehalten. Und das soll auch so bleiben, denn Kai Thiele von World of Staff sagt dazu:

„“Equal Pay“ macht die Zeitarbeit deutlich teurer und bürokratischer.

Ja, tatsächlich. So wie Elena z.B. auch. Hat die Personalbranche gegen diesen Mehraufwand gewettert? Ich habe nichts gehört!

Für viele Kundenunternehmen würde sie schlichtweg unrentabel sein.

DANN wird es Zeit, dass diese Kundenunternehmen vom Markt gewischt werden. Wer keine anständigen Löhne zahlen kann, hat in einer sozialen Marktwirtschaft nichts verloren!

Kunden würden uns ihre internen Gehaltsstrukturen nicht offenbaren. Die Folge wären Entlassungen intern und extern“.

Hmm, da soll der Herr Thiele sich doch mal mit der Firma Airbus in Verbindung setzen. Airbus setzte Ende 2008 allein im Werk Finkenwerder (bei Hamburg) bei 12.000 Festangestellten Mitarbeitern, ca. 5000 (FÜNFtausend) Leiharbeiter ein. Diese wurden von diversen – auch internationalen – Unternehmen ins Haus geholt und werden alle nach Equal pay bezahlt.

Es gibt eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat, dass Leiharbeiter (schon seit Jahren) den gleichen Lohn wie Festangestellte bezahlt bekommen müssen. Wenn Equal pay so unrentabel ist und so einen unglaublichen Verwaltungsaufwand kostet, warum ist dann mehr als jeder vierte Arbeitsplatz bei Airbus ein Equal pay-Leiharbeiter?

So richtig verlogen kommt es aber jetzt erst:

Die Politik vergisst dabei die Eigenständigkeit der „Branche Zeitarbeit“. Zeitarbeit ermöglicht vielen eine anschließende Festanstellung. Thiele von World of Staff: „Manchmal dauert es 15 oder 18 Monate, bis ein Zeitarbeitnehmer vom Kundenbetrieb fest übernommen wird, aber wenn die Möglichkeit von vorneherein aufgrund von „Equal Pay“ verhindert wird, dann nützt dies auch niemandem.

Equal pay verhindert keine Übernahme – Was Übernahmen wirklich verhindert ist es, das es keinen Mindestlohn gibt und es so für die Firmen billiger ist, von Personaldienstleistern zu rekrutieren, welche sich eine goldene Nase verdienen. Würden Zeitarbeiter (Was – wie man am Beispiel Airbus sieht finanziell und bürokratisch möglich ist) gleiches Geld verdienen müssen, würden viele Sklaven haltende Betriebe Probleme bekommen und vor allem die Hehler der Sklavenarbeiter würden nicht mehr so viel Geld verdienen.

Rein volkswirtschaftlich wäre equal pay allerdings großartig, da erstens einige Zeitarbeiter keine Hartz-IV Aufstockung mehr benötigen würden und vor allem wesentlich mehr Geld in die Sozialversicherungen und den Wirtschaftskreislauf fliessen würde.

Equal pay schadet hier nur einer kleinen Randgruppe: Den Personaldienstleistern.

Und wieder werden 1000 Leiharbeiter in die Arbeitslosigkeit gespuckt

Leiharbeiter, das Kürzel für das amerikanische Hire & Fire Prinzip. Nun trifft es Airbus-Angestellte aus Finkenwerder (liegt bei Hamburg), die nicht das Glück eines festen Arbeitsplatzes haben:

Der Flugzeughersteller Airbus will in diesem Jahr laut einem Zeitungsbericht rund 1000 Leiharbeiter-Stellen am Standort Hamburg-Finkenwerder abbauen. (Quelle Tagesschau)

Mal eine Relation, wie die Beschäftigtenstruktur bei Airbus in Finkenwerder aussieht:

Airbus beschäftigt in seinem Werk in Finkenwerder rund 12.000 fest angestellte Mitarbeiter und 5000 Leiharbeitskräfte.

ABER: Bei Airbus bekommen(!) die Leiharbeiter wenigsten den gleichen Lohn wie ihre fest angestellten Kollegen. DAS muss man dem Betriebsrat bei Airbus hoch anrechnen. Wo diese 1000 Arbeitnehmer nun beschäftigt werden sollen? Naja, mal den Hessen-Koch fragen, was er mit diesem faulen Pack anfangen will. Oder ob Ole von Beust da in Hamburg mal eben 1000 Stellen schaffen wird?

Focus und „Fakten“ über Zeitarbeit

Wer kennt sie noch, die markigen Worte: „Fakten Fakten und immer an die Leser denken“? Ja, mit Fakten wollte Focus punkten, sagte damals dem Spiegel den Kampf an. Aber was ist geblieben, von dem Wunsch nach Qualitätsjournalismus?

Der Focus hat herausgefunden, dass derzeit Leih- oder Zeitarbeit in aller Munde ist und schreibt Artikel, die auf diesen Beitrag aus 2007 verlinken. Dort beantwortet der zum Beispiel folgende Frage:

Frage: Was passiert, wenn die Zeitarbeitsfirma keinen geeigneten Job für mich findet?

Antwort(Focus): Sollte die Agentur einmal keine Anfrage von einem Kundenunternehmen haben, erhält der Mitarbeiter dennoch die vereinbarte Vergütung. Auch um ihren Job müssen sich Leiharbeiter bei vorübergehenden Flauten vorerst keine Gedanken machen.

Da frage ich mich doch, woher diese Antwort kommt. Auch wenn der Artikel aus 2007 stammt, wurde das Synchronisationsverbot bereits 2004 komplett aufgehoben.

Aber selbst wenn die Leiharbeitsfirma unbefristete Arbeitsverhältnisse abschließt, kann sie diese so kündigen, dass Dauer des Arbeitsvertrages und der Einsatz im Entleihbetrieb synchron verlaufen. Damit wird das Beschäftigungsrisiko nicht mehr von der Leiharbeitsfirma, sondern von den Leiharbeitnehmer/innen getragen. (Quelle)

Das heisst, wenn die entleihende Firma keine Arbeit mehr für den Zeitarbeiter hat ist er arbeitslos. Auf diese Weise wurde – dank Zeitarbeit – das Kündigungsschutzgesetz komplett ausgehebelt. Also vorsicht, wenn ihr Dinge bei Zeitschriften recherchiert.