Focus und „Fakten“ über Zeitarbeit

Wer kennt sie noch, die markigen Worte: „Fakten Fakten und immer an die Leser denken“? Ja, mit Fakten wollte Focus punkten, sagte damals dem Spiegel den Kampf an. Aber was ist geblieben, von dem Wunsch nach Qualitätsjournalismus?

Der Focus hat herausgefunden, dass derzeit Leih- oder Zeitarbeit in aller Munde ist und schreibt Artikel, die auf diesen Beitrag aus 2007 verlinken. Dort beantwortet der zum Beispiel folgende Frage:

Frage: Was passiert, wenn die Zeitarbeitsfirma keinen geeigneten Job für mich findet?

Antwort(Focus): Sollte die Agentur einmal keine Anfrage von einem Kundenunternehmen haben, erhält der Mitarbeiter dennoch die vereinbarte Vergütung. Auch um ihren Job müssen sich Leiharbeiter bei vorübergehenden Flauten vorerst keine Gedanken machen.

Da frage ich mich doch, woher diese Antwort kommt. Auch wenn der Artikel aus 2007 stammt, wurde das Synchronisationsverbot bereits 2004 komplett aufgehoben.

Aber selbst wenn die Leiharbeitsfirma unbefristete Arbeitsverhältnisse abschließt, kann sie diese so kündigen, dass Dauer des Arbeitsvertrages und der Einsatz im Entleihbetrieb synchron verlaufen. Damit wird das Beschäftigungsrisiko nicht mehr von der Leiharbeitsfirma, sondern von den Leiharbeitnehmer/innen getragen. (Quelle)

Das heisst, wenn die entleihende Firma keine Arbeit mehr für den Zeitarbeiter hat ist er arbeitslos. Auf diese Weise wurde – dank Zeitarbeit – das Kündigungsschutzgesetz komplett ausgehebelt. Also vorsicht, wenn ihr Dinge bei Zeitschriften recherchiert.

Hat Schlecker seine Parteispenden nicht überweisen?

Angestellte ganzer Branchen werden durch Niedriglöhne geknechtet, aber ausgerechnet auf Schlecker scheint sich unsere neune Arbeitsministerin Zensursula von der Leyen einzuschiessen:

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will die Vorwürfe gegen die Drogeriekette Schlecker, über Zeitarbeitsfirmen Lohndumping zu betreiben, überprüfen. „Bei Schlecker gucken wir sehr genau hin, ob da Missbrauch betrieben wird oder ob Gesetze umgangen werden. Wenn das der Fall ist, werden wir diese Schlupflöcher schließen“, sagte die Ministerin in der ARD-Sendung „Anne Will“. Gegebenenfalls will die Politikerin „gesetzlich nachsteuern“. (Quelle Welt)

Aber warum so dediziert auf Schlecker schiessen? Warum nicht generell die Entlohnung von abhängig Beschäftigten prüfen? Wenn selbst ehemalige Staatsbetriebe Mitarbeiter teilweise in Tochterunternehmen auslagern um an Löhnen zu sparen, warum geht man dann massiv auf Schlecker los?

Oder braucht Zensursula mal wieder ein mit Schlagworten besetzten Thema, dass sich gut in den Medien verkaufen lässt?