Solidarität mit Soldaten?

Die Welt erklärt uns Leservolk:

Die öffentliche Trauerfeier für die drei getöteten Bundeswehrsoldaten zwingt die Gesellschaft, sich mit deren Schicksal auseinanderzusetzen. Das ist gut, denn in Deutschland gibt es noch immer keine Kultur der Anteilnahme. Dabei hat die Bundeswehr einen Anspruch auf Solidarität.

Und ich beantworte die Frage aus der Überschrift mit einem: JA! Natürlich soll und muss man Solidarität mit den Soldaten und auch mit den Hinterbliebenen der gefallenen Soldaten üben. Die Soldaten sind nicht aus freien Stücken nach Afghanistan gegangen. Sie haben dort ihren staatlichen Auftrag erledigt, wie ein Feuerwehrmann in ein brennendes Haus geht oder der Polizist sich bewaffneten Bankräubern gegenüberstellt. Die im Einsatz befindlichen Soldaten befinden sich dort in UNSEREM Auftrag – die von uns gewählten Volksvertreter haben sie dort hingeschickt, schlussendlich also wir Wähler.

Wenn die Welt allerdings schreibt:

Es ist den Familien der drei in Afghanistan gefallenen Soldaten hoch anzurechnen, dass sie einer öffentlichen Trauerfeier zugestimmt haben.

habe ich schizophrene Gefühle: Einerseits weiss ich nicht ob es mutig ist. Es ist sicherlich mutig in aller öffentlich zu trauern. Ich gehöre zu den Menschen die auf einer Beerdigung auch schon mal kräftig Tränen lassen können. Ob ich da Fernsehkameras in meiner Nähe haben möchte …

Was ich aber verachte ist, dass sich die für den Tot mitverantwortlichen Politiker (denn sie stützen den Auftrag) – namentlich unsere Bundeskanzlerin und der Selbstverteidigungsminister – öffentlichkeitswirksam große Reden schwingen. Eine stille Teilnahme durch bloße Anwesenheit hätte ich persönlich als deutlich angemessener empfunden. Anwesenheit und eine Ehrung vor den aufgebahrten Särgen. Vielleicht eine Rede vor dem Parlament. Bis zum heutigen Tag sind 39 Soldaten im Kampfeinsatz in Afghanistan gestorben. Gedenkt unsere Kanzlerin auch diesen? Ist unser Selbstverteidungsminister in Gedanken auch bei deren Familien? Oder bleibt diese Aufgabe wieder am Bundeswehrverband und dem Freundes- und Familienkreis hängen? Wäre ja nicht das erste mal, dass die Opfer und Hinterbliebenden wieder allein sind wenn die Reporter weg sind.

Nochmal: Solidarität mit den Soldaten, Opfern und Hinterbliebenen. Aber Hinterfragung bei den wahren Verantwortlichen.

Und vor allen Dingen: Bringt die Jungs nach Hause! (Video aus dem großartigen Pink Floyd Werk „The Wall“)

httpv://www.youtube.com/watch?v=oSpeZZFFMT0

PS: Sehr geehrte Politiker, tun sie mir doch bitte einen Gefallen: Sprechen sie nicht von gestorbenen Soldaten. Wenn sie den Soldaten und Hinterbliebenen wirkliche Ehrbezeugung zukommen lassen wollen, dann sprechen Sie bitte davon, dass diese Menschen gefallen sind. Menschen sterben an Altersschwäche, nach Unfällen und an Krankheiten. Der Soldat, der sein Leben für sein Land gibt und durch Gewalteinwirkung stirb, der fällt! Soviel Zeit sollte eigentlich sein.

Wie die Bilder sich nicht gleichen

Volksaufstand, Revolution – ein Zustand wie er wohl in Deutschland auch bald herrschen kann/wird/muss. Aber noch ist es ja nicht soweit. Derzeit dominieren die Bilder aus Kirgisien und Thailand unsere Nachrichten. Ich weiss nicht, ob ihr die wundervollen Bilderserien Bigpicture von Boston.com kennt – sollte man auf alle Fälle ab und an mal anschauen.

Die letzten beiden Bilderserien zeigen Bilder aus den beiden genannten Gebieten: Thailand und Kirgisien. Als ich eben die frisch veröffentlichen Bilder aus Thailand ansah sprang mir ein Unterschied zwischen den Bildern deutlich ins Auge: Während in Kirgisien ein massiver Hass zwischen den staatlichen Einheiten und den Protestanten auf den Bilder festgehalten wurde, scheinen Demonstranten und Staatsgewaltige in Thailand nahezu sportlich miteinander umzugehen. In Kirgisien werden auch separierte Demonstranten und Polizisten geschlagen und getreten, während in Thailand beide Parteien gemeinsam Verletzte behandeln.

Die Prinzessin erklärte – als wir vor diesem Blogartikel über den Unterschied des miteinander umgehens sprachen – dass in Kirgisien eben nur Männer den Aufstand probten. Das ist mir als Erklärung zu billig. Woran liegt es? Ist es die generelle Mentalität der Menschen? Ist es lange aufgestauter Hass der sich in Kirgisien endlich ein Ventil sucht, während in Thailand eher eine grundsätzliche Einigkeit der Gesellschaft gesucht wird?

Wenn es hier endlich losgeht, lasst es uns wie in Thailand umsetzen – ohne zu schwere Kollateralschäden. Danke!

Wann werden Soldaten Mörder?

Eigentlich ist die Frage doch – moralisch/ethisch- sehr einfach zu beantworten.

Gegeben sein, dass Soldaten das Mittel der Verteidigung eines Staates sind. Insofern sind Soldaten das Instrument der Notwehr von Regierungen.

Notwehr ist in Deutschland klar definiert:

  • Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden (BGB §227b)

Warum sollte man all die Details, die in der Genfer Konvention oder der Haager Landkriegsordnung festgehalten sind durchwühlen (in denen nur der Wahnsinn des Krieges verwaltet wird), nur um damit letztendlich Nichtfachleute zu verwirren? Soldaten handeln stets und ausschliesslich in Notwehr. OK, Soldaten dürfen schon ein bisschen mehr als NUR sich selbst zu verteidigen, aber das ist wirklich nur ein klitze-kleines bisschen, was der Soldat da pro-aktiv darf.

Wenn wir uns – sowie unsere Politiker und auch unsere Soldaten –  diese einfache Regel immer mal wieder zur Herzen nehmen, wird die Bewertung einiger Ereignisse deutlich einfacher.