Können wir auch heute von den Griechen lernen?

Es wird viel verbal auf die Griechen eingeschlagen dieser Tage. Aber auch immer zu recht?

OK, die griechische Regierung hat Zahlen geschönt. Aber hat dies unsere Regierung nicht auch getan – hat sie uns nicht anlässlich des Wachstumsbeschleunigungsgesetzes die Hucke voll gelogen? Die Wirtschaft sollte es ankurbeln – letztendlich sorgt es aber nur für weitere Milliarden Steuermindereinnahmen, die wir einfachen Steuerzahler irgendwie zu schultern haben. Dan des Wirtschaftsbeschleunigungsgesetzes sind ja Erben, Hoteliers, Firmen und Konzerne besser gestellt – aber wer zahlt denn die Ausfälle? DIE hat der einfache Mann zu tragen.

Wo wir gerade dabei sind: Wer zahlt denn den Grossteil der 2,8 Milliarden Euro den die Deutsche Bank im ersten Quartal 2010 mit dem Investmentbanking machte? KANN es sein, dass ein Grossteil des Ertrages deshalb generiert werden konnte, da die Deutsche Bank Kredite aufnehmen kann ohne dafür Zinsen zu zahlen? Und dieses zinsfreie Geld für teuer Geld INVESTieren konnte? Wer aber zahlt die Zeche, wer zahlt das Geld der Zentralbanken? Richtig, wieder wir – die kleinen Steuerzahler. Die grossen Zahler sind ja (nicht zuletzt auch wegen des Beschleunigungsgesetzes) ein wenig von der Zuzahlung befreit.

Wenn die Griechen nun feststellen, dass der kleine Mann (und die Frau auch) mehr leiden müssen als die Reichen

Panagópoulos ist nicht der einzige, der glaubt, dass die reichen Griechen weniger Lasten tragen werden müssen als die Wenig- und  Normalverdiener. Seine und die anderen Gewerkschaften wollen deswegen nicht nur streiken, sondern erneut auch auf die Straße gehen. Landesweit sind zahlreiche Kundgebungen geplant. (Tagesschau)

dann sehe ich Parallelen zu uns hier in Deutschland. Auch bei uns wächst der Schuldenberg immer rasanter an – während die Reichen ihren Wohlstand stets weiter zu mehren wissen und der kleine Mann immer kleiner wird.

Immer mehr Beschäftigte sind wegen ihrer geringen Entlohnung auf staatliche Hilfe angewiesen. Nach Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit (BA), die der Süddeutschen Zeitung vorliegen, erhielten 2009 im Jahresdurchschnitt 1,325 Millionen Bürger Arbeitslosengeld II (Hartz IV), obwohl sie ganz oder teilweise berufstätig waren. (Süddeutsche)

Und dieser stets wachsende Anteil der Aufstocker soll die Schulden der BRD zahlen, während der Besitzenden von immer neuen Steuerlöchern und -erleichterungen profitieren.

Das Bundesfinanzministerium rechnet laut „Berliner Zeitung“ bis 2013 mit Steuermindereinnahmen von insgesamt bis zu 40 Milliarden Euro. (Tagesschau)

Und Westerwelle will noch weitere Steuererleichterungen auf den Weg bringen. Der Typ hat doch wohl echt einen an der Waffel und in Mathematik und VWL nicht mal teilgenommen: „Wer nichts wird wird Wirt! … und wer auch das nicht schnallt wird Rechtsanwalt“

Was also können wir von den Griechen lernen? Wir können uns schon heute anschauen was auch uns in ein paar Jahren ins Haus steht, wenn wir weiterhin unser Geld den Konzernen und Investoren in den Arsch schieben ohne dabei an eine langfristige Stabilität zu denken. Als Privatmensch kann man Geld nicht ausgeben, dass man nicht hat. Unser Staat tut dies. Er gibt heute bereits das Geld unserer Ururenkel aus.

Merkel und Westerwelle einig: Deutsche geben Stimmrecht in der EU ab

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich für drastische Konsequenzen aus der Griechenland-Krise ausgesprochen. Staaten, die gegen die Defizitgrenzen der Europäischen Union verstoßen, sollte nach dem Willen Merkels künftig zeitweise das Stimmrecht in der EU entzogen werden. (FTD)

Ja Frau Merkel – das kann was werden, wer sich nicht an die Regeln hält, wird bestraft. Was sagt ihr Vizekanzler dazu?

Konkret geht es Westerwelle um massive Eingriffsmöglichkeiten der EU auf nationale Hoheitsrechte der Mitgliedstaaten in der Haushalts- und Wirtschaftspolitik. (Welt)

Auch Westerwelle ist also dafür, den Staaten auf die Hände zu klopfen, die sich nicht an die EU-Vorgaben halten.

Wann also werden Merkel und Westerwelle anfangen die Klappe zu halten und demütig das Ruder der bundesdeutschen Finanzen an die Finanzhüter der EU übergeben?

Wie sehen denn die finanziellen Eckdaten von Maastrich aus?

  • Das Haushaltsdefizit darf nicht mehr als 3% des Bruttoinlandsproduktes betragen. Deutschland 2009: 3,4%
  • Die Gesamtschulden dürfen nicht mehr als 60% des Bruttoinlandsproduktes betragen. Deutschland 2009: 73,1%

Woher zum Henker nehmen sich diese Großmäuler Merkel und Westerwelle das Recht über Andere zu urteilen, solange sie vor ihrer eigenen Tür nicht gekehrt haben. Soll die Welt wieder am deutschen Wesen genesen? Ich kotz gleich.

Lieber Wähler in NRW: Denkt dran, mit welchem Realitätssinn CDU und FDP gesegnet sind!

Axel Springer gegen den Rest?

Nutznießer waren in diesem Fall gerade einmal 34 Schützlinge des Ministers.Wer gestern Hartz aber Fair sah, stellte fest dass es unter den Gästen nur einem absoluten Gegner jedweder Unterstützung für Griechenland gab: Nikolaus Blome, dem Leiter des Hauptstadtbüros der „Bild“-Zeitung.

Wer nun die Holz- und Bitmedien verfolgt wird schnell feststellen, dass anscheinend eine Front durch die deutsche Presse läuft: Axel Springer Verlag gegen den Rest der Welt, während zum Beispiel die Welt schreibt:

70 Prozent der Griechen lehnen Sparmaßnahmen und das EU-Rettungspaket ab – mit fatalen Folgen: Der Protest der öffentlichen Verkehrsbetriebe führt zu einem Ausfall von zehn Millionen Euro pro Jahr. Auch die Lehrer wollen streiken und so das Abitur ausfallen lassen. Nun drohen die Pharmahersteller.

entnehmen wir dem Spiegel:

700 überflüssige Staatsbetriebe, Ausschüsse, Träger – in Griechenland sind im großen Stil Steuern und EU-Mittel versickert, die Wut der Bevölkerung ist groß.

Ja, was denn nun? Sind die Griechen auf ihre Regierung sauer oder sind sie stur und uneinsichtig? Vor allem wollen wir uns Deutsche doch mal an das eigene Näschen fassen und uns überlegen, was wir tun würden, wenn wir in der Lage Griechenlands wären. Würden wir versuchen Geld von „irgendwoher“ zu bekommen, oder würden wir versuchen – voller Nationalstolz – unser Erspartes zu opfern und höhere Steuern zu akzeptieren?

Ich empfehle meiner geneigten Zielgruppe einmal den Spiegel-Artikel zu lesen. Das Welt-Pamphlet ist den Platz auf der Serverfestplatte nicht wert. Aber dem Spiegel können wir – mit ein wenig Phantasie – gewisse Lehren entnehmen, was da in Griechenland für die Probleme sorgte: Schliesslich und endlich Günstlingswirtschaft wie wir sie auch bei uns in Deutschland vorfinden.

Auch beschreibt der Spiegel, wer auch Nutzniesser der griechischen „Verschwendung“ wurde:

Die Subventionen aber flossen in den Konsum, der den Bauern durchaus einen erhöhten Lebensstandard und den vornehmlich aus Deutschland importierten Verbrauchsgütern und Maschinen beste Absatzzahlen bescherte.(Hervorhebung von mir)

Achtet mal ein wenig auf die Differenz zwischen der Berichterstattung der Axel-Springer-Presse und dem Rest der Welt.