Die Daten sind sicher, ich pass auf, der Scheck ist in der Post

Alles sind Lügen – in dem Moment wo sie als Aussage formuliert wurden sind sie unwahr.

Die Verwaltung der schleswig-holsteinischen Stadt Glücksburg hat offenbar unwissend vertrauliche Datensätze verhökert: Steuerbescheide, Dokumente zu Vergabeverfahren, Sitzungsprotokolle aus mehreren Jahren – all das gelangte am Rande eines Flohmarkts in fremde Hände.

30 Euro wollte Backen für die Speicher hinblättern. Was er seinen Angaben zufolge nicht wusste: Er kaufte damit die kompletten Datensätze der Stadt Glücksburg, mindestens aus den Jahren 2004 und 2005.

Die Daten waren offenbar nicht gesichert oder verschlüsselt. Denn in Glücksburg nutzte die Verwaltung lange Zeit die veralteten Betriebssysteme Windows NT und Windows 95 – eine ausreichende Sicherung der Dokumente war damit nicht möglich, so Weichert.

Quelle: NDR. So grosse Hände und Gesichter gibt es gar nicht für diesen Facepalm-Deluxe. Und Menschen, die SO mit unseren und ihren eigenen Daten umgehen, wollen von mir verlangen, dass ich ihnen pauschal alle meine Datensätze, inkl. genetischen Fingerabdruck, zur Verfügung stelle? Die haben doch wohl echt nicht mehr alle Latten am Zaun.

The end of the net as we know it – wir werden gekonnt haben

Seit mehr als 25 Jahren benutze ich die elektronische Datenkommunikation, als Weg mich frei über Entfernungen und Grenzen hinweg mit Menschen auszutauschen. Diese Freiheit der Kommunikation, auf die ich stolz war, sie meinen Kindern in die Hand weiter reichen zu dürfen.

Und ich glaube, ich darf mir Fug und recht ein wenig stolz auf das deutsche Internet sein. Das „Internet“, dass für mich anfing, als THW 1986 anfing Usenet in Hamburg „anzubieten“. Man kommunizierte über Mail und ein paar Newsgruppen. Bang-Adressierung FTW … Ja, die gute alte Zeit.

Es wurden Mailboxen gestrickt und Padeluun brachte sich mit seinem Ausspruch „Vernetzt die Hängematten“ in aller Munde. Mausnet, Zerberus und wie sie alle hiessen, all das waren logische und richtige Schritte auf dem Weg eine Infrastruktur in Deutschland aufzubauen, die es uns ermöglichte das Internet zu verteilen. Irgendwer kannte einen, der einen kannte – und schon war ein neuer angehender Informationsjunkie ans Netz gebracht. Betriebssystem war egal. Entweder Remote-Zugriff oder pollen. Hauptsache man nahm Teil an dem grossen Pool des Wissens. Es gab kaum eine Fragestellung die nicht beantwortet werden konnte. Von Kochrezepten, über Chemie, Literatur bis zur Selbstverständlichkeit in diesen Kreisen: Der EDV.

Irgendwann kann dann richtiges Internet. Richtiges Internet hatte nur ein Problem: Es war teuer. Vor allem für diejenige, die uns „Saugern“ das Internet zur Verfügung stellten. Das waren in Hamburg ganz normale junge Menschen wie Du und ich. Zu vielen aus Hamburg – und aus Deutschland und der Welt – habe ich heute noch Kontakt.  Diese guten Seelen stellten ihren Rechner – inklusive Telefonleitungen und Schrankwände voller Modems – uns Usern zur Verfügung. Es wurde gesammelt und es wurden – bezahlbare – Gebühren erhoben. Wenn es Probleme gab, kommunizierte man sich und löste die Probleme. Sowas schweisste zusammen. Man hatte ein gemeinsames Projekt: Man baute Kommunikationsstrukturen auf. Manche verdienten damit Geld – aber nicht indem sie andere ausbeuteten, sondern indem sie einfach einen sauguten Job machten. Techniker und Freaks bestimmten den Weg – Betriebswirte waren weit weg.

Irgendwann dann kamen AOL und Compuserve aus den USA zu uns herüber. Die Telekom stellte fest, dass BTX irgendwie nicht mehr standesgemäß ist und stellte auf IP um. Aus einer Wandelhalle voller IBM wurden zwei Racks in der Ecke. (Ich hab sie gesehen 🙂 ). Irgendwann konnte man keine Zeitschrift mehr erwerben, ohne das eine Zugangs-CD aus dem Heftchen flatterte. Besonders AOL hat sich im Bereich der CD-Umweltverschmutzung einen Namen gemacht. Die Betriebswirthonks, Marketingaffen und Aktionäre hatten das Internet entdeckt. Auf einmal wollten alle mit dieser „neuen Technik“ Geld verdienen.

Auf einmal ging es sehr schnell – sowohl auf der Inhalteanbieterseite (Erotik mal wieder innovativ und GANZ weit vorn dabei) – als auch auf Seiten der Zugangsanbieter wurden unmengen an Geld investiert und ….. verbrannt. Die Internetblase quoll auf und platzte.

So langsam normalisierten sich die weltweit verbreiteten Bits. Mittlerweile kann jeder seine eigene Webseite und sein eigenes Blog betreiben – ein paar Klicks und jeder kann im Internet auch als Anbieter auftreten. HALT! Sagte ich kann? Sorry, mein Fehler: Es muss heissen „wird gekonnt haben“.

Mit Umsetzung des Jugendmedienschutz-Staatsvertrag, wird vieles nicht mehr so sein wie früher. Denn jeder Anbieter muss sicherstellen, dass sein Angebot nicht gegen eben diesen Vertrag verstösst.

Sofern Anbieter Angebote, die geeignet sind, die Entwicklung von Kindern oder Jugendlichen zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu beeinträchtigen, verbreiten oder zugänglich machen, haben sie dafür Sorge zu tragen, dass Kinder oder Jugendliche der betroffenen Altersstufen sie üblicherweise nicht wahrnehmen.

Kann ich 100%ig ausschliessen, dass mein Blog gegen diesen Passus verstösst? Auch besteht die Möglichkeit, dass ein Jugendlichen hier anzutreffenden Homus nicht versteht und darob kriminell wird – dann bin ich dran.

Aber wie war das mit den Jugendlichen? Haben Jugendliche Zugang zum Internet? Wie viele Kinder oder Jugendliche mag es in Deutschland geben, die einen Internetzugang auf ihren Namen haben? 99,99% der Jugendlichen nutzen doch den Zugang ihrer Eltern. Ist es nicht so, dass Eltern dafür verantwortlich sind, was ihre Kinder tun (Aufsichtspflicht)? Dürfen Eltern auf einmal Sado-Maso-Pornohefte rumliegen lassen und der Shop (Zugang/Vertrag erst ab 18) wird verklagt?

Unsere Gesetzeshüter haben mal wieder mit der geballten Macht der Inkompetenz zugeschlagen und eine Technik, die ein unglaubliches Potential für die gesamte Menschheit bietet, dermassen reglementiert, dass die Vorteile ausgemerzt werden. Danke an die beteiligten Parteien: CDU, FDP, SPD, Grüne und Die Linke.  Sie alle haben fleissig diesem armseligen Werk zugestimmt.

Cui bono? Es nutzt den Etablierten – den Parteien und dem Geld. Denn mit einer Einschränkung der freien Kommunikation geht Manipulation und Zensur Hand in Hand durchs Land.

Ich weiss noch nicht was ich mache –

  1. Lasse ich wehrhaft mein Blog oben und versuche weiterhin das Tagesgeschehen zu kommentieren und euch an meinen Ergüssen teilhaben zu lassen – bis ich die erste Abmahnung bekomme?
  2. Schalte ich mein Blog – mittels Cron-Job – so, dass es nur zwischen 22:00 – 06:00 erreichbar ist?
  3. Lösche ich es und halte einfach die Klappe
  4. Oder lösche ich es und gehe in den gewalttätigen Untergrund, weil es mir langsam wirklich reicht?

Die ersten geben auf. Und das sind keine Pornoseiten, sondern Seiten deren Verschwinden nicht bedeutungslos ist.

Neben Skype und VoIP immer noch POTS auf Android

Seit heute ist nun auch Skype auf dem Android-Betriebssystem für Mobiltelefone angekommen (Heise). Entgegen diverser Gerüchte kann man aber neben Skype und VoIP (Voive over IP) auch die Mobiltelefone auch immer für Gespräche in das POTS (Plain old telephone service) nutzen.

Auch wenn man nun über unterschiedlichste Wege per Mobilstcomputer (aka Mobiltelefon) erreichbar ist (inkl. Google-Talk, Mail Twitter und all dem Rotz), kann man etwaige Kommunikationswünsche immer noch ignorieren und den Kleinstcomputer sogar ausschalten. Im Offline-Modus hält der Akku auch viel länger 🙂