Alte und Hartz-IV-Empfänger aushungern?

Dass Hartz-IV Empfänger die grossen Opfer der Nation sind, ist hinlänglich bekannt. Nicht nur hinter vorgehaltener Hand wird alle Schuld am Elend der Welt gern auf Arbeitslose und Hartz-IV Bezieher geschoben.

Die Vorsitzende des Bundesverbands der Jungen Unternehmer, Marie-Christine Ostermann, hat nun noch eine Personengruppe als unwichtig erkannt und zum aushungern: Die Rentner.

Die Vorsitzende des Bundesverbands der Jungen Unternehmer, Marie-Christine Ostermann, nannte die Garantie in der „Rheinischen Post“ „eine schreiende Ungerechtigkeit“. Rentner dürften nicht vom Sparen ausgenommen seien.

Quelle Tagesschau. Ja, da kann man als junger Unternehmer draufhauen. Schliesslich braucht man diese Menschen nicht mehr im eigenen Betrieb – nie wieder. Man selbst ist privat rentenversichert – den eigenen Eltern geht es gut. Auch die haben genug auf der hohen Kante liegen. Also druff da.

Wie viel unsere junge Unternehmerin zum sparen beitragen könnte, wenn der Höchststeuersatz angehoben wird, darüber wird lieber nicht gesprochen. Und wenn alle FDP-Wähler dann auch noch aufhören das Finanzamt zu betrügen steht der Staat wie eine EINS da.

Man müsste Bosse und Aktionäre wie Arbeiter behandeln

Ja, DAS wäre ein Spass. Aktuell würde dann wohl das Management von Lidl mit Schlägertrupps zu rechnen haben. Die Süddeutsche berichtet über eine Untersuchung der Verbraucherzentrale Hamburg, welche  die Arbeitsbedingungen der Arbeitskräfte, die für Lidl Kleidung nähen untersucht hat:

Die Ergebnisse dieser Studie sind erschreckend: Die Angestellten, überwiegend Frauen, klagen darüber, dass sie regelmäßig und über Monate Überstunden leisten müssen; oft werde für diese Mehrarbeit kaum bis gar nichts gezahlt.

Die Gehälter entsprächen zwar meist den örtlichen Mindestlöhnen, also um die 30 Euro im Monat, dies reiche den Mitarbeitern zufolge aber oftmals nicht aus, um eine Familie zu ernähren.

Auch würden Mitarbeiter immer wieder mit Lohnabzügen bestraft, wenn sie sich weigerten, Überstunden zu leisten. In den untersuchten Betrieben dürften sich die Arbeiter nicht gewerkschaftlich organisieren.

Schlägertrupps

Wer es versuche, werde entlassen, an den Pranger gestellt oder müsse Schlägertrupps fürchten. Diskriminierung gehöre zum Alltag: gegen Schwangere, Kranke, ganz allgemein gegen Frauen.

Na, das wäre doch mal was: Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband wird mit Prügelstrafe geahndet. Aber man kann es mit denen ja machen.

Merkt ihr was der Sinn der Globalisierung ist? Die Menschen dort ausquetschen, wo sie am wehrlosesten sind. Aber tröstet euch, durch Arbeitslosigkeit und Hartz-IV-Druck werden hier auch bald wieder Arbeitsplätze entstehen. Aber wehe ihr wollt mehr als 50€ im Monat verdienen, dann gehen die Jobs wieder nach Fernost!

So manche Studien bringen mich zum Kotzen

Sorry für die harschen Worte, aber wenn ich in der Welt lesen muss

Das Institut der deutschen Wirtschaft beurteilt die Auswirkungen der Hartz-IV-Reform auf den Arbeitsmarkt insgesamt positiv. Einer Studie zufolge verdrängen die Ein-Euro-Jobs keine Vollzeitstellen, sondern reduzieren die Arbeitslosigkeit.

kommt mir dass Essen hoch.

Ich war – vor ein paar Jahren – Hartz-IV Empfänger und hatte auch einen Ein-Euro-Job. Die GmbH bei der ich meinen Ein-Euro-Job hatte macht nichts anderes, als Hartz-IV Beziehern eben Ein-Euro-Jobs zu geben. Und im Rahmen eben dieser Tätigkeit sollte ich für eine Schule ein Computernetzwerk planen und umsetzen. WTF werdet ihr denken und recht habt ihr. Ich lehnte es ab, denn es gibt da draussen Unternehmen, die genau damit ihr Geld verdienen.

Viele Ein-Euro-Jobber dieses Unternehmens waren im Einsatz um Schulen mit Frühstück und Mittagessen zu versorgen. Ein Markt in dem es auch deutlich privatwirtschaftliche Unternehmen gibt, denen man mit den Billigarbeitskräften Konkurrenz macht. Diese gGmbH hat aber auch noch andere Sparten:

  • Hausmeisterservice
  • Wäscherei für gemeinnützige Einrichtungen
  • Näherei für gemeinnützige Einrichtungen

Vieles geschieht im Zwielicht der gesellschaftlichen Betrachtung. Dienstleistungen werden – durch Hartz-IV Bezieher erbracht – billig angeboten. Dass diese Dienstleistungen normalerweise durch Standard-Gewerbebetriebe mittels sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern erstellt werden, wird gern ausgeblendet. Sobald nur irgendwo eine der Begrifflichkeiten „Schule“, „Senioren“ oder „Gemeinnützigkeit“ auftauchen ist für Ein-Euro-Verwerter freies Manöver angezeigt: Da werden Aufträge an Land geholt um die Ein-Euro-Kräfte gewinnbringend einzusetzen.

Dass die von mir beschriebene gGmbH Mitglied im Diakonischen Werk ist, macht die Betrachtung nicht besser. Denn schon seit hunderten von Jahren sind auch die Kirchen bemüht vor allem ihre eigene Situation zu verbessern. Über diese gGmbHs werden nun die vom Steuerzahler finanzierten Arbeitskräfte (Hartz-IV) genutzt um die Kosten der kirchlichen Betriebe zu senken. Perfide. Und das Institut der deutschen Wirtschaft erkennt NICHTS! Wie blind muss/kann man sein?