Hamburg, Lokführerstreik. Panik! Schreiende Frauen und weinende Männer – oder?

Das erste, was ich heute beim Betreten des S-Bahnsteiges dachte war: „Scheisse, vor der Nase weg gefahren“. Bevor ich mich selbst mit „es fährt alle 5 Minuten eine, setz dich und gut“ besänftigen konnte, kam die Durchsage (heute sogar verständlich!):“ Sehr geehrte Fahrgäste, aufgrund des Streiks der Lokführer kommt es beim S-Bahnbetrieb zu erheblichen Behinderungen. Wir bitten Sie dringend auf andere Verkehrsmittel auszuweichen“.

Da fängt der Mann von Welt an zu überlegen: Wieder zurück nach Hause, das Auto holen (welche ich nur nutze, wenn ich gemeinsam mit der Prinzessin nach Hamburg reinfahre), warten – oder was? Die nächste Durchsage „Sehr geehrte Fahrgäste….“ -> Leck mich, ich bin noch nicht wach, ich setze mich jetzt erstmal auf die Bank und blättere ein paar Seiten Zeitung und schau mir das mal an, bevor ich das Auto hole.

Eine Durchsage später passiert es: Die Bahn fährt ein. Pünktlich auf die Minute, eher leerer als sonst und alles ist gut.

Warum also die steten Durchsagen? Soll sich der Fahrgast ausmalen, wie er hilflos in der Kälte steht und die Bahn eben nicht fährt? Soll mental Stimmung gegen die Lokführer gemacht werden?

Liebe Lokführer: Streikt für euer Recht! Es ist das Recht des Arbeitsnehmers für Lohn und Arbeitsumstände zu streiken. Lasst euch nicht von euren Arbeitgebern unter Druck setzen. Meinen Segen habt ihr! Wer euch für den Streik beschimpft ist ein Egoist und nimmt sich selbst zu wichtig. Wie kann man sich über einen Streik beschweren, nur um selbst ungestört zur Arbeitsstelle zu gelangen, am besten noch als selbst unterdrückter.

Hamburger Nahverkehr versucht den Teilstillstand im Berufsverkehr – Werbung für Piraten?

Schon jetzt wird man aufgefordert Sonntags und Abends ab 22:00 vorn (beim Fahrer) in die Hamburger Busse einzusteigen und seinen Fahrschein vorzuzeigen. Dies hat den Sinn Schwarzfahrer möglichst abzuschrecken und Abends ab 22:00 und Sonntags ist der Ansturm der Fahrgäste auch eher sehr übersichtlich.

Was der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) ab dem 07.03.2011 vor hat ist einfach nur Schwachsinn:

Ab 7. März heißt es für Sie auf den HVV-Buslinien im Raum Bergedorf und Harburg: Bitte vorne einsteigen und Fahrkarten vorzeigen! Das Pilotprojekt „Einstieg vorn“ ist Teil eines neuen Fahrkarten-Prüfkonzepts, mit dem der Hamburger Verkehrs­verbund die Schwarzfahrerquote senken will.

Am 7. März soll nun der ganztägige „Einstieg vorn“ zunächst als Pilotprojekt im Bergedorfer und Harburger Raum eingeführt werden.

Ich stelle mir das sehr amüsant vor. Ich fahre sowohl morgens als auch abends in äusserst vollen Bussen – teilweise Gelenkbusse mit 3 Türen. Wenn nun alle Fahrgäste vorn einsteigen sollen, wird insbesondere bei den Gelenkbussen wahrscheinlich eine etwas längere Gesamtfahrzeit kalkulieren werden müssen. Denn schon heute tut sich der normale Bus- (und Bahn) Passagier schwer, seine „Poleposition“ an der Tür aufzugeben und „nach hinten“ durch zu gehen. Das schaue ich mir gern an – bin froh, dass ich sowas wie Gleitzeit habe..

Zum Start des Projekts wird an viel genutzten Haltestellen zusätzliches Personal für Information und Unterstützung sorgen, um Sie und auch die Fahrrinnen[sic!] und Fahrer während der Testphase zu unterstützen. Dies gilt zum einen für die Buslinien im Harburger Raum, die hauptsächlich von der Hamburger Hochbahn AG und zum Teil von der KVG Stade betrieben werden, zum anderen auch für die in Bergedorf von der VHH PVG – Unternehmens­gruppe betriebenen Linien. Insgesamt werden rund 150 Servicekräfte für Fragen und Information zur Verfügung stehen.

150 Servicekräfte werden ZUSÄTZLICH eingesetzt. Bei monatlichen Kosten von 2000€ pro Person (knapp gerechnet) sind das schlappe 350.000€ pro Monat an Mehrkosten. Von meinen Kosten für die Monatskarte bezahlt, damit ich beim Busfahren etwas mehr Stress habe. Damit auch beim Umsteigen  immer wieder das Portemonaie gezückt werden und die Monatskarte rausgeflöht werden darf.

Da lob ich mir die Piratenpartei, die durch Einsparungen in Sachen „Infrastrukturmassnahmen für automobil überfüllte Städte“ die Nutzung des ÖPNV kostenfrei anbieten will – für eine saubere Stadt.

Nicht vergessen: Sonntag 20.02.2011 in Hamburg den Änderhaken setzen!

Eine dicke Lippe macht noch keinen Weltversteher

Da ist er wieder, das Punker-Imitat, das jedem (auch ehemaligen) Punk die Schamesröte ins Gesicht treibt: Sascha Lobo, Weltversteher und -verdreher von eigenen Gnaden.

Manche Menschen brauchen nur Würfelhusten zu haben und die blutigen Brocken finden Fans. Wenn Lobo schreibt:

Normale Unterhaltungen sind voll von Beleidigungen, ungerechten Unterstellungen bis hin zur Verleumdung, Schmähkritiken und übler Nachrede: ein bunter Blumenstrauß von Verletzungen verschiedenster Persönlichkeitsrechte. Ist es nicht bigott, dass eine alltägliche Unterhaltung strafbar wird, wenn sie im Netz stattfindet, weil in der digitalen Sphäre die Grenzen zwischen privater und öffentlicher Kommunikation nicht mehr trennscharf zu ziehen sind?

beweist Lobo(tomie?) damit wieder einmal, welch realitätsverschwimmende  Drogen er sich in jegliche Körperöffnungen hineingepfiffen hat.

Wer das Netz (schriftliche Kommunikation inkl. dauerhafter Archivierung) mit einemflapsigen Verbalausrutscher gleichsetzt zeigt wie eingeschränkt das eigene Weltbild ist. Hätte es der Möchtegern-Bohemian mal aus seiner Berliner Abriss-WG heraus geschafft und würde sich mit amerikanischer Kultur auskennen, so wüsste er, dass auch und gerade das Land der absoluten Meinungsfreiheit sehr wohl zwischen geschriebenem und gesprochenem Wort unterscheidet. Die Begriffe „Fuck“ und „Shit“ werden in jedem zweiten Satz gesagt, aber niemals – never – geschrieben. Denn eine gesagte Beleidigung ist „Aus den Ohren – aus dem Sinn“, das geschriebene Wort (insbesondere im Internet) ist jahrelang weltweit im Zugriff. Aber diese Unterschiede sind dem einfachen Upupa epops nicht ersichtlich, dafür reicht’s dann nicht so ganz.

Wer aber so vollumfanglich merkbefreit ist, wie dieser Berliner Spiesserhansel, der wird dies nie intellektuell erfassen können. Der wird weiterhin ein freies Netz fordern und sich seine Latte von den vorauseilenden Sperrfreunden Vodafone finanzieren lassen.

Verdammt nochmal, der Typ ist genau so neben der Spur wie von der Leyen oder Guttenberg. Haut saudumme Texte raus und findet dumme Menschen, die seinen eitrigen Ausfluss anbeten und dafür bezahlen. Und wenn mich diese Pfurzkartoffel wegen Beleidung verklagen will, haue ich ihm seinen saudummen Spon-Artikel um die Ohren.

Tut gut, mal die Grundsätze des Zusammenlebens und des Respekts des Gegenübers zu vergessen. Witziger weise haben ausgerechnet Punks gute Umgangsformen gepflegt – nur nicht zu jedem. Allerdings könnten Punks aufgeputzte Dandys nicht so gut ab.