Der von Georg Schramm auf der Montagsdemo (hier als Video schon veröffentlicht) angesprochene Text „Empört euch“ von Stéphane Hessel liegt jetzt frei vor. Ich kann euch diesen natürlich nicht vorenthalten:
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Woher nehmen den Strom?
Die Debatte war voll angeheizt und derzeit betet die Kanzlerin – gemeinsam mit dem Rest der „christlichen“ Parteien, dass es in Libyen weiterhin so richtig rummst – alles ist besser als Berichte aus Japan, die den Wähler an die deutschen Atomkraftwerke erinnern.
Aber wohin sollen wir gehen, wenn wir uns vom Atomstrom entfernen – und sollen wir dies überhaupt tun und warum überhaupt?
Das die Zeit des Atomstroms vorbei ist (sein sollte) müsste jeder vernunftbegabte Mensch – selbst wenn er finanziellen Gründen vom Atomstrom abhängig ist – begriffen haben. Wie erklärte Michael Mittermeier so schön:“ Die Freunde des Restrisikos glauben auch das Babys nur kacken, wenn sie eine Windel umhaben“. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Ich hörte das Argument: „Deutschland muss AKWs bauen, damit wir weiterhin mit dieser Technik Erfahrung erarbeiten können.“ Und ausgerechnet der Russe Sergej Sumlenny erklärte am Sonntag bei Phönix (im internationalen Frühschoppen), dass jede Technik Resourcen Ingenieure, Zeit und Geld benötigt um erkundet zu werden. Wäre all die Energie, die wir in Atomkraft gesteckt haben, in regenerative Energie geflossen, würden wir heute ganz andere Möglichkeiten haben. Und ich schätze mal: Der Mann hat sowas von recht! Wir laufen dem Atomstrom hinterher, weil wir (als Verbraucher und Weltbevölkerung) eine unternehmerische Fehlentscheidung der Stromkonzerne zu ertragen und zu zahlen haben.
De facto brauchen wir keine Atomenergie. Wir erzeugen deutlich mehr Energie als wir in Deutschland verbrauchen. Wir erzeugen – inkl. CO²-Ausstoss, „Restrisiko“ und Produktion von Atommüll – für den Export „unserer“ Stromkonzerne. D.h. DIE schleudern Dreck in die Luft und gefährden uns und unsere Kinder um damit ihre Erträge zu maximieren.
Wohin also gehen?
Als erstes ALLE Atommeiler abstellen. Es ist nur für die aktiennotierten Energieerzeuger eine Katastrophe, eine Kernschmelze betrifft aber wesentlich grössere Teile der Bevölkerung. Und Menschenleben sollte auf alle Fälle eine höhere Wertigkeit haben, als Aktienkurse. Ausserdem könnte sich das Industrieland Deutschland international als Wendeland profilieren. Wir Deutschen (naja, die Ostdeutschen …) haben der Welt 1989 gezeigt, dass man über der Ost-West Schere im Kopf stehen kann. Heute können wir beweisen, dass die Welt ein besserer Platz werden kann. Einer muss schliesslich anfangen. Wollen wir warten bis uns Kenia vormacht, wie man verantwortungsvoll agiert?
Die sofort einzustellenden Subventionen für den Atomstrom sind sofort in den Bereich regenerative Energien und neue Stromnetze umzuleiten. Ausserdem gilt es SOFORT zu eruieren, mit welchen Ländern man Verträge in Sachen „Zusammenarbeit zur Solarstromerzeugung und Durchleitung von Stromtrassen“ machen kann. Sicher müssen wir für die Durchleitungsrechte zahlen. Aber lieber hier investieren, als drei- bis vierstellige Milliardenbeträge zahlen um die Folgen eines Unfalls im Atomkraftwerk zu deckeln.
Parallel zu dem Ausbau der alternativen Energieerzeugung müssen wir zwingend im Grossen wie im Kleinen unser Energieverbrauchsverhalten anpassen. Das fängt damit an, dass wir in Energiesparmassnahmen investieren als auch, dass wir nicht benötigte Elektrogeräte ausschalten, wenn sie nicht benötigt sind.
Wir müssen es wollen – dann schaffen wir es auch, die Welt zu etwas besserem zu machen. Und wir müssen als gutes Beispiel vorausgehen – weil wir es können!
Sind Kernkraftwerke „fairer“ als Kohlekraftwerke?
Ich schätze mal, dass die Mehrzahl der Leser denkt bei der Headline „Nun hat er definitiv den Verstand verloren“. Würde ich auch denken, aber wartet mal einen Moment ab.
Seit Donnerstag bin ich platt wie eine Flunder – bereits Dienstag erklärte mir meine Stirnhöhle den Krieg und seit Donnerstag lag ich flach. Was macht man, wenn man das Gefühl hat, dass der Nasenausfluss gut ist, weil damit vielleicht ein bisschen Druck aus dem Kopf abhaut? Man schaut ARTE.
Am Freitag lief dort eine Doku namens „Es war einmal eine Insel“, welche auf der ARTE-Webseite wie folgt beschrieben wird:
Wie alle traditionellen polynesischen Gemeinschaften legen auch die Bewohner des kleinen Pazifik-Atolls Takuu großen Wert auf die Erhaltung ihrer ursprünglichen Sitten und Gebräuche. Nun sind die 400 Insulaner mit den verheerenden Folgen des Klimawandels konfrontiert: Ihre bereits von zahlreichen Hochwassern gezeichnete Heimat wird abermals von einer gewaltigen Flutwelle heimgesucht und droht, in absehbarer Zeit unbewohnbar zu werden.
Im Mittelpunkt der Dokumentation stehen die Inselbewohner Teloo, Endar und Satty. Sie begleiten den Ozeanographen John Hunter und den Geomorphologen Scott Smithers über das Atoll. Die beiden Forscher untersuchen die unmittelbaren Folgen des Anstiegs des Meeresspiegels, die für die Inselbewohner dramatisch sind.
Die beinahe mittellose und auf sich allein gestellte Gemeinschaft steht nun vor der Entscheidung, entweder auf die Insel Bougainville – und damit in eine ungewisse Zukunft – umzusiedeln oder den riskanten Kampf ums Überleben in ihrer Heimat, dem Takuu-Atoll, aufzunehmen.
Es war erschütternd zu sehen, wie diesen eigentlich sehr glücklichen Menschen auf einer kleinen Insel, die von Fischfang und ein wenig Ackerbau ein sehr glückliches Leben führen, eröffnet wird, dass Sie wohl umgesiedelt werden müssen. Die angereisten Wissenschaftler erklärten den Eingeborenen auch warum der Meeresspiegel stetig steigt und ihre Insel überflutet: Weil andere Menschen dank CO²-Ausstoss die Klimaveränderung verantworten. Wenn diese Menschen umgesiedelt werden, müssen sie sich mit den bisherigen Landbesitzern arrangieren und dürften sich als niederste Angestellte irgendwo verdingen, wenn sie nicht gleich im Slums umgesiedelt werden müssten.
Und genau an diesem Punkt kam mir der Gedanke, wie unfair doch die Kohlekraftwerke sind. Während bei einem GAU eines Kernkraftwerke typischerweise zumindest auch Menschen von der Strahlung niedergesiebt werden, die diese Form der Energiegewinnung auch nutzen, haut die Klimaerwärmung als erstes Menschen weg, die kaum eigenen Strom haben – wenn dann höchstens für das Funkgerät der Insel.
Mal eine Idee: Alle CO²-Schleudern zuerst abschalten UND um die AKWs werden die Menschen angesiedelt, die von den AKWs – vor allem monetär – profitieren. Im inneren Ring wohnen Banker, Manager und ganz viele Aktionäre, die rein monetär profitieren. Im nächsten Kreis wohnen die Siemens-Mitarbeiter, Politiker die Verträge unterschrieben haben oder sonstwie AKWs oder Endlager zu verantworten haben. Im weiteren, dritten Kreis wohnen Mitarbeiter der AKWs, und vor allem die Mitarbeiter der grössten Abnehmer von Atomstrom. Als da wären Metallhüten, Stahlhersteller etc..
Verbunden mit diesem dreckigen Deal wäre, dass nicht nur der/die Verantwortliche, sondern auch seine Kinder und Kindeskinder für mindestens 10 Generationen dieser Aufenthaltspflicht unterliegen. Im Falle eines Unfalls oder Unglücks würden die Bewohner in ihren Häusern und Wohnungen kaserniert werden.
Da der Ex-Ministerpräsident von Niedersachsen – Ernst Abrecht – massgeblich für das „End“lager Gorleben verantwortlich zeichnet, erwarte ich den baldigen Umzug der Frau von der Leyen in das Wendland.
Ich würde es deutlich fairer finden, wenn die für die Technik verantwortlichen Personen auch als erstes in den „Genuß“ der negativen Folgen ihrer Energiepolitik und Geldgier kommen, als dass man auf der anderen Seite des Planeten einfach Inseln untergehen lässt, was bei uns aber nur sehr peripher wahr genommen wird.