Hamburg, Lokführerstreik. Panik! Schreiende Frauen und weinende Männer – oder?

Das erste, was ich heute beim Betreten des S-Bahnsteiges dachte war: „Scheisse, vor der Nase weg gefahren“. Bevor ich mich selbst mit „es fährt alle 5 Minuten eine, setz dich und gut“ besänftigen konnte, kam die Durchsage (heute sogar verständlich!):“ Sehr geehrte Fahrgäste, aufgrund des Streiks der Lokführer kommt es beim S-Bahnbetrieb zu erheblichen Behinderungen. Wir bitten Sie dringend auf andere Verkehrsmittel auszuweichen“.

Da fängt der Mann von Welt an zu überlegen: Wieder zurück nach Hause, das Auto holen (welche ich nur nutze, wenn ich gemeinsam mit der Prinzessin nach Hamburg reinfahre), warten – oder was? Die nächste Durchsage „Sehr geehrte Fahrgäste….“ -> Leck mich, ich bin noch nicht wach, ich setze mich jetzt erstmal auf die Bank und blättere ein paar Seiten Zeitung und schau mir das mal an, bevor ich das Auto hole.

Eine Durchsage später passiert es: Die Bahn fährt ein. Pünktlich auf die Minute, eher leerer als sonst und alles ist gut.

Warum also die steten Durchsagen? Soll sich der Fahrgast ausmalen, wie er hilflos in der Kälte steht und die Bahn eben nicht fährt? Soll mental Stimmung gegen die Lokführer gemacht werden?

Liebe Lokführer: Streikt für euer Recht! Es ist das Recht des Arbeitsnehmers für Lohn und Arbeitsumstände zu streiken. Lasst euch nicht von euren Arbeitgebern unter Druck setzen. Meinen Segen habt ihr! Wer euch für den Streik beschimpft ist ein Egoist und nimmt sich selbst zu wichtig. Wie kann man sich über einen Streik beschweren, nur um selbst ungestört zur Arbeitsstelle zu gelangen, am besten noch als selbst unterdrückter.

Wem die deutsche Kanzlerin so ihr Vertrauen schenkt

httpv://www.youtube.com/watch?v=XaWE8K2nRVs

Herr Schäuble geniesst ihr Vertrauen!

Die Plagiatsvorwürfe weiten sich aus, doch die Kanzlerin stellt sich hinter ihren Verteidigungsminister: Sie habe „volles Vertrauen“ in Guttenberg (Quelle)

Auch Guttenberg geniesst ihr Vertrauen.

Ich finde diese Entwicklung recht bemerkenswert. Früher konnte man sehr wohl ein Schlitzohr sein, aber bitte mit Moral. Heute gilt geniesst man scheinbar das Vertrauen, wenn man sich als besonders schamlos herausstellt. Katastrophal wäre es für die politische Landschaft, wenn Merkel sich gezwungen sieht, nach Adenauers Satz die Ministerposten zu besetzen:

Sie können schmutziges Wasser nicht wegschütten, wenn sie noch kein frisches haben

Haben wir keine ehrenwerten Politiker mehr Frau Merkel?

Freaks, die keinen Hack mehr erkennen #CCC

Wenn ihr mal einen Moment Zeit habt und euch über Hirsel amüsieren wollt, dann müsst ihr den Heise-Artikel über die CCC-Mitgliederversammlung durchlesen und vor allem die Kommentare!

Ein Nebenkriegsschauplatz ist die Einstellung der jährlichen Zahlungen des CCC an den Ausrichter des Big-Brother-Awards, den FOEBUG:

Bei anderen Unterstützungsmaßnahmen ging der CCC auf Sparkurs. So wurde der jährliche Zuschuss von 6000 Euro für die deutschen Big Brother Awards gestrichen. Der FoeBuD als Ausrichter des Negativpreises habe über acht Jahre hinweg keine Rechnungen eingereicht.

Hey, 6.000,-€ jedes Jahr für die ich keine Einnahmequittung vergeben muss, sind schon interessant. Für den CCC (und die Kassenprüfung!) gefährlich und für den FOEBUD – wenn man boese unterstellen will – ein steuerfreies Handgeld von 500€ jeden Monat – über insgesamt sechs Jahre. 36.000€ sind beileibe kein Pappenstiel.

So richtig bunt wird es aber erst, wenn wir uns das Thema „Adhocracy“ anschauen. Hierbei geht es um Bürgerbeteiligung, wie sie auch z.B. von der Piratenpartei gefordert wird. Also eine Sache, der jeder Bürger aufgeschlossen und-  zumindest verhalten – positiv gegenüber stehen sollte. Die Machthaber in Deutschland wollen dieses System aber nicht:

Der Ältestenrat des Deutschen Bundestages hat nach mehr als drei Monaten intensiven „Nachdenkens“ am 27. Januar die Unterstützung des Online-Beteiligungssystems Adhocracy abgelehnt. Als Gründe wurden hohe Kosten und eine lange Einführungszeit vorgeschoben – aus Sicht der Netzöffentlichkeit faule Ausreden, mit denen der strukturelle Unwillen gegenüber einer Bürgerbeteiligung an der Enquête-Kommission verdeckt werden soll.

Quelle: CCC. Auf den Kommentarseiten zu dem Heise-Artikel  wird nun dem CCC vorgeworfen, er würde sich anschleimen, wäre in der Mitte der Gesellschaft angekommen und der Dinge mehr. Was keiner der Kommentatoren zu begreifen scheint ist, das der CCC der Bundesregierung die sehr lange Nase zeigt: Der Staat, mit seinen Milliarden für die Banken und den Millionen für die Hotels, kann diese 80.000€ nicht aufbringen – dann macht es eben ein „kleiner“ e.V.

Wenn das kein Hack ist, dann gibt es auf diesem Planeten keine Hacks mehr. Es geht darum etwas zu erreichen. Man kann monatelang nutzlos in Gremien heulen – oder einfach etwas tun. Der CCC tut etwas für die digitale Gesellschaft, und genau dafür ist er da.