Jetzt schreien die Ein-Euro-Ausbeuter um Hilfe

Genau darauf habe ich ja gewartet, dass all die Sozialprofiteure – die sich bislang mit Ein-Euro-Jobbern eine goldene Nase verdienten – anfangen zu krakelen, dass die Welt zusammen bricht, wenn die 1-€ Stellen zusammen gestrichen werden. Gleiches Szenario wie bei den Zivildienstleistenden:

Die Hamburger Morgenpost berichtet heute auf den Seiten 2 und 3 ihrer Papierausgabe über dieses Thema und breitet ein Horrorszenario aus. Berichtet wird explizit über den „sozialen Trägerverein“ Koala – in der Onlineausgabe der Mopo findet sich nur eine kurze Klickstrecke zu dem Thema. Dort heisst es: „Hilferuf der Armen und Kranken“ – gemeint ist: „Hilferuf der Sozialprofiteure“.

Es werden – tatsächlich – Hilfebedürftige vorgeschickt, um so die Interessen der Trägervereine zu wahren. Koala e.V. scheint – wie auch die Passage gGmbH, über die ich bereits berichtete – ein Unternehmen zu sein, dass sich vorwiegend aus den „Verwaltungszuschüssen finanziert, die jedes Unternehmen erhält, dass 1€-Jobber anstellt. Wenn man sich anschaut, was Koala als Dienstleistung anbietet, kann man den Verdacht bekommen, dass dort 1-€-Jobber untergestellt werden und zu einem nicht unwesentlichen Teil sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze vernichtet werden.

Koala e.V. bietet z.B. Pflege von Kranken, Alten und behinderten an. Eine Arbeit die hier – so steht es geschrieben – durch 1€-Kräfte erledigt werden. Parallel dazu gibt es zahllose Dienstleister für ambulante Pflege, denen durch diese „sozialen Trägervereine“ die Existenzgrundlage genommen wird. Diverse Schulen werden durch den Koala e.V. mit „billigem und gesunden Schulessen“ versorgt. Auch in diesem Marktsegment wird durch den Einsatz von billigem Küchenpersonal der „normale“ Dienstleister aus dem Markt gedrängt.

Allen „sozialen Trägervereine“, die auf dieser Masche reiten (gern auch von der Diakonie eingerichtet), gehört in meinen Augen die Geschäftsgrundlage entzogen. Wenn für die Lösung von sozialen Bedürftigkeiten kein Geld da ist, darf man diese Bedürftigkeiten nicht durch Ausbeutung von Arbeitssuchenden befrieden, sondern muss die Lösung stabil in unsere Wirtschaft integrieren.

Wenn bei euch solche Träger um Hilfe schreien: Schaut, wie sich finanzieren! Und liebe Hartz-IV Empfänger: Schaut genau, ob ihr durch angebotene 1-€-Jobs eventuell Arbeitsplätze vernichtet. Achtet darauf, dass nicht ihr Schuld seid, dass auch andere Menschen Arbeitslos werden.

Telekom knabbert an Netzneutralität

Wie in der Vergangenheit bereits zu lesen war, ärgern sich Telekom-Kunden über sehr lange Ladezeiten bei Youtube-Videos. Anscheinend drosselt die Telekom entweder mittels Shaping oder stumpf durch Nadelöhr des Uplinks.

Nun reagiert die Telekom und Focus berichtet:

Der Konzern-Sprecher deutete an, dass die Telekom solche Engpässe künftig nicht kostenlos beheben wolle. „Wir werden uns darüber unterhalten müssen, dass verkehrsintensive Anbieter wie ‚Youtube’ dafür bezahlen, dass ihre großen Datenströme von uns gemanagt werden.“

Ich werde diesbezüglich Youtube vorschlagen der Telekom eine Rechnung für „Bereithalten von Internetinhalten“ zu senden. Denn wenn die Telekom für besondere Dienste ein erhöhtes Entgelt fordert, sollte doch der Zurverfügungsteller der Inhalte an dem Profit beteiligt werden.

Verdammtes profitgeiles Gesindel. Die sollen ihr Netzwerk ausbauen und etwaige Kosten als Umlage auf alle Benutzer umlegen. Dieses Prinzip hat sich seit vielen Jahren etabliert. Jedwede Abkehr von dieser Art der Berechnung baut entweder eine informelle Zweiklassengesellschaft auf oder ist zu nicht anderem geeignet als mehr Profit zu machen.

Röslers Saat geht auf und von der Leyen erntet

Der Selbstbedienungsladen für Unternehmer, den der ehemalige Gesundheitsminister und jetziger Wirtschaftsminister und FDP-Parteivorsitzende Rösler kreierte soll erste Früchte abwerfen:

Künftig sollen Arbeitslosen- und Rentenversicherung als Träger der Rehabilitation anstelle des Bundes die Rentenbeiträge der Behinderten in Werkstätten übernehmen. Der Sparbeitrag summiert sich auf rund 155 Millionen Euro im Jahr. Hinzu kommen auf einen Schlag mehr als 500 Millionen Euro, weil die neue Regelung nach dem Willen von der Leyens für drei Jahre rückwirkend gelten soll. Die Kosten der Altersvorsorge der Behinderten in Werkstätten sollen in Zukunft die Beitragszahler tragen. Die Sozialversicherer laufen daher Sturm gegen das Vorhaben der Ministerin, das am kommenden Mittwoch im Kabinett beschlossen werden soll.

Quelle: FAZ. Auch wenn der FAZ zu entnehmen ist, dass auch die Arbeitgeber Sturm laufen, so bleibt festzustellen, dass der Bund sich immer mehr zu einem Selbstbedienungsladen entwickelt.

Nur weil dem Bund Geld fehlt, sollen nun Kosten auf eine kleinere Anzahl von Schultern verteilt werden. Denn nach von der Leyens Ansinnen werden in Zukunft nur die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten und nicht etwa von der Sozialversicherungspflicht befreite „Verdiener“ die Kosten zu tragen haben. Auch darf man nicht vergessen, dass im Falle einer Kostenfalle bei den Krankenversicherung, der einzelne Arbeitnehmer mittels frei zu vergebenen Eigenanteils alleinig den Mehraufwand zu tragen hat. Schliesslich ist der Solidarpakt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer (beide teilten sich die Kosten 50/50) durch die asoziale „Reform“ des Philipp Rösler aufgekündigt.

Wenn das Geld bei mir irgendwann knapp wird, werde ich meine Stromkosten einfach meinem Vermieter aufbürden.