Telekom knabbert an Netzneutralität

Wie in der Vergangenheit bereits zu lesen war, ärgern sich Telekom-Kunden über sehr lange Ladezeiten bei Youtube-Videos. Anscheinend drosselt die Telekom entweder mittels Shaping oder stumpf durch Nadelöhr des Uplinks.

Nun reagiert die Telekom und Focus berichtet:

Der Konzern-Sprecher deutete an, dass die Telekom solche Engpässe künftig nicht kostenlos beheben wolle. „Wir werden uns darüber unterhalten müssen, dass verkehrsintensive Anbieter wie ‚Youtube’ dafür bezahlen, dass ihre großen Datenströme von uns gemanagt werden.“

Ich werde diesbezüglich Youtube vorschlagen der Telekom eine Rechnung für „Bereithalten von Internetinhalten“ zu senden. Denn wenn die Telekom für besondere Dienste ein erhöhtes Entgelt fordert, sollte doch der Zurverfügungsteller der Inhalte an dem Profit beteiligt werden.

Verdammtes profitgeiles Gesindel. Die sollen ihr Netzwerk ausbauen und etwaige Kosten als Umlage auf alle Benutzer umlegen. Dieses Prinzip hat sich seit vielen Jahren etabliert. Jedwede Abkehr von dieser Art der Berechnung baut entweder eine informelle Zweiklassengesellschaft auf oder ist zu nicht anderem geeignet als mehr Profit zu machen.

6 Gedanken zu „Telekom knabbert an Netzneutralität

  1. Hier bin ich etwas verwirrt. Warum entsteht eine 2 Klassengesellschaft wenn ein Anbieter einem anderen Anbieter Geld für erbrachte Leistung zahlen soll? Warum soll es besser sein, wenn der Endnutzer die Kosten trägt? Ich nutze Youtube nur sporadisch, und wenn mir jemand einen Euro im Monat zahlen würde damit ich nicht auf Youtube gehe (sprich meine Flat um 1 Euro billiger machen) dann würde ich das sofort tun. So entsteht dann die 2 Klassengesellschaft.

    Und, warum soll Youtube nicht zahlen? Um das mal an einem anderen Beispiel fest zu machen: Wenn ein Holländische Unternehmen jedes Jahr über das deutsche Schienennetz Waren transportiert, die Bahn diese Strecken entsprechend mehr warten muss, warum soll denn das Holländische Unternehmen sich nicht an diesen Kosten beteiligen?

    • @Alexander Thiel:

      Seit mittlerweile 25 Jahren beschäftige ich mich mit der Übermittlung von Daten in dem Netzwerk, dass heute als „das Internet“ bezeichnet wird. Und seit jeher gibt es vier verschiedene Bereiche in denen ein Unternehmen Profit schöpft/seine Kosten umlegt:

      1) Anbieter von Inhalten: Diese müssen sich über Mitgliedsbeiträge oder Werbung finanzieren.
      2) Hoster/Rechenzentren. Diese kaufen Kapazitäten (Bandbreite) bei Netzbetreiber ein und stellen dem Inhalteanbieter diese Kapazitäten zur Verfügung. Manchmal (so wie bei Google) sind Anbieter von Inhalten und RZ-Betreiber in Personalunion.
      3) Netzbetreiber (Tier-1 Carrier) tun nichts anderes, als Daten von den Inhalteanbietern/Rechenzentren zu den Nachfragern (Providern) zu transportieren.
      4) Provider schliesslich kaufen Bandbreite von den Netzanbietern ein, um ihren Kunden (früher Modem/ISDN-Nutzer, heute DSL) die Inhalte aus dem Netz nach Hause zu transportieren.

      Ein Provider – so wie es die Telekom in diesem Fall ist – kauft Bandbreite bei den Netzbetreibern. Er hat mit den Anbietern keine geschäftliche Grundlage. Dass die Telekom dieses eherne Prinzip aufbrechen will ist den Interessen der Aktionäre geschuldet, denn damit kann man prächtig Geld verdienen: Wenn dein Datenstrom auf einmal in mehrere Klassen unterteilt wird: Premium für Video, Normal für Webseiten mit Flash und Javascript und der Hartz-IV Tarif für Webinhalte ohne Grafiken und Video – aber Mail ist inkludiert. Und wenn die entsprechende Technologie erst mal aufgesetzt ist, wirst Du für Skype,Teamspeak und ähnliche auch den Premiumtarif zahlen müssen.

      Wenn ich – als Kunde – von der Telekom Bandbreite kaufe, dann hat es die Telekom nicht zu interessieren, welche Inhalte ich übertrage. 6MBit sind 6 MBit. Dies bieten sie mir an, dies möchte ich haben – unabhängig von den Inhalten.

      • @reizzentrum:

        Richtig, da kann ich dir folgen. Aber ich verstehe den Kontext zum Artikel nicht. Im Artikel forderst du doch, das die Telekom die Kosten auf die Endnutzer umschlagen soll, statt von Youtube Geld zu verlangen… das genau würde aber genau das von die geschilderte (und im mobilen Bereich praktizierte) Geschäftsmodell fördern.

        • @Alexander Thiel:

          Die Telekom will von Youtube Geld haben, peert aber nicht selbst mit denen. Insofern wäre das schon mal totaler Schwachsinn.

          Warum solltest Du für die Nutzung von Youtube Geld bezahlen? Du zahlst für xMbit – egal was da durch geht. Sollte die Telekom die internen Kosten falsch berechnet haben, muss der Endkundenpreis angehoben werden.
          Was die Telekom derzeit macht ist ja, dass sie die Datenströme von Youtube runtershaped, wodurch die Kunden verärgert sind. DIESES Vorgehen ist unter aller Sau, denn es killt die Neutralität des Netzes.

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