Jung von Matt: Gewinne ohne Reue an allen Fronten.

Wer heute Gewinne erwirtschaften will, darf keine Grenzen kennen – er muss mit Gott und dem Teufel paktieren und darf nur eines im Blick haben: Die Bilanz.

Ein schönes Beispiel dafür ist die Werbeagentur Jung von Matt.

httpv://www.youtube.com/watch?v=AWjgtriqErI

Das Getümmel der AKW-Gegner – und natürlich die mediale Aufmerksamkeit nutzend – platziert Jung von Matt Werbung für seinen Kunden, den Autoverleiher Sixt. Aber auch auf der anderen Seite der Demonstration verdient Jung von Matt, denn RWE gehört auch zu den Kunden von Jung von Matt.

Wie kapitalistisch ausgerichtet diese Hamburger Agentur agiert zeigt sich, wenn man sich vor Augen hält, dass JETZT die AKW-Gegner als Podium für den eigenen Profit genutzt werden, wohingegen vor 18 Monaten Jung von Matt und RWE noch gegen Atomkraftgegner vorgingen.

Gutes wollen, Böses tun – Auch Werber sind nicht allwissend

Udo Vetter hat sich einmal rechtlich mit dem Angebot der Webaktion no-kids.org der „Grabarz & Partner Werbeagentur GmbH“ auseinandergesetzt.

Lawblog:

Jeder Teilnehmer sollte sich klarmachen, dass er derart betitelte Dateien unter seiner IP-Adresse anbietet – wenn die Angaben der Seitenbetreiber stimmen. Wortreich wird zwar darauf hingewiesen, in den Dateien seien selbstverständlich keine Kinderpornos, sondern ein Hilfsangebot. Die Verwendung bestimmter Dateinamen sei nicht strafbar. Die Verwendung von No-kids.org sei “vollkommen unbedenklich”.

Letztere Aussage ist schlicht falsch. Für keine Ermittlungsbehörde (weltweit!) dürfte erkennbar sein, dass ausgerechnet dieses Angebot über die Seite No-kids.org generiert wurde. Und ich würde mich auch nicht darauf verlassen, dass die Polizei jede Datei tatsächlich überprüft.

Prädikat: Besonders lesenswert. Ziemlich einfach, wie man Menschen mittels einer guten, aber nicht zuende gedachten Idee kriminalisieren kann.

Geschmacklosigkeit hat einen neuen Namen: DDB

Wie herunter gekommen muss ein Werbefuzzi sein, wenn er jegliche Ansätze von Feingefühl hinter sich lässt und selbst emotionale Grobmotoriker erschrocken zusammenzucken.

Bei Meetinx bin ich über eine Werbekampagne (hier bei Coloribus) der Lokalisten gestolpert, die das Potential hat die Lokalisten zu einem NoGo zu machen. Die Aussage der Spots: Um dich herum krepieren Menschen, aber mache dir keine Gedanken, wenn Du Kunde bei Lokalisten bist. Wie verachtend und asozial die Kernaussage ist, wird sich dem typischen Werbefuzzi, der solchen Dreck verzapft sicherlich nicht erschliessen.

Aber:

Wie turi2 berichtet, ist der Hauptgesellschafter SevenOne Intermedia (ProSieben.Sat.1-Gruppe) sehr schockiert über diese Kampagne. Laut dem Unternehmenssprecher hätten die Lokalisten den Entwurf der Werbeagentur DDB Berlin bis gestern nicht einmal gekannt. Scheinbar habe die Agentur kein explizites Mandat gehabt sondern sei von sich aus aktiv geworden. Die Agentur wurde laut dem Bericht von turi2 umgehend abgemahnt.

So wie es aussieht, ist diese Studie „mal eben“ von DDB lanciert worden, offensichtlich um darauf hinzuweisen, in welcher Art von Werbung in Zukunft die Werbeagentur DDB Anzeigen für  Volkswagen, Bunte, Ikea, Deutsche Bahn (naja, bei DENEN wundert mich gar nichts) und viele andere  erstellen könnte.

So besteht Potential, dass sich selbst etablierte Werbekunden dem Niveau von Dschungelcamp und Deutschland sucht den Superstar angleichen.

Mein Kommentar: Widerlich! So widerlich, dass ich Abstand davon nehme, die Grafik hier einzubinden. Sollte  das ein Versuch von DDB sein sollte virales Marketing zu probieren, kann man getrost davon ausgehen, dass es nach hinten losging. Pest und Cholera über Menschen, die auf solche Ideen kommen und es am Ende unter künstlerischer Freiheit laufen lassen.