Produktzyklen für die Müllhalde

Arte hat mal wieder eine sehenswerte Dokumentation gebracht, die man dankenswerter Weise auch bei Youtube ansehen kann:

httpv://www.youtube.com/watch?v=77UwTx2Sou4

Unter dem Namen „Kaufen für die Müllhalde“ wird dokumentiert, wie sehr unser Wirtschaftssystem vom Produktkreislauf abhängig sind.

Glühbirnen, Nylonstrümpfe, Drucker, Mobiltelefone – bei den meisten dieser Produkte ist das Abnutzungsdatum bereits geplant. Die Verbraucher sollen veranlasst werden, lieber einen neuen Artikel zu kaufen, als den defekten reparieren zu lassen. Die bewusste Verkürzung der Lebensdauer eines Industrieerzeugnisses, um die Wirtschaft in Schwung zu halten, nennt man „geplante Obsoleszenz“. Bereits 1928 schrieb eine Werbezeitschrift unumwunden: „Ein Artikel, der sich nicht abnutzt, ist eine Tragödie fürs Geschäft“.

Neben der geplanten Abnutzung von Produkten wird auch mittels Produktzyklen massiv unser „Haben muss“-Instinkt angesprochen.

Wie soll denn das Wirtschaftswachstum generiert, werden, wenn wir Kaufdeppen nicht mindestens jedes Jahr einen neuen PC kaufen und alle 6 Monate ein neues Smartphone?

(Groß)Mutters Waschmaschine war ein Vorkriegsmodell – heute fällt die Waschmaschine exakt 2 Tage nach Ablauf der Gewährleistung stöhnen auseinander. Wobei die wahre Ingenieurskunst darin liegt, die Reparaturkosten so hoch anzusetzen, dass der Mechaniker zu teuer ist und lieber ein neues Produkt gekauft wird.

So wie ein neuer Tintenstrahldrucker günstiger ist, als die Kartusche mit der Ersatztinte (aber das ist eine andere Geschichte) um uns Verbraucher zum Neukauf zu motivieren. Das Problem des Mülls, naja – aus den Augen aus dem Sinn.

IPad-Hype und die Mitwirkung der Medien

Nicht immer sind Journalisten mit Leidenschaft bei der Sache: Wenn es aber um Apple geht, kann man ihnen keinen Vorwurf machen. Selten gab es soviel distanzlose Hymnen und kostenlose Werbung wie für den Ipad.

beschreibt das NDR Magazin ZAPP einen Beitrag, den ich für absolut sehenswert halte.

Für mich ist der/die/das  IPad nichts anderes als eine elektronische Zeitung. Ein IPhone ohne Phone. Mit einem Computer hat das Teil weniger zu tun als die meisten Mobiltelephone. Das grösste Manko ist, dass der Zentralist Apple definiert, welche Software überhaupt auf dem IPad (wie auch auf dem IPhone) zum Einsatz kommen darf. Quasi eine Ethisch-Moralisch-Monetäre Firewall für Software.

So etwas kann ich schon mal gar nicht befürworten, denn was auf meinem Rechner passiert, möchte ich immer noch mitbestimmen, sonst ist das IPad nichts anderes als eine moderne Waschmaschine oder eine elektronische Zündanlage: Ich benutze es EXAKT so, wie es der Hersteller sich vorstellt. Jegliche Freiheit der Nutzung wird mir genommen und die Kreativität massiv eingeschränkt.

Wie ich dafür sorgte, dass Quelle pleite ging

Vor einigen Wochen gab unsere Waschmaschine den 500€-Blitz von sich. Sie war deutlich nicht mehr die jüngste, hatte jeglichen Anspruch auf Garantie oder gewährleistung längst hinter sich gelassen. Mein Bruder und ich (beide nicht die grössten Deppen) diagnostizierten, dass eine Neuanschaffung besser wäre.

Was macht das internetaffine Reizzentrum? Rischtisch: Es schaut im Web als erstes bei den üblichen Verdächtigen, als da wären z.B. (um nur zwei zu nennen) Quelle und Otto. Diese beide Lieferanten hatten – wie fast immer- Modelle im Repertoire, die (oder andere mit gleichen Leistungsdaten) bei anderen Lieferanten deutlich teurer gewesen wären. Also war die Fragestellung: Quelle oder Otto.

FÜR Quelle sprach die Idee, das man mit jedem Kauf den Konzern (lies: Die Arbeitsplätze) ein kleines bisschen „mitretten“ könne. Schliesslich und endlich entschieden wir uns dann doch für Otto. Das ausschlaggebende Argument war: Wer übernimmt die Garantier für ein etwas langlebigeres Gut wie eine Waschmaschine, wenn Quelle abgewickelt wird.

Und es kam, wie es kam: Quelle wird liquidiert. Der FAZ entnehme ich:

– Was ist mit Gewährleistungsansprüchen und der Garantie?
„Im schlimmsten Fall laufen die Gewährleistungen ins Leere“, sagt Verbraucherschützerin Bitter. Wenn es den Händler nicht mehr gibt, ist erst mal keiner da, der dafür geradesteht. Anders sieht es mit der Garantie des Herstellers aus: Sie ist von der Quelle-Pleite nicht betroffen, wie Evelyn Keßler erklärt. Allerdings sind die Bedingungen meist schlechter. So kann es sein, dass der Hersteller ein Ersatzteil für die Waschmaschine kostenlos liefert, aber Anfahrt und Arbeitszeit in Rechnung stellt. Außerdem kann es sein, dass die Garantie nur gegenüber einer Quelle-Handelsmarke und nicht gegenüber dem eigentlichen Hersteller besteht. Geht diese ebenfalls unter, hat der Kunde Pech.

Sorry lieber Quelle (und Postmitarbeiter, die auch betroffen sind), an der Stelle war mir meine Sicherheit mehr wert als euer Schutz. Ob diese eine Waschmaschine aber tatsächlich etwas geändert hätte, weiss nur der Wind.