Warum Sascha Lobo quasi zur SPD gehört

Die TAZ schreibt einen Artikel über die erfolglosen Versuche der SPD bei den „jungen und internetaffinen“ Wählern wieder mehr Profil zu zeigen. Die  Geheimwaffe der SPD: Sascha Lobo. Allein die Farbe des Irokesen scheint Hern Lobo ja geradezu zur SPD zugehörig zu kennzeichnen.

Der 34-Jährige wurde doch noch zum erfolgreichen Geschäftsmann und erhielt einen Werbevertrag mit dem Telekommunikationsriesen Vodafone. Dabei übersah Lobo offenbar, dass sich der Konzern für das Internetsperrengesetz ausgesprochen hatte, das Lobo vor allem mit moralischen Argumenten wortreich bekämpft hatte. Entsprechende Kritik gab es aus der Bloggerszene.

Als wäre dies nicht genug, gilt auch die Werbekampagne als gefloppt. Denn die, die Lobo aus dem Netz kennen, finden sie peinlich. Und die anderen erkennen den Typen mit dem roten Iro einfach nicht. Bleibt Lobo also nach diesem erneuten kommerziellen Misserfolg der Rückzug in den Parteiauftrag. Vielleicht gewinnt Lobo ja ein paar Stimmen für die SPD. Oder man geht gemeinsam unter.

Irgendwie tut mir Herr Lobo schon fast leid. Gestern noch ein vom (subjektiven) „Erfolg“ verwöhnt, heute zum glücklosen Maskottchen der SPD herunter gewirtschaftet.

Merke: Ein Grimme Online Award macht weder ein tragfähiges Geschäftskonzept, noch erhöht es den „wir alle lieben dich“-Faktor.

Ich teile die  Einschätzung der TAZ: Hoch geflogen und (subjektiv) tief gestürzt.

Lobo, Schnutinger und lernen aus der Vergangenheit

Ich habe zu der – so genannten – Vodafail-Aktion bislang nur festgehalten, dass die Aktion als reine Marketingaktion so unerfolgreich nicht sein kann. Vodafon ist in aller Munde – was will man mehr? Wenn man rechnet was Anzeigen in Print- und Onlinemedien kosten ist die Reichweite doch klasse. Viral auf eine GANZ neue, frische Art.

Als ich eben mit meiner Prinzessin leckerstes Esssen  (Filetstückchen im Speckmantel & Salat, Sättigungsbeilage: Reis) einnahm, unterhielten wir uns über Ute Hamelmann. Ute Hamelmann ist in der Bloggerwelt auch als Schnutinger bekannt. Ute bloggte sorgenfrei vor sich hin, erzählte in Comics wirklich lustige Geschichten und gab uns etwas von Ihrer Welt ab.  Web 2.0 eben.

Aber halt!  Web 2.0…… ist das nicht sowas wie Web 0.0? Wie fing das im Web denn an? Waren es nicht die User – typischerweise aus dem Umfeld der Universitäten – die das Web mit Inhalten füllten. User-gererated-content halt. Web 1.0 ist der Einzug des Kapitals, das irgendwann (Dank AOL und Telekom) die kuschelige HTML-Welt mit einer Registrierkasse am Ausgang ausstattete? Und was ist Web 2.0? Web 2.0 müsste dann mit der Datenrevolution gleichzusetzen sein. Die User holen sich das Netz zurück. Und ausgerechnet ein internationaler Konzern lässt sich dahingehend beraten, die „Revolutionäre“ vor den Karren der Konterrevolution zu spannen?

Wenn wir also den Versuch Vodafons als Versuch der Konterrevolution, als Einschleichversuch in die subversiven Reihen ansehen, ist es klar, dass Lobo, Hamelmann, Niggemeier, Haeussler und Konsorten – die alle irgendwie den Vodafon-Karren mitziehen wollten und sollten – als Konterrevolutionäre von den Bewohnern der digitalen Welt angeprangert werden.

Was passiert nun also mit den Web 2.0ern, die sich so öffentlich auf die Seite des schnöden Mammons stellen? Diverse Adnation-Blogs haben ein bisschen an Reputation verloren.  Sie wurden verbal „angeschossen“, aber ihr Selbstbewusstsein steht da drüber und diese Welle legt sich schnell. Ein bisschen Kriegsgewinn einsacken und gut.

Sascha Lobo wird seinen Ruf als Rebell wohl spätestens jetzt ablegen müssen. Dennoch profitiert er – wie kaum ein anderer – von dem Hype, denn kaum ein Presseartikel über Vodafone in dem er nicht Erwähnung findet.  Wir alle grinsten, als Vodafon ihn als bekanntesten Blogger Deutschlands präsentierte. NUN könnte er es sein.

Ute Hamelmann scheint dem Druck des Netzes nicht gewachsen zu sein, sie schreibt in ihrem Blog noch ein paar Abschiedszeilen und will sich nicht mehr am Web 2.0 beteiligen. Ich mochte ihre Comics, also schade. Ein Kollateralschaden. Wobei ich mich frage, wieso ein Mensch mit Ihrem Lebenslauf so dünnhäutig sein kann. Oder hat sie nicht abschätzen können, dass das Netz nicht alles mit Beifall hinnimmt? Ich weiss es nicht und werde es nicht erfahren.

Aber eines glaube ich erfahren zu haben: Das Netz wird stärker und verteidigt sich. Nicht nur gegen Stoppschilder, sondern auch gegen Kommerzfallen. Lasst uns diesen Weg weiter beschreiten. Er scheint mir gangbar und gut zu sein.

DER Vodafone-Hype. Realität und Wahrnehmung

Ach ist die Bloggerwelt doch bunt. Noch bunter als der Haarschopf von Sascho Lobo, der sich vom Zensurgegner zu „Ich lasse meinen Lebensunterhalt anteilig von Zensoren finanzieren“ gemausert hat.

Alle Welt schimpft auf das neue Vodafone-Marketing.Wer in den Blogs nach Vodafone sucht, wird auf der Bandbreite zwischen kritischer Detailkritik bis zur deftigen Häme alles finden. DonAlphonso schreibt sogar mehrfach über den Spot. Was aber deutlich in Vergessenheit gerät ist der Sinn einer Marketingmassnahme: Man möchte die Öffentlichkeit erreichen. Jede „externe“ Nennung des Firmen-/Produktnamens macht die Aktion zu einem Erfolg. Und demnach ist diese Aktion, deren Sinn es sein sollte in der Welt des „Web 2.0“ die Marke Vodafone bekannter zu machen, ein 100%iger Erfolg. Vor allem dank all der Kritiker. Selbst ich schreibe jetzt hier über die Aktion und sorge dafür, dass wieder der Zufriedenheitsfaktor des Auftraggebers steigt.

Manchmal wäre es besser einfach mal die Klappe zu halten 🙂