Der Bundeswahlleiter, Twitter und der Bremer Landeswahlleiter

Zur Europawahl war das Durchsickern von Vorabergebnissen via Twitter DAS Gesprächsthema. Heute waren wieder einmal „Vorabergebnisse“ ein Thema bei Twitter – aber nicht das Ausplaudern von Insiderinformationen, sondern ein offizielles „Leck“ beim Bremer Landeswahlleiter.

Der Spiegel schreibt dazu:

In Bremen hat es am Wahltag offenbar eine Online-Panne gegeben. Auf der Website des Landeswahlleiters waren genaue Prozentzahlen abrufbar – um 15 Uhr, während die Abstimmung lief.

Ein Mitarbeiter im Büro des Landeswahlleiters erklärt SPIEGEL ONLINE auf Anfrage, es handele sich nur um „Testdaten“. Diese hätten „keine reale Grundlage“, seien rein „fiktiv.“

Nichtreale, fiktive Daten auf den Seiten des Bremer Landeswahlleiter. Werden die später „offiziell“ publizierten Daten real oder auch nur fiktiv sein? Sind die offiziellen Webseiten von Wahllleitern irreal und fiktiv? Irgendwas stimmt hier in diesem Land ganz massiv nicht mehr, was den Umgang mit Medien, EDV und Informationspolitik angeht. Gut dass offizielle Wahlbeobachter in diesem, unseren Land erstmals die Wahl kontrollieren.

Ich will ja nicht behaupten, dass aus dem Büro des Bremer Landeswahlleiters bewusst eine Wählerbeeinflussung statt gefunden hat, aber ob dieser Vorgang als Wahlmanipulation bewertet werden kann, würde ich gern rechtlich bewertet wissen.

Der Unterschied zwischen Bloggern und Meinungshabern

Manchmal ist es ja so, dass Gedanken reifen, mit Erfahrungen untermauert werden und noch einen Katalysator brauchen.

Dieser Artikel ist genau so entstanden. Am Anfang war ein Artikel von Konna, der sich in seiner Gedankendeponie mit der Frage beschäftigte „Wann ist ein Blog ein Blog?„. Ich fing – gedanklich – an, mich mit dieser Frage zu beschäftigen, es wirkte nach. Es verging einige Zeit und der nächtse Stubser kam von qrios, wo gefragt wurde „warum die piratenpartei von den a-bloggern gedisst wird„.

Parallel dazu versuchte ich Kontakt zu Mario Sixtus aufzunehmen, der im letzten Elektrischen Reporter sehr sachlich mit dem „Phänomen“ Piratenpartei umgeht, in Twitter aber eher damit beschäftigt ist zu stänkern und zu lästern. Das war für mich schizophren. Was geht in Herrn Sixtus vor? Leider ist die Kommunikation mit Herrn Sixtus sehr einseitig – er schreibt aber antwortet nicht. Nicht auf Mail und nicht auf Follows auf Twitter-Tweets. Dieses Verhalten schiebt – und ich schätze mal Herr Sixtus ist da nicht allein – diese „Meinungsherauslasser“ in die Ecke der alten Medien – Zeitungen, Radio und Fernsehen. Ich sage – Du nimmst auf. Aber funktioniert so ein Blog? Funktioniert Twitter so? NEIN! Die neuen Medien leben von der Interaktivität.

Konna schreibt

Ein essentielles Feature eines Blogs und gewissermaßen auch ein Alleinstellungsmerkmal als Abgrenzung gegenüber einer Homepage oder “normalen” Webseiten ist die Möglichkeit der Diskussion in Kommentaren. Ist das nicht gegeben, fällt dieser Unterschied weg und somit kann man auch eine andere Bezeichnung dafür geben, etwa “öffentliches Tagebuch” oder von mir aus auch mit irgendeinem neudeutschen Begriff. Das Bildblog wäre daher aus meiner Sicht kein Blog, auch wenn es das im Namen stehen hat.

und ich bin geneigt ihm recht zu geben. In die gleiche Kategorie fallen auch Fefe und andere. Sie verkünden Gedanken, Wissen und Meinungen. Die bidirektionale Kommunikation steht aber draussen.

Qrios schreibt über A-Blogger:

Es geht ihnen nicht darum, die Piratenpartei zu schädigen oder sie – in ihrem Sinne – zu verbessern. Es geht lediglich darum, möglichst viele User auf ihre Seiten zu locken und möglichst viele Kommentare und Backlinks zu bekommen.

Alles in allem scheint mir, dass ein Zusammenfügen der obigen Artikel nahe liegt. Denn nur wer kommuniziert, bereit ist seine Meinung zu messen. Thesen – auch und gern kontrovers – zur Diskussion stellt und vor allem auch an dieser Diskussion teilnimmt, ist ein Blogger.

Geht es um nur um Follower und Pageimpressions? OK, wenn ich eine werbefinanzierte Webseite habe, dann ja. Dann ist meine eigene Meinung eventuell zweitrangig und die Gefahr mich der Aufruf/Followerzahl zu prostituieren ist groß. Ich schreibe nicht mehr „ehrlich“, sondern lasse aus Marketinggründen mal diesen und mal jenen Text raus. Immer schön das Fähnchen in den Wind der meisten Attraktion.

Aber ansonsten geht es doch darum mit Leuten ins Gespräch zu kommen – auch gern mal gesagt zu bekommen: „Hey, das sehe ich anders“ und dann mit etwaigen Meinungskontrahenten herauszufinden woran es liegt dass es zwei Meinungen gibt. Hat einer Unrecht? Liegt die Ursache in verschiedenen Blickwinkeln?