Hat Privatfernsehen Mitschuld an der Verrohung der Sitten?

Die Demütige-mich-Show greifen immer weiter um sich und Regeln – die das Zusammenleben von Menschen vereinfachen – gehören nicht in die Sparten, die gesehen werden. Es muss greller werden. Spätestens seit Zlatkos darf und kann Privatfernsehen keine Bildung mehr vermitteln. Es geht darum besonders schrill, anders oder sogar kriminell zu sein. Wer einmal Sonja Kraus’s „Talk Talk Talk“ gesehen hat, weiss wie tief der Abgrund sein kann.

Pro Sieben hat nun einen neuen Abgrund aufgetan, aufgebuddelt wird dieser von der Firma „Seo Entertainment“:

Eine der Herausforderungen oder – wie die Seo schreibt – „Mutproben“ lautete: „Entwende ein Bild!“ Ja, wir lesen richtig: „Entwende ein Bild!“ ist der Auftrag, in drei Schritten gilt es ihn zu bewältigen: „1. Sprich einen Sicherheitsbeamten an und frage, wie teuer das Bild ist. 2. Frag, wie die Bilder generell gesichert sind. 3. Entwende das Bild und laufe weg.“ (Quelle FAZ)

Na, ist das nicht toll? Da wird unser kleiner Straftäter doch zu kulturellen Höhenflügen bei der flexiblen Mischung der Eigentumsverhältnisse gebracht. Nein, das ist kein Diebstahl. Das ist Unterhaltung.

Seo Entertainment schreibt über sich selbst:

SEO Entertainment ist vorrangig in den Bereichen Light Entertainment, Reality, Comedy und Show aber auch Werbefilm tätig

und zählt damit exakt DIE Bereiche des Formates Fernsehen auf, die man eigentlich genau so sehr braucht, wie Furunkel, Fußpilz oder feucht fliessende Hämorrhoiden. Von einer gesellschaftlichen Verantwortung ihres Treibens werden sich die Herren von SEO Entertainment nicht leiten lassen. Geht ja nur ums Geld. Und da man dies nicht klauen darf, werden halt die Spielshow-Teilnehmer angehalten Kunstwerke zu klauen.

Stimmungsaufnahme vom Bundesparteitag der Piratenpartei 05.07.2009

Politik ist mehr – sollte mehr sein – als alle 4 jahre einmal ein Kreuzchen zu machen. Politik ist etwas, das man verstehen sollte. Und um etwas zu verstehen muss man „dahinter“ blicken. Eben mehr zur persönlichen Meinungsbildung nutzen als allein das, was einem die Medien versuchen erklären.

Also habe ich mich heute auf den Weg gemacht um – zumindest temporär – am Bundesparteitag der Piratenpartei 2009 teilzunehmen. Um zu erfahren, um zu fühlen, was dort passiert und wie dort Politik gemacht wird. Im Rennsport wird gesagt, man müsse den Rennwagen „mit dem Arsch fahren“ – dass will sagen, man muss ein gefühl für das Fahrzeug bekommen. Warum sollte dies bei einer Partei anders sein? Also habe ich mein verlängertes Rückgrat in Bewegung gesetzt um Eindrücke zu sammeln.

Zuerst: Es ist offen. Offen in jeder Hinsicht. Jeder – ob Parteimitglied oder nicht – kann sich anschauen, kann zuhören wie die Piratenpartei Politik macht. Keine Absperrgitter und kein Sicherheitsdienst hindern etwaige externe Zuhörer. Ob man dies in 8 Jahren auch noch so umsetzen kann lasse ich mal dahingestellt. Da ich Mitglied „dieser“ Piratenpartei bin ist es ein leichtes sich zu akkreditieren. Den Personalausweis vorzeigen (Kontrolle der Person ist ja auch sinnvoll) und man bekommt eine Stimmkarte für Handabstimmungen überreicht. So einfach geht das. Schon kann ich aktiv an Politik teilnehmen und mitbestimmen was in das Wahlprogramm hineinsoll und was auch nicht. ICH kann mitbestimmen und nicht nur das Ergebniss mittels eines Kreuzes bestätigen.

Aber – wie gesagt – um zuzuhören braucht man keine Stimmkarte. Und auch das Zuhören ist erfrischend, angenehm. Es reden keine professionellen Redner, die mit jedem Satz gewohnt sind eine Lüge von sich zu geben, sondern es kommt vom Herzen. Auch und gerade, dass einige Teilnehmer am Bundesparteitag mit Formulierungen und Begrifflichkeiten nicht ganz sicher sind, zeigt dass diese Politik wirklich von unten, aus dem Herzen des Volkes kommt. Der Ort an dem eine Demokratie stattfinden sollte: Beim Volk. Und genau dieses Volk, dem von den etablierten Parteien Politikverdrossenheit vorgeworfen wird, zeigt sich hier engagiert. Hier ist es wirklich das Volk, dass Stimme und Meinung erhebt. Keine Unterausschüsse, die Punkte an den Oberausschuss geben, welcher dann an den Generalausschuss weiterberichtet um dann zu erklären: Der Bundesausschuss hat keine Zeit sich darum zu kümmern.

Aber welches Volk ist denn überhaupt auf dem Bundesparteitag der Piratenpartei vertreten? Sicher sind dort viele computeraffine Menschen zu treffen, aber eine Ausschliesslichkeit – allein optisch – lässt sich deutlich nicht feststellen. Es gibt mehr Hemdsträger als den bekannten Ex-SPDler Tauss und auch selbst ich – als kurz vor 50 – fühlte mich nicht fremd. Das Durchschnittsalter mag unter 40 liegen. Aber ist das ein Nachteil? Eine alte Weisheit sagt, dass die Mischung als neuen Ideen und der Erfahrung der alten die richtige Mischung macht. Hier haben junge Menschen (damit meine ich diejenigen unter 40!) eine Chance dabei zu sein. Es sind genau diejenigen, denen die etablierten Parteien vorwerfen uninteressiert zu sein. Aber genau das sind sie nicht. Sie sind interessiert, die nehmen teil – sie nehmen aktiv teil, weil man sie lässt.

Ich prognostiziere den Piraten gute bis vorzügliche Zukunftsaussichten, wenn sie es schaffen diese Selbstdarstellung, diese „vibrations“ aufrecht zu erhalten. Denn diese Piraten haben das Potential nicht nur mich, sondern auch die Generation meiner Eltern aktiv für Politik zu interessieren. Die Piratenpartei ist jene Partei die es schaffen kann, viele Bürger die bei jeder Wahl eine Ankreuzmöglichkeit „Keiner von denen da oben hat mein Vertrauen“ suchen, hinter sich zu bringen. Denn Offenheit und Bürgernähe schafft Vertrauen. Ina Deter sang mal „Neue Männer braucht das Land“. Vielleicht brauchen wir die immer noch – eine Partei haben wir schon mal.

Piratenpartei? Politik die begeistern kann!

Nachsatz: Ich las in den Medien, dass Frauen bei dem Parteitag unterrepräsentiert sind. Das mag stimmen. An der Partei liegt es sicher nicht. Vielleicht fehlt vielen Frauen (noch) der Mut sich aktiv zu beteiligen. Frauen, die ihr das hier lest: Versucht es mal.

Wenn der Binnenmarkt im Arsch ist

DANN hat unser adliger Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg natürlich recht, wenn er in der FAZ sagt:

„Protektionismus ist der falsche Weg“

Hätte man dem Binnenmarkt nicht so massiv viel Kaufkraft entzogen, durch Minilöhne, Hartz IV und andere Massnahmen, DANN könnte man die Subventionssteuergelder im Innenland lassen. Weil es aber in Deutschland kein (oder nicht ausreichendes) konsumierendes Kapital gibt, ist man darauf angewiesen mit unseren Steuergeldern die ausländische Wirtschaft zu füttern. Und natürlich will man nun im Gegenzug auch Subventionsalmosen aus dem Ausland zurückhaben.

Verdammtes Politikergesocks, anstelle sich um den heimischen Markt (und dessen Teilnehmer) zu kümmern, jammern sie über Chinesen und Amerikaner…