Hat Privatfernsehen Mitschuld an der Verrohung der Sitten?

Die Demütige-mich-Show greifen immer weiter um sich und Regeln – die das Zusammenleben von Menschen vereinfachen – gehören nicht in die Sparten, die gesehen werden. Es muss greller werden. Spätestens seit Zlatkos darf und kann Privatfernsehen keine Bildung mehr vermitteln. Es geht darum besonders schrill, anders oder sogar kriminell zu sein. Wer einmal Sonja Kraus’s „Talk Talk Talk“ gesehen hat, weiss wie tief der Abgrund sein kann.

Pro Sieben hat nun einen neuen Abgrund aufgetan, aufgebuddelt wird dieser von der Firma „Seo Entertainment“:

Eine der Herausforderungen oder – wie die Seo schreibt – „Mutproben“ lautete: „Entwende ein Bild!“ Ja, wir lesen richtig: „Entwende ein Bild!“ ist der Auftrag, in drei Schritten gilt es ihn zu bewältigen: „1. Sprich einen Sicherheitsbeamten an und frage, wie teuer das Bild ist. 2. Frag, wie die Bilder generell gesichert sind. 3. Entwende das Bild und laufe weg.“ (Quelle FAZ)

Na, ist das nicht toll? Da wird unser kleiner Straftäter doch zu kulturellen Höhenflügen bei der flexiblen Mischung der Eigentumsverhältnisse gebracht. Nein, das ist kein Diebstahl. Das ist Unterhaltung.

Seo Entertainment schreibt über sich selbst:

SEO Entertainment ist vorrangig in den Bereichen Light Entertainment, Reality, Comedy und Show aber auch Werbefilm tätig

und zählt damit exakt DIE Bereiche des Formates Fernsehen auf, die man eigentlich genau so sehr braucht, wie Furunkel, Fußpilz oder feucht fliessende Hämorrhoiden. Von einer gesellschaftlichen Verantwortung ihres Treibens werden sich die Herren von SEO Entertainment nicht leiten lassen. Geht ja nur ums Geld. Und da man dies nicht klauen darf, werden halt die Spielshow-Teilnehmer angehalten Kunstwerke zu klauen.

8 Gedanken zu „Hat Privatfernsehen Mitschuld an der Verrohung der Sitten?

  1. Ich sehe das so ein dummes Volk lässt sich leichter lenken. Also das Bildungssystem verschlechtern und dafür sorgen das nur privilegierte Personen sich weiterbilden können(z.B.Studiengebüren). Die Ergänzung dazu ist das Fernsehen, die Menschen werden von klein auf mit Müll überschüttet statt mit Sendungen die etwas Niveau haben und zum nachdenken anregen.
    Tada und schon hat man was man will. 😉

    Bin ja gespannt ob bei uns das Internet bzw die engagierten Menschen im Internet das unterbinden können. Vielleicht lohnt es sich dann auch wieder den Fernseher einzuschalten.

  2. @Tefnut:

    Tja, dazu gehört natürlich – als Teil des Masterplanes – dass Teile des Internets gemassregelt werden können. Schwupps da ist die kritische Seite weg.

    Das nannte man früher Gleichschaltung. Springer ist da ja schon ziemlich weit.

    Und ja, es lohnt sich, den Fernseher einzuschalten. Ich empfehle gerade Sonntags ein Mittagsschläfchen, um dann gegen 23:30 auf der ARD meist sehr interessante Magazine zu sehen. Mit diesem Sendeplatz ist sichergestellt, dass der normal arbeitende Wähler nicht an dem vermittelten Wissen teilhaben kann.

  3. Ein bisschen eigene Recherche, und man wäre auch auf ein anderes Format der SEO gestossen: „Sido geht wählen“. Nein keine Verarsche; hier wird mit einem Jugendidol dafür geworben, sich als Erstwähler bei der Bundestagswahl zu beteiligen (übrigens, auch für Pro7 und mit der Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung).

    So weit sind dann unsere ÖR noch nicht. Getreu dem Motto: Mit 1,2% Quote lässt sich zwar keiner erreichen, dafür aber ordentlich Gebühren verschwenden.

    Schon mal eine Produktion der ÖR miterlebt, wo bis hin zum Assistenten des Assistenten des Parkplatzzuweiser jeder an der GEZ verdient?

    Waren es nicht die ÖR, die fragten: Verstehen Sie Spaß? und damit zuweilen das Niveau der beanstandenden Mutprobe weit unterboten?

    Vielleicht aber sollten wir zum Beginn der 80er Jahre zurück, ohne Privatfernsehen und buntem Bildchen ab 23 Uhr (oder war das noch schwarz-weiß?).

    Dann sollten wir aber auch dafür sorgen, ein Tal der Ahnungslosen wieder zu errichten, damit wenigstens ein Teil der Gesellschaft nicht über Satellit die bösen anglo-amerikanischen Vorbilder heimlich schaut.

    Und wenn wir schon dabei sind, kappen wir das Internet, verbieten wir die vor allem bei Frauen beliebten Beauty-Magazine und nehmen jedem Mediennutzer die Entscheidungsfreiheit, was er/sie den nun rezipieren/konsumieren möchte.

    Denn diese Freiheit, die durch Angebot und Nachfrage auch bei Medien entsteht, braucht man wohl nur so sehr wie Furunkel, Fußpilz oder feucht fliessende Hämorrhoiden.

  4. @Ori:

    „Sido geht wählen“ ist natürlich Kulturfernsehen. Sorry, dass ich dieses ausser acht liess.

    Und was die Quote angeht, so ist das runterbeten der Quote der Tod eines jeden Programms, das Inhalte vermittelt. Quote hatte „Brot und Spiele“ – wollen wir wieder Minderheiten den Löwen vorwerfen? Oder wollen wir uns an den Philosophen orientieren? Was bringt uns – als Menschen – nach vorn?

    Natürlich wird auch der Parkplatzzuweiser von GEZ-Gebühren bezahlt. Soll er lieber als 1€-Jobber vom Steuerzahler bezahlt werden?

    Es ist schön, wie Sie (und ich nutze das „Sie“ hier sehr bewusst) in dem Kommentar jegliches inhaltliches Fernsehen versuchen runterzuputzen Herr Osterer (Ich nehme doch an, Sie es sind, der Geschäftsführer der SEO Entertainment).

    Würden sie sich nicht besser fühlen, wenn sie nach Verrichtung des Tageswerks, nicht nur ein erkleckliches Sümmchen auf Ihrem Konto haben, sondern auch sagen könnten, dass Sie etwas für die Menschen getan haben? So wie es Tierfilmer oder andere Dokumentarfilmer getan haben? Warum nicht nur Geld nehmen, sondern Inhalte geben – Wissen vermitteln? Brot und Spiele hat das römische Reich zerfallen lassen. Man hält ein Volk nicht dauerhaft ruhig.

    Die Freiheit von Angebot und Nachfrage… Was wurde mit diesem „Die Kunden fragen danach“ nicht schon alles legitimiert. Mit diesem Argument könnten selbst (was ich Ihnen NICHT unterstelle, sondern nur als gedankliches Beispiel heranziehe) Straftaten legitimiert werden: Es gab einen Auftraggeber. Aber nur die Quote darf nicht das Maß aller Dinge sein.

  5. nee, ich bin nicht der Geschäftsführer der SEO.

    Aber sicherlich putze ich als Medienwissenschaftler und Politologe und Doktorant der Neueren Geschichte sinnvolle Inhalte im TV nicht runter. Das Privatfernsehen jedoch für den Verfall der Sitten alleine verantworlich zu machen ist, Ihrerseits, sehr verantwortungslos. Oder sind es nur die Ego-Shooter, die Jugendliche zu Amok-Läufern machen? Sicher nicht.

    Mfg

  6. @Ori:

    Zu Ori< ->Osterer: Hätte ja sein können 🙂

    Sinnvolle Inhalte…. Hmmmmm. Sind DSDS, wirklichkeitsferne Gerichtsshows, gestellte Peronality-Shows mit hysterisch agierenden Laienschauspielern und Shows in denen Straftaten als Mutprobe propagiert werden, wirklich sinnvolle Inhalte? Erziehen Sie so ihre Kinder?

    Ich mache ganz sicher nicht das Fernsehen alleinschild an dem gesellschaftlichem Dillema, in dem wir stecken. Die Überschrift ist als Fragestellung dargeboten – somit stelle ich die Frage. Ich behaupte eher selten, weiss ich doch zu gut um den Tellerand meiner eigenen Ansicht. Deshalb muss ich Ihren Vorwurf des verantwortungslosen Handelns meinerseits weit von mir weisen.

    So wie es eher der ungehinderte Zugang zu Waffen ist – und nicht die Killerspiele, die Amokläufe ermöglichen, so ist es sicher nicht das Fernsehen ALLEINE, das für den kulturellen Untergang verantwortlich ist.
    Es sind auch die Eltern, die ihren Kindern keinen Verantwortungsvollen Umgang mit den Medien beibringen. Es ist die Gesellschaft und nicht zuletzt die (Bildungs)Politik. Trotz alledem kann sich das Medium Fernsehen nicht einer gewissen Mitschuld entziehen.

    Das Medium Print ist da noch wieder ein GANZ anderes Thema!

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