Politiker = Abstauber

Da unsere Politiker mittlerweile durch Lobbyisten fremdbestimmt agieren und es deshalb auch keine Heldentaten vollbringen können (zumindest nicht für die Allgemeinheit) müssen sie vom Glanz Anderer profitieren um überhaupt mal positiv bemerkt zu werden. Unsere Bundeskanzlerin muss z.B. bis nach Südafrika fliegen um dort in der Nähe unserer Fußballnationalmannschaft ansatzweise positive Emotionen auslösen zu können.

Auch in Lübeck ist es nicht einfach positiv aufzufallen. Aber mit hinreichender Flexibilität klappt das schon. So wird der schleswig-holsteinischen Wissenschaftsministers Jost de Jager (CDU) noch am 06.07.2010 noch von HL-Live wie folgt zitiert:

Jost de Jager kündigte in „NDR aktuell“ an, dass die Landesregierung in dieser Woche weiter nach einer Lösung suchen werde. Gleichzeitig stellte der CDU-Politiker klar, dass es in einem Konsolidierungsland wie Schleswig-Holstein nicht möglich sei, die Wissenschaftsausgaben von Sparmaßnahmen auszuschließen. „Es muss in der Hochschulmedizin gespart werden, weil dort besonders viel Geld im schleswig-holsteinischen Wissenschaftssystem hinfließt“, sagte der Minister. Gegenüber dem „Schleswig-Holstein Magazin“ des NDR wies der Minister auch Vorwürfe zurück, bei der Schließung auf ein Konzept der Uni Kiel aus dem Jahr 2009 zurückgegriffen zu haben.

Heute – nur 3 Tage später muss man auf den Webseiten der Initiative Lübeck kämpft folgendes lesen:

Wissenschaftsministers Jost de Jager präsentierte sich gestern als strahlender Sieger vor den Kameras. Zuvor hatte er wochenlang vehement die Schließung der Medizinischen Fakultät propagiert und dabei wissentlich das Leben der gesamten Hochschule aufs Spiel gesetzt.

Die Gefährder der Exzellenz feiern sich als deren Schutzherren und Förderer. Die eigentlichen Retter werden zu Geretteten degradiert. Derjenige, der seit Wochen jegliche Kritik abblockt und in seiner Einfallslosigkeit immer wieder dieselbe einseitige Argumentation vorbringt, präsentiert sein Handeln nun als persönlichen Erfolg und sich selbst als Held.

das ist aber scheissendreck-gemein von dieser Initiative. Das sind bestimmt alles langhaarige Revoluzzer und auch gewiss keine Mitglieder der Partei, sonst würden die Verständnis für die modernen Wendehälse haben. Ja, Politiker haben es heute ganz schön schwer.

Ja, so ist die CDU – sie lügt und betrügt

nicht nur die Wähler, auch die Koalitionspartner, wie man der heute der Tagesschau entnehmen kann:

Am Abend bevor der Landtag von Schleswig-Holstein über seine Auflösung abstimmt, hat Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) eingeräumt, dass die SPD-Landtagsfraktion der Sonderzahlung an den HSH-Nordbank-Chef Dirk Jens Nonnenmacher nicht zugestimmt hatte. Zugleich gab der CDU-Landesvorsitzende zu, in diesem Zusammenhang falsche Angaben gemacht zu haben.

Sowas ist natürlich völlig OK. Wenn eine Bundesministerin – wie Frau von der Leyen – die ganze Republik belügen darf, dann wird ein Ministerpräsident wohl auch den Koalitionspartner betrügen und sowohl den Landtag als auch die Öffentlichkeit belügen. Macht doch nichts. Erwartet man doch schon fast von unseren Politikern.

Aber warum macht der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein dieses? Warum belügt er so schamlos? Die Antwort ist einfach und entbehrt nicht einer gewissen Logik: Um seine Macht zu stärken. Denn wenn jetzt Neuwahlen stattfinden, wird Carstensen die SPD mit hoher Wahrscheinlichkeit los. Was wiederum bedeutet, dass im Bundesrat die SPD weniger zu sagen hat. Der Spiegel schreibt dazu:

Nach einer Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des NDR sprechen sich jedoch mehr als die Hälfte der Bürger für vorgezogene Neuwahlen aus. Würde sofort gewählt, käme die CDU auf 36 Prozent der Stimmen – 4,2 Punkte weniger als bei der Wahl 2005. Die FDP klettert dagegen um 8,4 Punkte auf 15 Prozent. Zusammen reicht das für eine Mehrheit im Landtag. Die SPD würde von 38,7 auf 24 Prozent abrutschen.

Guter Plan irgendwie. Für die CDU könnte es zu einem Doppelerfolg werden – wenn die Wähler mitspielen. Denn dass die CDU unwählbar ist, hat sich in breiten Kreisen der bevölkerung leider noch nicht herumgesprochen.

Dem schlechten Geld noch Gutes hinterher werfen.

Hach, heute kommt mal wieder alles zusammen. Heute scheint in den Medien der „Wir bashen geldgeile Banker und Manager“-Tag zu sein. Kann mir nur recht sein, wenn in dem Bereich besser recherchiert wird, denn da scheint ja tatsächlich einiges im argen zu sein.

Der Spiegel übertitelt einen Bericht über die HSH-Nordbank mit „HSH zahlte Halteprämie für Nonnenmacher“. Nonnenmacher ist der Vorstandschef der deutlich angeschlagenen gemeinsamen Landesbank Hamburg/Schleswig-Holstein. Aber verdammt nochmal, wieso will ich den Verantwortlichen für ein Milliardendesaster halten und ihm auch noch Geld in den (pardon) Arsch stecken? Jeder Arbeitgeber ist froh, wenn er „Geldverbrenner“ los werden kann, aber wen man einmal Vorstandschef geworden ist, hat man sich wohl das Recht auf ewiges Gescheffel ersessen. Erarbeitet kann man es sich ja nicht haben, wenn das Betriebsergebniss so deutlich negativ ausfällt. Man könnte nun argumentieren, dass Nonnenmacher erst seit November 2008 Vorstandschef der HSH wäre, aber vorher war er „Chief Financial Officer“ der HSH und somit direkt für die Geldgeschäfte verantwortlich.

Die Vergütungen innerhalb des Bankgewerbes nimmt sich auch ein Artikel der FTD (Banken drehen wieder groß am Gehaltsrad) an. Die Begründung für die Boni scheint absurd: Die Deppenbanken wollen ihre „besten“ Finanzjongleure halten.

Das Verrückte daran: Es ist vor allem der Staat selbst, der das Geschäft reanimiert hat. Wie nie zuvor müssen sich Regierungen durch den Verkauf von Anleihen Geld am Kapitalmarkt borgen, um ihre Rettungspakete für die Banken zu finanzieren – die genau an diesem Geschäft jetzt wieder gut verdienen und neue Leute einstellen.

Hallo? Das ist, als wenn ein mit Pauken und Trompete untergehender Fussballverein seine Gümmeltruppe halten will, anstelle mal die lahmen Ackertreter gegen vernünftig agierende Jugendspieler zu ersetzen – oder sich ausdünnen und sich damit abfinden, dass man in die Amateurliga gehört.

Womit wir bei dem dritten erwähnensweren Artikel wären, der wiederum in der FTD zu finden ist. Dieser Artikel befasst sich mit der Antriebskraft eben der Manager, die zocken und dabei eben auch alles verlieren(können)

Auch die derzeitigen Gehaltssysteme mit Bonuszahlungen lockten „Zocker-Mentalitäten“ an. „Heute hängt Erfolg viel mehr von Zahlen ab. Sie steigen nur auf, wenn sie Zahlen liefern. Langfristiges Denken wird nicht belohnt“, sagt Hossiep. „Ein Zocker will immer ganz vorne sein und dem System ein Schnippchen schlagen. Diese Eigenschaft fördert den Karriereaufstieg.“

Alles in allem komme ich – wieder mal – zu dem Schluss, dass ein bischen mehr langfristige Orientierung uns ALLEN sehr gut tun würde. Diese ganze kapitalistische Schnellebigkeit frisst nicht sich selbst, sondern uns auf.