Machterhalt trotz Politik?

Bislang war ja die Stärke der Bundeskanzlerin das vom Birnenkanzler gelernte „aussitzen“. Solange die Fresse halten und bloss keinen ernsten Kommentar abgeben, bis der Brei kalt ist und keiner mehr da ran geht.

Dumm nur, wenn dann Dinge wie Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke und in der direkt anschliessenden Wahlkampfzeit dann sowas wie Fukushima passiert.

Denn um es mal klar zu sagen: Machterhalt und politische Aktivität schliessen sich quasi gegenseitig aus. Das ist wie Feuer und Wasser. Man kann sich nicht von den Menschen wählen lassen, die wissen dass man sie belogen und betrogen hat. Nach 2 Jahren, ja da wird man wieder gewählt. Aber gegen das Kurzzeitgedächnis hilft auch keine Springer-BILD. Kannst vergessen.

Wie also sollten sich Politiker verhalten, die auf langfristigen Machterhalt aus sind? Ich hätte da mal ein paar Tipps:

  • Sich NICHT an die Rockzipfel des Kapitals hängen – zumindest nicht solange es noch kein liquiditätsabhängiges Wahlrecht gibt.
  • Nicht auf die einkommensstarke Zeit nach der politischen Karriere zielen, sondern davon ausgehen, dass man bis ans Lebensende in der Politik sein Geld verdienen wird.
  • Verständliche Politik machen. Diese muss nicht zwingend populär sein. Der Bürger ist in der Lage auch mal in saure Äpfel zu beissen – er muss den Sinn darin nur sehen.

Frau Merkel erklärte, dass Sie Politik für Deutschland macht. Vielleicht sollte Sie anfangen Politik für die deutschen Bürger zu machen.

Warum ich nicht für Japan spende

Ich habe eine kritische Einstellung zu Spendenaktionen. Was aber nicht heisst, dass mich das Elend meiner Mitmenschen kalt lässt. Es gab Zeiten, wo auch ich wirklich aktiv war.

Was mir aber dieser Tage übel aufstösst ist, dass wieder einmal der Bürger aufgefordert wird zu Spenden. Jetzt, wo den Atomkonzernen in Deutschland gerade vor 6 Monaten Milliardengewinne in den gierigen Rachen geschoben wurden. Jetzt, wo Banken immer noch von Milliarden Steuergeldern zehren und erste Banker schon wieder Boni kassieren. Jetzt, wo Bundesregierung und EU 400 Milliarden Euro als Auffanghilfe für den Rettungsschirm des Euros freigestellt haben.

Versteht mich nicht falsch – ich bin der letzte, der die Menschen in Japan (und überall auf der Welt) hilflos allein lassen möchte. Ich frage mich nur, warum der Staat unsere Steuergelder immer sparsamer für den Menschen und immer freigiebiger für die Konzerninteressen zur Verfügung stellt.

Aber ich autorisiere die Bundesregierung hiermit, den hundertsten Teil des in die Bankenrettung investierten Kapitals sofort in Hilfsmassnahmen für Japan zu investieren, damit würde man in Japan sehr viel erreichen können.

Gutti-Hype bringt Realitätsverlust wie ’33

Ich lese gerade in der FAZ einen Bericht über die Demonstrationen der Gutti-Jünger:

  • „Neid muss man sich erarbeiten“

Neid? Einem Betrüger neide ich nichts. Auch einem Lügner nicht. Ich verabscheue höchstens Menschen, die diesbezüglich agieren.

Guttenbergs Vater erklärt:

„Dieser Geifer und Jagdrausch der politischen Gegner macht Angst um das Verbleiben der Mitmenschlichkeit in unserem Land“, sagte Enoch zu Guttenberg.

Was mir Anhgst macht ist, wie viele Menschen Straftäter und unmoralische Menschen in höchsten politischen Ämtern sehen wollen. Die Menschlichkeit gewinnt, wenn die Selbstdarsteller wie Guttenberg aus Politik und Wirtschaft gejagt werden und die entsprechenden Posten wieder mit anständigen Menschen besetzt werden.

Guttenbergs Vater erklärte weiter:

Die Schläge unter die Gürtellinie seien so massiv gewesen, dass sie für alle in der Familie schwer zu ertragen gewesen seien.

und vielleicht hat er Recht. Aber wer hat denn Schuld, dass man seinem Sohn die Fakten so brutal um die Ohren schlagen musste. Es war doch wohl sein – von Enno von Guttenberg erzogene – Sohn der stets leugnete und herunterspielte. Aber an den Worten des Dirigenten sieht man mal wieder: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Mein Vater hätte mich schon bei ersten Anzeichen des Betruges zur Seite genommen und mir die Leviten gelesen. Der Adel allerdings ist halt pauschal schuldbefreit.

Auch gab es wohl Plakate von Menschen, die im Geschichtsunterricht in der letzten Reihe Karten spielten und nicht dem Unterrichtsstoff folgten:

„Ein Guttenberg tritt nicht zurück, er nimmt nur eine Auszeit“

Die wirklich anständigen hohen Herren nahmen keine Auszeit, sondern entschuldigten sich für einen Moment in ihr Arbeitszimmer – dann ertönte der Knall eines Schusses. Aber diese Art von Anstand ist lange verraucht, zwischen Opernball, BILD und Aktienkursen.

Ich habe nie verstanden, wie ein Wirrkopf wie Adolf Hitler es schaffen konnte – mittels demokratischer Wahlen – an die Macht zu kommen. Jetzt verstehe ich und bekomme ein wenig Angst.