Aldi ist intelligenter als Mehdorn

Naja, die beiden Abrecht-Brüder gehören nicht umsonst zu den reichsten Personen des Planeten und welche wirtschaftliche Macht sie haben, kann man ja mal die Milchbauern fragen. Aber vorsichtig: nicht auf Aldi ansprechen wenn sie eine Heugabel in Griffweite haben!

Nach einer der Studie „Discount Forever“ beim Gottlieb Duttweiler Institut, werden in den nächsten Jahren Aldi & Co wieder „back to the roots“ gehen:

„Demnächst soll es Läden mit der alten Aldi-Masche für hauptsächlich ärmere Kunden geben: wenige Billig-Produkte direkt von der Palette.“

„Diese Märkte richten sich vor allem an einkommensschwache Verbraucher.“ wird Martina Kühne (Konsumforscherin und Mitautorin der Studie „Discount Forever“ beim Gottlieb Duttweiler Institut in Zürich) von der Welt zitiert. 

So richten sich die Discounter auf einen Markt ein, den es nach Ansicht unserer Politiker in „ihrem“ Land nicht gibt: Grosse Mengen von Armen, denen selbst der „normale“ Aldi noch zu teuer ist. Noch Fragen herr Mehdorn?

Mit der Wurst nach dem Schinken werfen

Der Spiegel berichtet über eine eventuelle Anhebung des Hartz-IV Regelsatzes und es wird von Kosten für die öffentlichen Kassen von jährlich zehn Milliarden Euro geschrieben.

Ich frage mich, ob in dieser Kostenrechnung auch die – über die erworbenen Konsumgüter – wieder abgeführte Umsatz(Mehrwert)steuer berücksichtigt ist. Eine eventuelle – durch den erhöhten Konsum (Ja, Hartz-IVer haben eher keine Sparkonten oder Aktienpakete) – Steigerug der Inlandswirtschaft, welche wieder zu neuen (oder sichereren) Arbeitsplätzen führen kann.

Aber es hört sich toll an, wenn man stumpf Kosten aufzählt um Geld zu sparen, dass in den Händen der Subventionempfängern „besser“ aufgehoben wäre. Ich frage mich, wie man die Wirtschaft besser ankurbeln kann, als durch gesteigerten Konsum?

Wer soll das bezahlen?

Das Thema Arbeit, Löhne und vor allem Lohnspreitze bestimmt dieser Tage – neben anderem – die Medien. Die Besserverdienenden verdienen immer besser, die „Niedriglöhner“ immer weniger.  Generell haben die Mehrzahl der Bundesbürger „zu wenig“ Geld in der Geldbörse um sich etwas „leisten“ zu können – selbst der Konsum ist eingeschränkt, es werden nur noch Billigstprodukte erworben. Es ist legitim Eier von „KZ-Hühner“ zu kaufen, weil die „guten“ Eier unerschwinglich sind. Dies gilt nicht nur für HARTZ-IV Empfänger sondern immer mehr auch für „normal arbeitende“ Menschen in diesem unserem Land.

Woran liegt dies? Man könnte nun die Deppen-Keule herausholen und billig die Schuld auf Zuwanderer etc. schieben. Da wir hier aber weder am Tresen der Eckkneipe, noch im Tumbentreff sind, lassen wir diesen Blödsinn einfach mal gleich aussen vor. Denn die Zuwanderer nehmen niemanden wirklich den Job weg.

WENN wir mal schaun wollen, wer uns die Jobs wegnimmt, richten wir unseren Blick in Richtung Roboter und Automatisierungstechnik.

Beispiel eins –  Der Hamburger Hafen: Hier wurden vor 40 Jahren noch Kisten und Säcke massenhaft per Hand gewuppt. Hunderte von Arbeitern entluden die Schiffe, beluden Paletten und/oder Eisenbahnwagons. In der Zeit der Container werden diese „Handwerker“ nicht mehr benötigt. Ein paar Zitate aus Planet Wissen

  1. 1950 bewegte ein Arbeitstrupp von sieben bis zehn Mann pro Schicht etwa 18 Tonnen Stückgut.
  2. Die großen Containerschiffe transportieren bis zu 7500 solcher „Blechdosen“ (Container). Aus- und eingeladen wird per Fernsteuerung. Nach nicht einmal zwei Tagen kann das Schiff neu beladen wieder abfahren – früher hätten dafür zahlreiche Arbeiter mehrere Schiffe mehrere Wochen lang löschen und beladen müssen.
  3. Um 1890 zählte man 10.000 bis 15.000 Tagelöhner im Hamburger Hafen
  4. Als 1952 der erste Gabelstapler seinen Betrieb aufnahm, kam das im Hafen einer Revolution gleich. Was vorher mehrere Männer per Hand schleppen mussten, konnte nun von einem Mann auf einer Maschine transportiert werden.
  5. Die wirklich einschneidende Entwicklung aber fand später statt: 1968 machte das erste Containerschiff in Hamburg fest.

Die Arbeit im Hafen hat sich massiv gewandelt. Es wird zum einen immer mehr von immer weniger Menschen bewegt und es werden kaum noch „einfache“ Arbeiter beschäftigt, sondern gut ausgebildete Spezialisten. Es entfallen genau DIE Arbeitsplätze, die eben den Menschen ohne weitergehende Ausbildung ein Einkommen ermöglichen.

Beispiel zwei – Die Automobilindustrie

allein zwischen 1991 und 1995 wurden über 120.000 Arbeitsplätze in der Automobilindustrie vernichtet.

Quelle: Landeszentrale für Umweltaufklärung Rheinland-Pfalz

Diese Zahlen liegen zum einen auch an der Auslagerung von Produktionsprozessen an diversifizierte Zulieferer aber vor allem an Verlagerung von Produktionsstandorten und auch von der immer weiter fortschreitenden Automatisierung. Was früher von Hand gemacht wurde, erledigen heute Roboter. Roboter schweissen exakter als Menschen, haben weniger Fehlzeiten und verlangen keine Gehaltserhöhung. Ich höre schon das Argument: Die Roboter schaffen aber auch Arbeitsplätze. An der Stelle ist die Frage erlaubt, ob sie langfristig mehr Arbeitsplätze schaffen, als abgebaut werden. Denn WENN Automatisierung mehr (im Hintergrund) menschliche Arbeit erfordert, als sie (im Vordergrund) einspart, wäre sie nicht mehr wirtschaftlicher. Auch werden „minderqualifizierte“ Arbeitsplätze (Schweisser etc.) gegen Ingenieure ausgestauscht. Der Hochschulabsolvent hat einen Job, der gewerbliche Arbeiter hat Hartz-IV.

Hier kommen wir in den Bereich, der auch steuerliche Auswirkungen hat: Maschinen bekommen kein Gehalt und konsumieren nicht. Auch zahlen sie nicht in diverse „Sozialkassen“ ein. Wenn früher 100 Arbeiter Lohn bekamen, welchen sie dem Wirtschaftskreislauf zukommen liessen, so fehlt dieses Kapital nun auf dem Konsummarkt, wenn die Arbeit von einer Maschine erledigt wird. Der Arbeiter hat sich ein Auto gekauft – macht dies eine Maschine auch?

Eine (zugegeben freche) Idee wäre es, auch automatisierte Arbeit am Kapitalumschlag teilnehmen zu lassen, in Form eines zu erstellenden Wertes – ähnlich Masseinheit „Pferdestärke“ mit der James Watt versuchte die Leistung seiner Dampfmaschine „transparent“ zu machen. Vielleicht sollte man eine Masseinheit „Menschenkraft“ (MK) einführen, mit denen bewertet wird, wieviele Menschen eine Maschine ersetzt. Abhängig vom MK-Wert einer neu eingesetzen Maschine könnte dieser nun definieren, wieviel Sozialabgaben der Unternehmer an Arbeitslosenversicherung und andere Bedarfsträger abzuführen hat.

Vielleicht würde die Einführung des MK auch dem Herrn Götz Wolfgang Werner weiter helfen, der ein Verfechter des – von mir als sehr positiv betrachteten – Bürgergeldes ist.

Sicher sind das Wege, die sehr weite Auswirkungen auf Staat und Gesellschaft haben werden. Aber sehr lange können wir den alten Weg nicht mehr weitergehen. Selbst die „Könige der Globalisierung“ wandern um den Erdball um immer günstigere Industriestandorte zu erschliessen. War vor 20 Jahren Taiwan noch ein Billiglohnland, so ist heute China viel reizvoller – noch! Denn global wird der Faktor menschliche Arbeit immer mehr von der Maschine ersetzt.

Der Motor des Kapitalismus ist das Wachstum, wie aber wird Wachstum realisiert, wenn weiter Firmen aufgekauft werden und es irgendwann „Die Firma“ gibt, die global jegliche Produktion und Dienstleistung aus einer Hand (natürlich weitgehend automatisiert!) anbietet. Wer wird dann noch kaufen und vor allem bezahlen?