Kinder-Kinder, das Kindergeld

Die FTD überschreibt einen Artikel über die Erhöhung des Kindergeldes mit „Zusätzliches Kindergeld kommt bei Kindern nicht an“ und schreibt in diesem:

Demnach planen 48 Prozent der Väter und Mütter, das Geld für den täglichen Bedarf zu nutzen, zu sparen oder für Urlaub, Schuldentilgung oder Renovierung zu verwenden.

SKANDAL! Mal ganz ehrlich: Welcher Kindergeldbezieher – ob Akademiker oder ohne Schulabschluß – schlüsselt seine Einnahmen so dediziert auf? Ob die Ersteller der Forsa-Umfrage (auf welche sich der FTD-Artikel bezieht) selbst Kinder haben? Wissen die, was Kinder kosten? Kleidung, Ernährung, Kleinkram für Schule/Kindergarten, Urlaub, Bildung, Möbel, Geburtstagsgeschenke (auch für die Freunde der Kinder!) etc. pp.?Und was ist, wenn die zu tilgenden Schulden auch aufgenommen wurden UM den Kindern z.B. Kleidung zu kaufen oder die Klassenreise zu finanzieren?

Wo bitte steht geschrieben, dass ein erhaltenes Kindergeld den Kindern direkt zugute zu kommen hat? Ich hab die einschlägigene Bestimmungen (Kindergeldgesetz) gesichtet. Dort wird stehts von anspruchsberechtigten Eltern – nirgends von anspruchsberechtigten Kindern – geschrieben.

Wenn das Kindergeld in Deutschland von einem Tag auf den anderen abgesetzt wird, verhungern dann unsere nackten Kinder unter den Brücken der Nation? Sicher nicht, da normale Eltern eher sich selbst kasteien, als es den Kindern an nötigem mangeln zu lassen.

So richtig toll finde ich folgende Aussage, welche ich im Spiegel fand:

Dass von dem monatlichen Extrageld viele Kinder nicht direkt profitieren, hält Forsa-Chef Manfred Güllner für bedenklich.

Da frage ich mich, wie Güllner selbst das von ihm geforderte umsetzen würde: Erhöhung des Taschengeldes? Die Renovierung des Kinderzimmers ein paar Monate früher umsetzen (aber nachweisen, dass das anngesetzte Kindergeld auch wirklich dafür verbraucht wird!)? Dem zweijährigen Kind endlich neue Schuhe kaufen (die alten sind ja schon 4 Nummern zu klein!).

Manchmal frage ich mich, ob diejenigen, die sich in Deutschland (und der Welt) zu diversen Themen äussern überhaupt noch eine gewisse Restrealität besitzen, oder ob bei denen „das Dachgeschoß schon komplett zerstört ist“ (Stromberg).

Ein mögliches Feindbild: Frauen

Nachdem man sich nun – seitens „Wissenschaftlern und allen voran den „Leitmedien“ so schön auf die Hartz-IV Empfänger eingeschossen hat, könnte nun eine Freiburger Studie (via Welt) Wasser auf die Mühlen der Stammtischfreunde giessen:

Frauen profitieren von den Sozialversicherungen deutlich stärker als Männer. Dies geht aus Berechnungen der Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen und Jasmin Häcker hervor. 

 Begründung wird mitgeliefert:

Frauen seien aufgrund ihrer längeren Lebenserwartung die „Rendite-Gewinner“ in der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung

Das Frauen eine höhere Lebenserwartung haben, ist hinlänglich bekannt. Auch andere Argumente wie „die im Durchschnitt geringere Erwerbsbeteiligung der Frauen“ sind nichts neues und weitgehend gesellschaftlich bedingt: Vaterschaftsurlaub wird zwar öfter genutzt, aber kriegen müssen die Frauen die zukünftigen Steuerzahler noch, auch ist der niedrigere Durchschnittslohn der Frauen sicher keine „Schuld“ des weiblichen Anteils der Bevölkerung.

Herr Bernd Raffelhüschen weist aber auch darauf hin, dass

„Er sei sich durchaus bewusst, dass die Aussage, Frauen seien die Rendite-Gewinner bei den Sozialversicherungen, „politisch unkorrekt“ sei.“ 

und er 

 „plädiert für eine Erhöhung der Erwerbsbeteiligung der Frauen.“

Ich hoffe nun, dass die „typisch verdächtige Tagespresse“ diese Arbeit nicht manipulierend auszugsweise zitiert um eben „meinungsBILDend“ tätig zu sein.