Piraten und Dart vs. Skat

Was Piraten mit Dart- und Skatspielern gemeinsam haben: Eine Antwort auf den Artikel Neupiraten. Denn ich glaube es geht nicht um neue und alte Piraten, sondern um Skat und Dart.

Ich stelle mir gerade ein paar Dartspieler vor, die sich jeden Sonntag in einer Kneipe zum Dartspielen (nach den 501-Regeln) treffen. Diese Leute sind recht kuschelig, die Stimmung ist gut und diese ausgelassene Stimmung wird auch von den anderen, in der Kneipe anwesenden, Gästen wahrgenommen.

Nun passiert es, dass diese Dartrunde einer gewissen Fluktuation unterworfen ist. Ein paar wenige Darter nehmen – aus welchen Gründen auch immer -den Sonntagstermin nicht mehr wahr, dafür interessieren sich immer mehr Menschen aus dem Umfeld für das Dartspielen. Sie stossen zu unseren Dartgruppe „Bullseye“, es wird gemeinsam Bier getrunken und es ist weiterhin ein toller Spass.

Nach einer Weile findet sich innerhalb der Gruppe eine kleine Anzahl von Menschen, die auch gern einmal nach den Fuchjagd-Regeln darten wollen. Da die Mehrzahl der 501er bei 501 bleiben wollen, entscheiden sich die Fuchsjäger sich unabhängig von dem Sonntagstreff am Mittwoch zu treffen eben nach Fuchsjagd zu darten. Diese Gruppe bleibt mit den 501er eng verbunden, man trifft sich auch gemeinsam und alle haben das darten als gemeinsames Hobby.

Was würde wohl passieren, wenn sich ein passierte Skatspieler eines Sonntags hinstellen und fordern würde „Heute wird hier Skat gespielt“? Würden unsere Darter die Dartpfeile zur Seite legen und das Skatblatt zur Hand nehmen? Wenn diese Person lange genug dabei ist und noch ein netter Kerl dazu, kann es tatsächlich sein, dass er die Truppe überreden kann und mal einen Abend tatsächlich Skat gespielt wird.

Was aber passiert, wenn der Skatspieler sich jeden Sonntag hinstellt und möchte, dass alle Darter mit ihm Skatspielen? Die ersten ein-zwei Male würde er nett darauf hingewiesen werden, dass er sich in einer Dart-Runde befindet und entweder Dart mitspielt oder aber sich bitte ein Getränk holen und als Zuschauer Platz nehmen möchte. Würde unser Skatspieler aber des öfteren auftauchen, und stets seine Forderung nach „Skat“ wiederholen, im Laufe der Zeit auch eine gewisse Impertinenz entwickeln, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass unsere sehr freundlichen Darter irgendwann genervt sind und etwas „deutlichere Worte“ fallen. Sollte unser Skatbruder weiterhin die Dartrunde durch seine impertinenten Forderungen stören, würde ich für nichts garantieren wollen.

Unser Skatbruder hat alles Recht der Welt seines Hobbys Skat zu frönen – aber doch bitte nicht in einer Dart-Runde!

Kristina Schröder – die Ministerin ohne Jugend und Erziehungskompetenz

Wenn unsere Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Kristina Schröder, eine Verschärfung der Jugendschutzgesetze fordert, so zeigt sie wie wenig sie selbst von der Psyche von Jugendlichen und Heranwachsenden versteht.

Meine Töchter erziehe ich nach der Maxime „Wenn ich es euch verbiete, macht ihr es mit diebischer Freude heimlich. Lasst uns lieber darüber reden“.

War Frau Schröder niemals selbst jugendlich? Ist sie direkt als Ministerin zur Welt gekommen? Hat sie niemals pubertiert und sich in dieser Phase gegen die Ge- und Verbote der Erwachsenen aufgelehnt? Verbote fördern bei den meisten Jugendlichen und Heranwachsenden stets ein „Jetzt erst recht – weil ich es will“. Sicher ist es einfacher einem Personenkreis zu einem gewissen handeln (oder nicht handeln) zu zwingen. Es wird ein Gesetz (oder eine elterliche Anordnung) verabschiedet, der Erwachsene dreht sich um und lässt seine Schutzbefohlenen mit ihren Problemen allein. Inhaltliche Auseinandersetzungen (mit Überzeugungspotential) muss man mit Argumenten unterfüttern, dieser Vorgang ist deutlich arbeitsintensiver als ein knappes „Das darfst Du nicht, weil ich es sage PUNKT“.

Viel weiter allerdings kommt man, wenn man den Betroffenen erklärt, warum man gewisse Verhalten kritisiert, oder aber favorisiert. „Du machst den Abwasch, weil ich es sage“ ist wesentlich schneller im Raum, als mit den Kindern eine Diskussion über Sozialverhalten und das Leben in Wirtschaftsgemeinschaften zu halten. Ein „Du darfst keinen Alkohol trinken/nicht rauchen, weil das Gesetz es verbietet“ ist keineswegs zu vergleichen mit der inhaltlichen Auseinandersetzung des Alkoholkonsums. Inbesondere, wenn man den Kindern dann die – berechtigte – Frage beantworten muss, warum man selbst raucht oder Alkohol konsumiert. Wer erklärt seinen Kindern schon gern, dass er selbst raucht/Alkohol trinkt, weil er ein Schwächling und ein Suchtbolzen ist, der es nicht schafft dem Nikotin/Alkohol zu entsagen?

Aber diese Erklärungen müssen sein, die Aufgabe der Altvorderen ist es, den Nachkommen die Welt zu erklären – die Fallstricke zu erläutern. Dieses schafft man nicht durch Verbote.

Ein weiterer Aspekt ist: Warum „schießen“ sich so viele Jugendliche und Heranwachsende den Schädel mit Alkohol weg? Mag es auch an der Welt liegen, in der sie leben müssen? Eine Welt, die für viele Heranwachsende keine Perspektive mehr bietet? Auch diese Perspektivlosigkeit behebt man nicht mir Verboten – wir sollten die Ursache und nicht die Wirkung bekämpfen. Aber dies ist viel aufwendiger. Zuviel Arbeit für Frau Schröder, die wohl mit ihrer Verbotspolitik ihrer Familienpolitik ein Armutszeugnis ausstellt.

Von der Leyen und das Sommertheater der beruflichen Erreichbarkeit

Uschi von der Leine läutete gestern offiziell das politische Sommerloch ein.

Viele Arbeitnehmer sind jederzeit für ihre Firma erreichbar – per Mail, per Smartphone, per Telefon. Arbeitsministerin von der Leyen allerdings will, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter besser vor Stress durch Computer und Smartphones schützen. Dazu seien klare Regeln nötig.

„Etwa ein Drittel aller Arbeitnehmer ist nach Erhebungen des Branchenverbandes Bitkom jederzeit durch seinen Arbeitgeber erreichbar. 85 Prozent der Befragten geben in einer Studie des BKK-Bundesverbandes an, außerhalb ihrer regulären Arbeitszeit für Kunden, Kollegen oder Vorgesetzte per Internet, Festnetzanschluss oder Handy erreichbar zu sein.“

Ja, was soll man dazu sagen? Zuerst einmal muss ich an den alten Spruch denken „Mein Telefon hat so eine neue Funktion: Einen Ausschalter“. Denn machen sich die meisten Menschen den Stress nicht selbst? Ich kenne viele Menschen die (auch) beruflich erreichbar sein wollen. Gründe dafür sind vielfältig: Selbst definierte Wichtigkeit, kritische Projekte, Geschäfte mit Firmen in anderen Zeitzonen oder einfach nur das Gefühl „es könnte ja etwas sein“. Wer aber beruflich erreichbar sein muss, sollte sich diesen Stressfaktor auch – durch Mehrurlaub oder Gehaltsanteil – angemessen vergüten lassen.

Ob ich erreichbar bin weil es sein will, oder erreichbar sein muss macht einen grossen Unterschied, desweiteren muss man unterscheiden zwischen der theoretischen Erreichbarkeit (berufliche Ansprechpartner hat die Rufnummer) und der Verpflichtung erreichbar zu sein. Nach den Worten der Studie sind 85% erreichbar, es wird aber keine Aussage getroffen, ob diese Erreichbarkeit tatsächlich – durch Anrufe oder beantworten von Mails – Folgen für das Privatleben hat.

Peter Glaser hat mich meine Einstellung zur Erreichbarkeit deutlich geprägt (siehe hier), gebe ich zu, mich in den Anfängen meiner Tätigkeit in einer leitenden Position mich auch unnützem Stress ausgesetzt zu haben: Am Wochenende wurde stets die Mail kontrolliert, selbst im Urlaub war ich stets für Kunden und Mitarbeiter erreichbar. Die Folge war, dass ich ausbrannte. Dies ist aber eine Tatsache, die man für sich selbst feststellen und darauf reagieren sollte. Wer Urlaub hat, ist nicht erreichbar (absolute Ausnahmen sind erlaubt), was am Abends oder am Wochenende an Mail reinkommt hat Zeit bis Montag. Da braucht der Erwachsene keine gesetzlichen Regelungen, sondern schlicht Erkenntnis.

Insofern wandelt Zensursula wieder auf den Spuren von Inge Meisel und will ihr den Ruf als „Mutter der Nation“ streitig machen. Wann wird Sie eine Gesetzesinitiative auf den Weg bringen, dass Erwachsene täglich mindestens 7 Stunden Schlaf haben müssen, da man andernfalls müde ist?