Phantasien der CDU: Auf dem Weg zur Einheitspartei

Die CDU sucht neue Wähler – fast so wie Ina Deter neue Männer suchte. Der Tagesschau entnehme ich:

CDU-Chefin Angela Merkel ist trotz der Kritik aus den eigenen Reihen weiter auf Modernisierungskurs

…..

Bei der Bundestagswahl an die FDP verlorene Wähler will die CDU zurückholen. Zugleich sollen enttäuschte SPD-Anhänger gewonnen werden. Und auch Grünen-Wähler haben die Christdemokraten im Visier.

Naja, bei der SPD ist ja nun echt nicht mehr viel zu holen. Die „Sozis“ sind ja wohl eher froh, wenn noch alle Parteimitglieder die eigene Partei wählen.

Dass die CDU die Grünen-Wähler abholt sehe ich eher nicht. Kenne ich doch zu viele Ex-Grüne die den Grünen den Rücken gekehrt haben, weil die Grünen zu sehr Volkspartei wurden. DA ist nix zu holen.

Bei der FDP sehe ich Potential, fürwahr. Da kann man die alten Christen wieder abholen, die mit Ihrer Partei ein Problem hatten. Ob das derzeitig hilflose Agieren der CDU dabei allerdings hilfreich ist?

Schön ist, was der CDU-Generalsekretär Gröhe aussagt:

„Wenn die SPD nach links rückt, sich verabschiedet von der Idee einer Volkspartei, dann sind wir für enttäuschte Sozialdemokraten da.“

Ich – so ganz allein für mich – denke eher, dass die SPD bei einem Linksrück viele ehemalige Stammwähler wieder zurück gewinnen könnte. Denn wo sind sie hin die alten Sozis? Die werden doch einen Teufel tun und die (nach ihrem Versuch mit den Arbeitgebern zu kuscheln) marode SPD mit ihrem derzeitigen Profil wählen.

Mein Gedanke dazu: Die Allmachtphantasien kann sich die CDU abschminken. Die Zeiten in der eine Partei in Deutschland allein regiert (und darauf zielen ja die CDU-Ideen) sind ein für alle mal vorbei. Vielmehr ist nun die Zeit der Arrangements: Mit Wähler, Befindlichkeiten, anderen Parteien und Lagern.

Sommerpause am Beispiel der Gewerkschaften

Früher – so zu Zeiten als jeder „Arbeiter“ grundsätzlich in der Gewerkschaft war – waren die Gewerkschaften die Speerspitze der Sozis. Wer gewerkschaftlich organisert war, wählte SPD – also alle Arbeiter und Angestellten. Denn die SPD war die Partei der arbeitenden Klasse. Daraus ergab sich, dass die Gewerkschaften natürlich die SPD unterstützten, denn diese vertrat ihre Interessen. Erinnert ihr euch an Wahlkampf vor 20 – 30 Jahren (Naja, ihr „jungen Leser eher nicht – ich spreche von den Weisspelzen^^)? Da waren SPD-Wahlkampfveranstaltungen und Gewerkschaftsversammlungen nur an der Aufschrift der „Bannerwerbung“ zu unterscheiden.

Diese Zeiten sind vorbei – die SPD leidet gerade darunter. Aber was tun eigentlich die Gewerkschaften? Diese heulen ebenso dicke Tränen, wie die SPD-Führung:

Nach dem Sieg von Schwarz-Gelb bei der Bundestagswahl befürchten die Gewerkschaften Sozialabbau.

kann man der Tagesschau entnehmen. Ach, da melden sich die Gewerkschaften zwischen Sommerpause und Winterschlaf nochmal kurz zu Wort? Und wo war deren Wahlkampf? Ich weiss schon, warum ich den Gewerkschaften nicht mehr traue.

Der Don von Harburg ist tot

Quelle: http://www.flickr.com/photos/collin_key/3183330238/ Collin Key

Ein guter Freund von mir, der wohl zu recht liebevoll als der „Don von Harburg“ bezeichnet wurde ist heute Nacht zum letzten mal nach langer, schwerer Krankheit eingeschlafen.

Wer diesen alten, weisen Mann kannte, mit ihm philosophieren und rumblödeln durfte, wird (nicht nur) meine Trauer verstehen können. Don Alfonso oder Alfi – wie Alfons genannt wurde – der alte garstige Mann (dieses Prädikat werde ich nun wohl erben), wird nie wieder bei Sven vor der Tür sitzen und von jedem dritten Harburger mit Respekt gegrüsst werden. Er wird uns nie wieder mit einen Plausch oder ernsten Gespräche bis zum Morgengrauen die Zeit versüßen, mit uns im Pub – oder in seiner Wohnung – diskutieren bis uns das Hirn schmerzt.

Alfi hatte ein buntes Leben: Seefahrt, Betriebsrat bei Daimler dann Kneipier zuletzt Privatier und immer auch ein Poet. Ein Schreiberling, der schönes und kritisches von sich gab. Alfi war immer fair und aufgeschlossen für die Probleme der Anderen. Mehr Sozi (war er gar ein Kommi? Nein) als alle parteiorganisierten Sozis zusammen. Was konnte er schimpfen und sich auch einsetzen. Er war immer für alle da. Vergass sich selbst wenn er helfen konnte.

Ich möchte fast so weit gehen und Alfi ein Original nennen.

Alfi, Du wirst uns fehlen. Zuerst natürlich deiner Familie, aber auch mir sowie deinen anderen Freunden. Und nicht zuletzt der Lämmertwiete. Meine Gedanken sind aber auch bei Kirsten und eurer Tochter

Morgen – am Freitag den 24.07.2009 – treffen wir uns in dem Pub in dem wir zuletzt gemeinsam deinen Geburtstag feierten. Und ich weiss, Du wirst bei uns sein. Für immer!

Ein Gedicht aus Alfis Feder möchte ich auch hierlassen, denn es passt so wunderbar zu (einer) seiner Facetten, wie er die Welt beschrieb:

Verbrauchtes Leben

Auf Parkbänken gebeugte Rücken,

leere Faltengesichter  in die Sonne gehalten.

Das kurze Leben wehrlos verbrauchen lassen,

von den Mächtigen

und ihren schlauen Helfern

in Fabrikhallen auf den Stachel der Ausbeutung  gespießt.

Jahr für Jahr  Akkord gearbeitet

und den Reichen  noch reicher gemacht.

In klimatisierten Büros an die Technologiekette gelegt,

täglich menschliches durch unmenschliche  Codenummern ersetzt.

Auf Schritt und Tritt  mit der Abhängigkeit konfrontiert.