Armut abschaffen durch aushungern

Der Staat will – nein er muss – Geld sparen oder die Einnahmen erhöhen. Geplant ist nun eine (hahahahahaha) kostenneutrale Umverteilung der Mehrwertsteuer (Umsatzsteuer). Kostenneutral hört sich gut an, es wird auch geworben, dass der Staat damit keine Mehreinnahmen anstrebt. Der Mehrwertsteuersatz soll auf einheitliche 18% gesetzt werden – auf alle Produkte.

Wir wollen uns das doch mal in Ruhe anschauen

Derzeit gibt es unterschiedlichste Mehrwertsteuersätze für unterschiedliche Produktgruppen und Produkte. Die Gesetzgebung ist da nicht so ganz einfach. Generell haben wir einen Mehrwertsteuersatz von 19%, der auf alle Waren und Dienstleistungen erhoben wird. Allerdings gibt es Ausnahmen für lebensnotwendige Produkte (z.B.) Lebensmittel). So unterliegen Produkte, die zum direktem Verzehr geeignet sind, einem ermässigten Steuersatz von nur 7%. Eine Liste über die Produkte mit einem ermässigten Steuersatz findet man hier. Das führt dazu, dass man in Imbissen IMMER gefragt wird: „Mitnehmen oder hier essen“. Mitnehmen (Lebensmittel) kostet 7% MwSt – hier essen (Gastronomie!) kostet 19%. Also bei McDonald immer „hier essen“ sagen – so bekommt der Finanzminister ein bisschen mehr Steuereinnahmen, der Burger kostet euch das gleiche. (Weitere Kuriositäten der Mehrwertsteuer findet ihr hier)

Wenn es also (vor allem)  Lebensmittel sind, die mittels verminderter Steuerlast begünstigt, wie wirkt sich das – und vor allem für WEN – aus?

  • Erstmal wird es eine deutliche Vereinfachung bei den Finanzbehörden geben, da etwaige Prüfungen des Steuersatzes entfallen können, aber das ist uns weitgehend egal, da Bürokratie nicht abgebaut wird – das wird schon intern aufgefangen werden.
  • Für Unternehmen ändert sich nur etwas in dem Sinne, dass alle Produkte den gleichen Steuersatz beinhalten. Null Problem, da an dieser Stelle die MwSt ein durchlaufender Posten ist, der sich nicht wirklich auswirkt.
  • NUN kommen wir zum Verbraucher, und für den kann es sehr wohl massive Auswirkungen haben:

Wir nehmen – als Beispiel einen Hartz-IV Empfänger, der von seinem verfügbaren Mitteln 250€ in sterlich bevorteilte Konsumgüter steckt. Wenn wir von diese Ausgaben mal die Steuerlast von 7% abziehen, erhalten wir einen Nettobetrag von 233,46€, die unser Arbeitsloser für Lebensmittel etc. ausgibt. Wenn nun der Steuersatz für Lebensmittel auf 18% angehoben wird (so ist derzeit der Plan), hat unser Otto Normalarbeitsloser nur noch einen Nettobetrag von 211,86€ zur Verfügung. Im werden – so ganz nebenbei – knapp 10% seines Etats für Lebensmittel gestohlen.

Auch wenn der „untere Steuersatz“ nicht auf 18% angehoben wird, sondern nur auf 9,5% (was auch im Gespräch ist) so ist die gerade für die Schwächsten unter uns die grösste Belastung.

Und dieser Diebstahl am wehrlosesten Teil der Bevölkerung wird am Ende noch als Fortschritt verkauft. Was macht man mit den Menschen, die ihren Job aufgrund der Globalisierung, der Unfähigkeit von Bankern und Politikern verloren haben: Man lässt sie verhungern. Man spukt sie aus, an den Rand der Geschichte. WIDERLICH! Wer im September die etablierten Parteien CDU/CSU und SPD wählen wollte, sollte sich dies nochmal schleunigst überlegen.

McDonald-Kunden als Opfer für Kavaliere

Eben läuft wieder dieser unsägliche McDonald Spot im TV „Glaubst wohl,Du kannst Dir alles leisten“.

Mal ehrlich: Sollte ich neben meiner Prinzessin in einem öffentlichen Verkehrsmittel sitzen und mich würde jemand höflich bitten „Darf ich da mal eben hin“, würde ich vielleicht aufstehen. Wenn der Vollhonk sich dann auf meinen Sitzplatz setzt, würde ich innerlich schon mal langsam „bis drei zählen“. Wenn der mir dann aber den Mund verbietet, wenn ich ihn auf diesen Misstand anspreche und mich fragt, ob ich denn nicht sehen würde, dass er sich gerade mit der Lady (meiner Frau!!!)  unterhält … Naja, sagen wir mal so: Ich hätte echte Probleme, den Herren „Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft“ zu erklären, warum dieses Massaker an dem pickligen Jungspund Notwehr war. Auf alle Fälle würde der – wenn ich mit dem fertig bin – nie wieder auf die Idee kommen, Frauen die sich in Begleitung ihres Partners befinden, dumm anzusprechen.

Wobei wir die Frage nicht ausser acht lassen wollen/müssen, was sich McDonalds und die zuständige Marketingagentur dabei gedacht haben. Soll diese Werbung den Zeitgeist ausdrücken? So nach dem Motto: Nimm dir einfach, worauf Du Lust hast? Befriedige deine Bedürfnisse, egal wie dämlich Du dich anstellst (Ähnlichkeit mit (Bank)Managern sind hier gewiss rein zufällig) und egal welche gesellschaftlichen Regeln Du dabei mit den Füssen trittst?

Ich interpretiere diese McDonald Werbung wie folgt: McDonald ist der Fast-Food Laden für Vollhonks, die jenseits jeglichem Anstands und gesellschaftlicher Regeln des Anstands agieren. Ob man nun jeden McDonald-Kunden als asiozalen Deppen niedersten Erziehungsniveau bezeichnen darf, lasse ich mal dahin gestellt.