Merkel und ihr Weltbild – Pipi Langstrumpf

Während die Welt einen Artikel mit der Schlagzeile „Merkel sieht Deutschland als Top-Krisenbekämpfer“ ausstattet, in dem unsere Bundeskanzlerin den Beweis antritt, dass sie restlos den Anschluß an die Realität verloren hat:

Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht Deutschland bei der Bekämpfung der Wirtschaftskrise in einer Vorreiterrolle in Europa. Merkel verwies im Bundestag auf das von ihrer Regierung auf den Weg gebrachte Konjunkturpaket, dass 50 Milliarden Euro Investitionen in den kommenden zwei Jahren generieren und eine Million Arbeitsplätze sichern soll. „Wir gehören damit zu den führenden Ländern Europas, was die Reaktion auf die Wirtschaftskrise angeht“

kann man im Spiegel unter der Schlagzeile „Die Deutschen gehen auf Sparkurs“ z.B. lesen:

47 Prozent der Befragten wollen größere Anschaffungen wie einen Autokauf verschieben. Jeder Dritte verzichtet häufiger auf den Gang ins Restaurant oder spart beim Urlaub. Grund für den Konsumstopp ist die unsichere wirtschaftliche Lage. 20 Prozent fürchten zudem um ihren Arbeitsplatz.

Ich denke es ist legitim, daraus abzuleiten, dass grosse Teile der Bevölkerung nicht so ganz dem Optimismus der Frau Merkel folgen können. Was diese nicht vorhandene Nachfrage bedeutet, beschreibt die FTD:

Die deutsche Vorzeigeindustrie gerät immer tiefer in den Abwärtssog. Für 2009 erwarten die Autobauer auf dem Heimatmarkt den schwächsten Absatz seit der Wiedervereinigung – was Zehntausende Jobs gefährdet.

Ich schätze mal, dass die Autobauer damit rechnen, dass Sie von den Steuerersparnissen was Hausangestellte etc angeht, nicht wirklich profitieren werden. Die FTD weiter:

Wissmann (Anm.: VDA-Präsident)  kritisierte zudem die Bereitschaft der Banken, Kredite an Autohersteller und -zulieferer zu vergeben. „Wer bei Sonnenschein Regenschirme anbietet, dann aber den Schirm zuklappt, sobald der Regen einsetzt, der muss wissen, dass er damit viele hoch qualifizierte Arbeitsplätze bei Zulieferern, aber letztlich auch bei Herstellern gefährdet.“

Wie, die Banken geben nur zurückhaltend Kredite? Der Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte doch gerade gestern im Spiegel erklärt:

Josef Ackermann kann trotz Finanzkrise keine Kreditklemme erkennen: Seit Dezember 2007 habe sich das Kreditvolumen der privaten Banken in Deutschland um mehr als 13 Prozent ausgeweitet, sagte der Chef der Deutschen Bank im Bayerischen Rundfunk: „Das heißt, wir haben sehr viel Kredit gegeben.“ Die Nachfrage nach Krediten nehme ab, weil weniger investiert und expandiert werde. „Aber bis heute von einer Kreditklemme in Deutschland zu sprechen, ist absolut falsch und führt auch zu einer ganz gefährlichen Diskussion.“

Hmm, einer lügt – aber wer? Würde der Ackermann lügen? Also wird es der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) sein. Aber warum sollte der dies tun?

Schaun wir doch mal eben einen anderen FTD-Artikel an:

Ausgetrocknete Kapitalmärkte und die globale Rezession verschärfen die Kapitalnot der Unternehmen. Viele können ihre Schulden nicht bedienen und verhandeln verzweifelt mit ihren Gläubigern – vor allem Firmen im Besitz von Finanzinvestoren sind bedroht.

Was sind nochmal Finanzinvestoren? Da sind doch bestimmt auch ein paar Banken mit gemeint, oder herr Ackermann? Kann ja aber nicht sein, wenn man dem Chef der Deutschen Bank glaubt. DER muss es doch wissen und ist sicherlich TOTAL ehrlich!

Aber zurück zu Frau Merkel und dem Vertrauen der Bürger. Unsere Bundeskanzlerin glaubt ja auch noch (wer in der CSU ist darf glaube, er muss nicht wissen), dass alles wieder gut wird. Aber wie sieht es der Wähler?

Die Erwartungen der Verbraucher für 2009 sind düster: 61 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die Wirtschaftslage in Deutschland verschlechtere. Angesichts der Rezession erwartet jeder Dritte, dass sich auch die eigene wirtschaftliche und finanzielle Situation verschlechtert. Nur noch 48 Prozent halten ihren Arbeitsplatz für „sehr sicher“.

schreibt die FTD dazu.Wer so viel Vertrauen in die Wirtschaft – und damit in die Regulierungsfähigkeiten der deutschen Regierungen hat, der ist mit der Politik der Kanzlerin bestimmt zufrieden. Oder?

Der FTD-Artikel sagt auch weiter:

Fast jeder dritte Arbeitnehmer mit einem Einkommen von unter 25.000 Euro sieht seinen Arbeitsplatz gefährdet – von den Personen, die mehr als 50.000 Euro pro Jahr verdienen, sorgt sich nur jeder 13. um die Sicherheit seines Arbeitsplatzes.

Und DAS finde ich auch äusserst interessant: Diejenige, die „gutes“ Geld verdienen sitzen auf sicheren Posten, inklusive 5Punkt-Gurt, wohingegen diejenigen, die eh schon wenig verdienen eher den Schleudersitz gebucht haben.

Wo ist meine Heugabel?

Regierung bewirft Wohlhabende mit Geld

Der FAZ kann man entnehmen, dass die deutsche Regierung sich auf ein Konjunkturpaket geeinigt hat. Damit soll – deshalb heisst es so – der Konjunktur ein kleiner Schubs gegeben werden. Das besondere an ALLEN Massnahmen, die irgendwie mit Geld ausgeben der Regierung zu tun haben ist, dass alle Bundesbürger dafür zu zahlen haben. Jeder Bundesbürger gibt schlicht 375€, damit ingesamt 30 Milliarden Euro verteilt werden können

Na, wenn es um unser aller Geld geht, schaun wir uns das doch mal an:

Man kann Handwerkerrechnungen nicht nur bis zu einem Betrag von 600€ sondern bis zu 1200€ jährlich von der Steuer absetzen.

Na, da höre ich doch schon die Sektkorken bei nahezu allen haushalten knallen. Baumärkte werden massenhaft Konkurs anmelden, da man zwar vorher kein Geld für Handwerker hatte und selbst bastelte, nun, wo man noch 375€ weniger pro Haushaltsmitglied zur Verfügung hat, passts aber. NUN ruft man den Maler an, der soll mal eben die Zweizimmerwohnung übertünchen.

Oder sind hier nicht eher diejenigen die Nutzniesser, die ein Häusschen oder eine Eigentumswohnung haben und insofern eher als „Besserverdiener“ bezeichnet werden könnten? Egal, dann kriegen die noch ein wenig Geld in den Arsch geschoben, passt schon.

Die Kraftfahrzeugsteuer für alle Neuwagen soll für ein Jahr entfallen.

Ich sehe schon die Schlangen der Hartz-IV Empfänger, Arbeitsloser, Leiharbeiter und anderer „wie komme ich nur bis zum Ende des Monats mit dem Geld aus“-Menschen vor den Autohäusern stehen. Auch ist der Anreiz klasse, denn wenn ich einen fetten V.8-Zylinder (was rede ich ZWÖLFZYLINDER!) kaufe, spare ich viel mehr, als bei einer kleinen Gurke, wie sie die Umweltschutzverbände sich wünschen. Aber egal.

Dumm nur, dass ausgerechnet wieder diejenigen, die schon über ausreichend Kapital verfügen um den Benzinverbrauch des fetten Autos zu zahlen, am meisten Geld sparen. Aber Mercedes, AUDI und BMW müssen ihre Lobbyisten ja auch irgendwie bezahlt bekommen.

Allein für günstige Kredite an kleine und mittlere Unternehmen ist ein zweistelliger Milliardenbetrag im Gespräch. Ein Schwerpunkt sei die ökologische und energetische Gebäudesanierung

Hmm, kleine und mittlere Unternehmen, KÖNNTE heissen, dass hier tatsächlich ein paar Arbeitsplätze erschaffen, oder zumindest sichern. ökologisch/energetische Sanierung hört sich auch gut an. Letztendlich eine „hintenrum Subvention“ zum Energiesparen der Imobilienbesitzer.

Da hätte man jedem Bürgern doch lieber einen Barscheck über eben diese 375€ zukommen lassen, DA hätten alle Zweige der Wirtschaft profitieren können. Aber dann wäre es ja zu einer Ungleichverteilung gekommen, denn die Minderverdienenden (die den Konsum wirklich antreiben können) hätten genausoviel davon gehabt, wie die Herren Vorstände und anderen Großverdiener.

Also alles in allem: Ich sehe die zeiten kommen, an denen nur noch Bundesbürger mit einem nachweislichen Jahreseinkommen von mindestens 250.000€ überhaupt wählen dürfen.