Hätte die Granitpresse auf Wusel gehört

Kai „Wusel“ Siering erklärt anhand der Aussage von Axel Springer Chef Mathias Döpfner:

»Dies ist wirklich der Beginn einer neuen Ära. Jeder Verleger auf der Welt sollte sich einmal am Tag niedersetzen, beten und Steve Jobs dafür danken, dass er damit die Verlagsindustrie rettet. Das iPad bringt uns, worauf wir alle gewartet haben.«

warum die alten Medien es geradezu verdient haben ganz kleinlaut unter zu gehen indem er feststellt:

Wobei ich mich aber auch frage: wenn »alle« nur auf so ein minimalistisches Gerät gewartet haben — warum, zum Henker, hat kein Verlag o. ä. es betrieben, daß sowas »endlich« auf den Markt kommt?

Treffender hätte Kai die Hilflosigkeit der alten Medienlandschaft nicht auf den Punkt bringen können. Die alten Medien stecken in dem selben Debakel wie die Musikindustrie: Die Welt um sie herum verändert sich und sie haben keinen Plan wie sie ihr Geschäftsmodell daran anpassen können. Am liebsten wäre den Herren eine Mediensteuer, die es ihnen ermöglicht bar jedes wirtschaftlichen Erfolges und wertschöpfungsunabhängig sich selbst ein Einkommen und ihren Enkeln ein Erbe zu sichern.

Wer aber hilft den Schuhmachern? Haben die eine Lobby welche dafür sorgt dass die nicht aussterben? Wieviele Schuhmacher gibt es denn noch? Früher war in den Städten alle (Luftlinie) 300 meter ein Schuhmacher. Und heute? Heute tragen wir alle Einwegschuhe mit ausgeschäumter Sohle (naja, DonAlphonso eben nicht ..) .

Informationen die gegen den Erwerb des iPad sprechen

Der erste Verkaufstag war perfekt inszeniert – der iPad sorgte in den USA für lange Schlangen vor den Apple-Läden. Das Unternehmen peilt einen neuen Rekord an: Vom iPhone hat es in 74 Tagen eine Million Geräte abgesetzt, das gilt es nun zu überbieten.

schreibt der Spiegel.

Folgende Gedanken gehen mir durch den Kopf:

  • Ware muss SCHNELL nach der Produktion verkauft werden – Lagerbestände sind totes Kapital
  • Schnelle Produktion widerspricht einer hohen Qualität
  • Hohe Qualität UND schnelle Produktion ist SEHR teuer

Und als Quintessenz stelle ich – so ganz für mich alleine fest: Damit das Apple-Marketing tolle Zahlen für die Aktionäre verwursten kann, zahlen die Apple-Fanboys viel zu hohe Preise für ein Produkt das qualitativ deutlich besser sein könnte.

Und zum Schluss:

Gedacht ist das Gerät vor allem zur mobilen Unterhaltung: Die Besitzer können darauf Musik hören, Filme ansehen, spielen und Bücher, Zeitungen oder Zeitschriften lesen.

Tja, ein Smartphone bekommt man eigentlich immer in der Handtasche oder dem Jacket mit sich herumgeschleppt. Aber mal ehrlich: Wer trägt gern freiwillig stets ein A4 grosses Device mit sich herum, dass man eben nicht knicken und wie eine Zeitung in der Tasche verschwinden lassen kann – und zahlt auch noch dafür?

Ob man sich ein iPhone, ein Milestone oder sonstwas anschafft ist weitgehend egal – abgesehen von den Fragen der Religion. Das iPad ist in meinen Augen allerdings ausschliesslich ein Erkennungszeichen für erfolgreiche Verbrenner von Venture-Kapital.

Buchpreisbindung für E-Books – iPad killt sich und Kindle?

Apples iPad wird Bewegung in den Markt der E-Books bringen – aber anders, als Kunden sich das erhoffen: Die Preise steigen. (Spiegel)

Naja, da werden sich dann ja wohl hoffentlich die Autoren freuen, denn wer außer den Autoren hat denn ein Recht auf einen Mehrertrag? Die Verlage ja wohl offensichtlich nicht, denn diese haben eher keine großartige Mehrarbeit in Sachen Onlinevermarktung. Besonders gut gefällt mir folgender Absatz

So soll die Mehrzahl der Bestseller bei Simon & Schuster sowie HarperCollins statt 9,99 Dollar künftig 12,99 bis 14,99 Dollar kosten.

Ein schlapper Preisanstieg von bis zu 50% – das heisst für eine Datei – die in ihrer Wertigkeit wohl deutlich hinter gebundener Version und Taschenbuch liegen dürfte wird in meinen Augen unverschämt viel Geld verlangt. Ein Taschenbuch dass nicht gerade auf dem Neuerscheinungsberg liegt

  • ist günstiger,
  • kann auch ohne Anschaffung eines teuren Lesegerätes „konsumiert“ werden
  • kann ohne Probleme weitergegeben werden
  • kann nett verpackt und verschenkt werden
  • schmückt jeden Bücherschrank
  • kann einem Tisch das Wackeln abgewöhnen
  • kann zum Erschlagen von UNgeziefer genutzt werden
  • wärmt bei Verbrennung und kann so Leben retten

Nochmal: Wenn dieser Mehrertrag zu 90% an die erstellenden Künstler gehen sollte, will ich nichts gesagt haben. Aber ich glaube nicht daran, dass Schweine rückwärts fliegen.