Guttenberg darf nicht fallen!

Der ehemalige „Dr.“ zu Guttenberg hat sich für das Deutsche Vaterland verdient gemacht. Kann man so sagen, denn wie nur wenige vor ihm, zeigt er dem Wähler wie egal einem Machtmenschen Sitte und Anstand sind. Es geht ausschliesslich um den Aufbau einer Scheinwelt. Join the KT-World – sei auch Du ein bisschen Gutti.

Es war Guttenbergs erster öffentlicher Auftritt seit Beginn der Schummel-Affäre. Im hessischen Kelkheim betrat er unter großem Jubel und der Musik von AC/DC die Bühne – um dann den Verzicht auf seinen Doktortitel zu verkünden

Quelle FAZ. Würde da nicht „Schummel-Affaire“ sondern Herz-OP stehen, könnte man vielleicht Mitleid bekommen. Die Aussage „Schummel-Affaire“ hätte vielleicht etwas wahrhaftiges, wenn man anstelle von „Schummelei“ den Begriff „Betrug“ nutzen würde und anstelle von „Affaire“ den Begriff „Skandal“.

Aber mit eben diesen Mitteln des Wortes, stützt die deutsche Presse weiterhin diesen Titelbetrüger.

Die Menge jubelt, Doktortitel hin oder her, und mit den ersten krachenden Tönen des Riffs betritt Karl-Theodor zu Guttenberg im hellen Blitzlichtgewitter den Saal. Was immer man in den vergangenen Tagen über schale Inszenierungen und schlechtes Timing sagen konnte: Das Timing hat er in Kelkheim wiedergefunden.

Woran erinnert mich das? Ich muss an einen Artikel denken, den ich erst gestern im Schweiz Magazin las:

Ähnlich verhält es sich dieser Tage mit dem Freiherrn zu Guttenberg. Egal wie falsch Entscheidungen als Wirtschaftsminister gewesen sein mögen, im Krieg gegen Afghanistan oder im Fall des Segelschulschiffes Gorch Fock und zuletzt in der Plagiat-Affäre, seine Anhänger folgen in der gleichen blinden und kritiklosen Verehrung wie sie auch Hitler zuteil wurde. Jede politische Entscheidung wird von ihnen ungeprüft abgesegnet, sie verdrehen Unrechtes ins Gegenteil und verharmlosen das Vorgefallene und vermuten hinter jedem öffentlichen Zweifel an ihrem „Führer“ geheime Aktionen linker Bünde.

Und genau darin liegt die Gefahr: In der Kritiklosigkeit mit der eine aufgebaute Lichtgestalt unbedingt im Licht bleiben muss. Das schlimmste dabei ist die Adhäsionpflicht der Befürworter wie Merkel, Seehofer etc: Denn egal was an Vorwürfen noch hoch gespült wird, sie müssen an ihm festhalten, um nicht die eigene Fehlbewertung zugeben zu müssen. Eine prekäre Situation für alle Beteiligten. Wenn der Selbstverteidigungsminister fällt, zieht er viele mit in den Dreck.

WELT beleidigt Musikantenstadl

Dieter Bohlen schlägt Andy Borg: Die vierte Mottoshow der RTL-Castingreihe „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) haben am Samstagabend mehr Menschen geguckt als den ARD- „Musikantenstadl“.

schreibt die Welt. Mein erster Gedanke war Häme in Richtung Bohlen: „Bohlen und Musikantenstadl = Vergleich auf Augenhöhe“.

Das aber ist unfair. OK, für mich ist der Musikantenstadl ungefähr gleichbedeutent mit der chinesischen Wasserfolter, dem Herausreissen von Fingernägeln oder einer Wurzelbehandlung. Auf der Ebene stehen für mich Bohlen und Musikantenstadl gleichauf.

ABER: Die Künstler (und das meine ich auch wirklich so) im Musikantenstadl erfreuen bei ihren Auftritten ihr Publikum wirklich. Kunst entsteht im Auge des Betrachters. Was aber würde von DSDS bleiben, wenn Bohlen keine kackbratzenmässigen Schmähungen mehr heraus lässt?

Die Motivation DSDS zu schauen ist doch im gleichen Bereich des menschlichen Hirns angesiedelt, die den Autofahrer auf der Autobahn langsamer fahren lässt um ein bisschen besser den grausamen Unfall auf der Gegenfahrbahn sehen zu können. Es geht nicht um Schönheit – auch nicht im weitesten Sinne – sondern einzig um die Befriedigung Lust am Schrecken.

Wer allerdings den Musikantenstadl schaut, tut dieses weil er sich an der Musik erfreut. Heile Welt und Musiktexte, die man versteht (solange es kein Bayrisch ist – wenn meine Prinzessin das liest habe ich Ärgern, egal).

Insofern ist DSDS eher mit den japanischen Ulk-Shows zu vergleichen, als mit einem auch nur ansatzweisen künstlerischen Anspruch. Demütige mich für die Quote – und alle schauen zu:

httpv://www.youtube.com/watch?v=KJZw8b-1LF0

Nochmal ein Dank an Stefan Raab, der es mit dem USFO (Unser Star für Oslo) schaffte dem deutschsprachigen Publikum zu zeigen, wie ein Show aussehen kann, die sich auf die künstlerischen Vorzüge der Teilnehmer und nicht auf ihre Schwächen konzentriert.