Was Aktionären jetzt durch den Kopf gehen mag

Kernkraft ist gut, Kernkraftwerke liefern billigen Strom (Entsorgung, naja..) und sorgen für niedrigere Produktionskosten.

Dies gilt aber nur solange, bis es katastrophale Unglücksfälle, wie jetzt aktuell in Japan, gibt.

Nach dem Atomunfall in Japan hat die Regierung vor einer Stromknappheit gewarnt, die eine Rationierung des Stroms nötig machen werde. Industrieminister Banri Kaieda forderte vor allem Unternehmen auf, ihren Stromverbrauch auf das „strikte Minimum“ zu reduzieren.

Quelle Tagesschau. Was ist das strikte Minimum – z.B. für ein Rechenzentrum oder eine Alu-Fabrik? Was ist das Minimum für die Autoindustrie?

Tepco werde die von ihm versorgte Region in fünf Abschnitte aufteilen, die im Rotationsprinzip jeweils drei Stunden lang vom Netz genommen werden sollten, erklärte die japanische Behörde für Naturressourcen und Energie mit. Diese planmäßigen Einschnitte würden vermutlich mehrere Wochen dauern.

Da bleibt kein Aktionärsauge trocken. Und soll ich euch was verraten: Ich finde es gut. Denn anders als im Fall Tschernobyl leiden hier auch die typischen Profiteure des internationalen Aktienmarktes. In Russland trugen ausschliesslich die einfachen Menschen die Last auf ihren Schultern, Japan lässt hoffentlich auch Aktionäre in Deutschland nachdenklich werden.

Wie sagte nochmal mein Ausbildungsmeister so treffend: „Wer billig kauft, kauft zweimal“ – oder auch „Nichts ist teurer als billiges Werkzeug“.

Meine persönliche Hoffnung ist, dass es zu keinem weiteren radioaktivem Austritt mehr kommt, aber dass diese Kraftwerke für Monate vom Netz müssen, eventuell nie wieder hochgefahren werden. Die Wirtschaft muss leiden – und diesmal mal keine Unterstützungen zu Lasten der Steuerzahler! Sollen doch die Aktionäre kotzen bis sie nur noch leere Hüllen sind.

 

Wo ist das Kapital nur geblieben?

Die IT-Branche hat es vorgemacht: Das Geld verbrennen:

Burn Venture Capital

Burn Venture Capital

Bild „geliehen“ bei Interhemd (Danke Tim)

Als nächstes waren es die Banken – naja, selbst verbrannt haben sie nicht, sie haben es eben nur zu verantworten, dass diese Misere die Wirtschaft derzeit knechtet. Und nun – als nächstes Mosaiksteinchen – kommen die Konzerne an und schildern der Regierung ihre Sorgen.

NEIN, ich werde diesmal NICHT auf Managergehälter eingehen, es dreht sich hier um den Aktienmarkt: Wie dieser Geld verbrennt und es aus den Unternehmen zieht.

Früher – so GANZ früher – lieh sich der Müller in seinem Umfeld Geld, wenn er die Reparatur seiner Mühle – oder einen neuen Mühlstein – nicht mit eigenen Mitteln zahlen konnte. Von dem Gewinn der folgenden Monate und Jahre zahlte er dann seine Schulden ab und anschliessend war alles gut.

Dann kamen die Banken, der Müller musste nicht mehr von 20 „Nachbarn“ Geld leihen, sondern er hatte eine zentrale Anlaufstelle: Die Bank – im ländlichen Bereich formierten sich gerade die Genossenschaftsbanken, siehe auch Raiffeisen – leiht (historisch) das von Sparern eingesammelte Geld ein, verleiht es an unseren Müller um den Kreditertrag als Sparzinsen an die eigentlichen Eigentümer des Kapitals auszuzahlen.

Dann griffen (über die effektiven Stücke) die Aktien in das Geschehen ein und veränderten die Welt. Denn auf einmal ging es nicht mehr darum einen einmaligen Kapitalbedarf zu deckeln, sondern aus Gründen des Kapitalbedarfs Anteile (als Anteilsscheine / Aktien) seines Unternehmens zu „vekaufen“. Damit ist ein grosser Schritt in die (in meinen Augen) falsche Richtung getan. Denn auf einmal geht es nicht mehr darum, einen Kapitalbedarf einmalig (wie einen Kredit) zurückzuzahlen, sondern Jahr für Jahr – über die Dividende – Geld an die Aktienbesitzer auszuzahlen. Immer und immer wieder. Dies geht soweit, dass Aktien sich teilweise mehrfach refinanzieren (wenn man diese nur lange genug hält) und ein Ende ist niemals in Sicht.

Früher konnte unser Müller in guten Jahren viel Geld (Taler, Dublonen, wie auch immer) zur Seite legen um ein Polster für schlechte Zeiten anzulegen. In dem Moment, als unser Müller nun seinen Mühlstein über die Ausgabe von Aktien finanzierte, hatte er für immer verloren (es sei denn, er kauft seine Aktien zurück). Denn die Aktionäre werden ab sofort (über die Hauptversammlung und dem gewählten Aufsichtsrat) die Geschicke seiner Mühle. Wenn nun Gewinne gemacht werden, haben die Aktionäre ein grosses Interesse: Den Ertrag aus dem Unternehmen zu ziehen um damit einen (EXTERNEN!) Gewinn zu erzielen, ihr eingesetztes Kapital maximal zu vermehren. Ein Verbleib des Kapitals im Unternehmen ist für Aktionäre deutlich suboptimal.

Und an dieser Stelle kommen wir nun zu der heutigen Situation: Die Aktionäre haben all die vergangenen Jahre ihre Taschen gestopft, oftmals waren es Banken und Versicherungen, die das Problem hatten: Wohin mit dem Geld der Kunden. Die Antwort war: Aktien, Anteile an Unternehmungen. Versicherer hatten jahrelang das Problem, erwirtschaftete Gewinne SCHNELL wieder zu reinvestieren um maximalen Gewinn zu erwirtschaften. Wo so viel Geld „verarbeitet“ wird, ist auch Geld für dicke Gehälter drin – alles kein Problem.

Bis zu DEM Moment,an dem jetzt den Aktiengesellschaften das Geld ausgeht und die Aktionäre GANZ sicher nicht die Gewinne der fetten Jahre wieder in die Unternehmen stecken werden. Unser Müller hätte dies getan, sein verdientes Geld wieder in seine Mühle zu stecken. Die Aktionäre aber haben von den Erträgen (Dividenden) längst weitere Aktien gekauft und leiden selbst eine gefühlte „Armut“, da ihre Aktien nichts – oder weniger – Wert sind.

Exkurs: Wobei anzumerken ist, dass eine Ware nur im Moment der Kaufs/Verkaufs überhaupt einen realen Wert besitzt. In der Zeit des Besitzes, ist der Wert unbestimmt. Man kann zwar einen Marktwert bestimmen, aber eine Realisierung des Wertes kann nur durchgeführt werden, indem man versucht zu kaufen oder verkaufen. Denn erst in diesem Moment bestimmen Angebot und Nachfrage den Wert (zu erzielenden Preis). Dieses gilt für ALLE zu veräusserlichen Waren.

Zurück zum Thema: Das ursächliche Problem ist, dass Aktienmärkte nur in Zeiten des Wachstum funktioniren. Vielleicht resultiert genau daraus unsere Wachstumshysterie. Wachstum ist gesund – als Ausgleich einer Inflation. Alles was darüber hinausgeht ist – als globalwirtschaftliche Forderung – absolut unsinng, da dieses Wachstums nicht unendlich weltweit forführbar ist. Schon heute können viele Unternehmen ein Wachstum nur noch über Aufkäufe anderer Unternehmen oder Bilanzierungstricks realisieren. Was passiert aber in dem Moment, in dem eine Firma – im Rahmen der „Wachstumsnot“ alle anderen Firmen geschluckt oder fusioniert hat? Wenn ein Unternehmen nahezu jede geldwerte Leistung auf diesem Planeten erwirtschaftet? Wie wird diese Firma dann weiterhin Wachstum realisieren?

Es wird Zeit, dass wir alle verstehen, dass es keinen Gewinn ohne Verlust geben kann. Die Menge aller Kapitalwerte auf diesem Planeten ist (weitgehend) statisch. Wenn nun eine Person (oder Personengruppe) ihr Eigentum vergrössert, MUSS zwangsläufig eine andere Person (oder Personengruppe) einen Verlust hinnehmen.

Solange aber „das Kapital“, namentlich die Personengruppe, die ihre Gewinne/Besitztümer stetig ausweitet, nichteinmal von der Politik gestoppt wird, wird sich diese Spirale der Umverteilung von Sachwerten immer weiter drehen. Am Ende werden alle verlieren, dann die Aktien kann man nicht essen, als Kleidung sind sie suboptimal und der Brennwert im kalten Winter ist auch nicht sooo der Hit.

Nur eine Betrachtung. Kommentare?

Wird Wiedeking Ehrenmitglied des CCC?

Wendelin Wiedeking, Vorstandsvorsitzender von Porsche hat in meinen Augen den Hack des Jahres hingelegt, indem er den deutschen Aktienmarkt hackte. Ein Hacker zeichnet sich durch „Kreativen Umgang mit Technik“ aus – wenn wir hier einmal den Begriff „Technik des Aktienmarktes“ nutzen, so hat Wiedeking durch kreativen Umgang mit Optionskäufen und der Veröffentlichung eben dieses Kaufes, den Hasardeuren der Börsenplätze deutlich ihre Schranken geweisen.

Die Frage ist nun: Hat Wiedeking der Wirtschaft Schaden zugefügt? Meine Antwort ist NEIN, denn den Schaden richten Leerverkäufer an. Wiedekings Aktion zeigt dies nur zu deutlich auf.

Herr Wiedeking: Ich teile ihnen hiermit meinen Respekt mit! Grossartig!