Die Zukunft des Individualverkehrs

Das Thema Individualverkehr wird derzeit aus allerlei Perspektiven betrachtet und der Status Quo vielerorts diskutiert. Oftmals ist die Diskussion aufgeheizt, weil nahezu unzählige Befindlichkeiten hiermit verbunden sind. Fast jede an der Diskussion teilnehmende Person hat – mehr oder weniger – vernünftige Gründe für die persönliche Meinung. Allerdings gibt es – im Gegensatz zur Meinungsfreiheit – keine Freiheit der Fakten. Ich will und kann hier nicht die endgültige Wahrheit kundtun, aber mal ein paar der Facetten dieser Diskussion beleuchten und vielleicht ein paar Denkanstöße geben.

Individualverkehr auf dem „Land“

Stets gern vorgebrachtes Argument – vor allem von Stadtmenschen – ist, dass es im ländlichen Bereich keinen, oder nur einen sehr unzureichenden öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) gibt. Nicht unterschlagen werden sollte aber, dass es mittlerweile auch in weniger besiedelten Gebieten nutzbare Angebote – abseits des „Der Bus fährt nur 2x am Tag“ – gibt.

Neben den hinlänglich bekannten Möglichkeiten wie Fahrgemeinschaften, hat sich auch der „ländliche Bereich“ vielerorts weiterentwickelt. So haben zum Beispiel die Menschen, die im Bereich Elbmarsch oder Winsen wohnen, die Möglichkeit auf das Elbmobil zuzugreifen. Zitat der Webseite:

Moin Elbmarsch, moin Winsen!

Mit dem elbMOBIL einfach auf dem Land wech kommen: das elbMOBIL – ein On-Demand-Shutteservice – ermöglicht dir als Elbmarscher oder Winsener noch komfortabler und flexibler unterwegs zu sein. Per App kannst du dir deine Fahrt ganz smart buchen, ohne festen Fahrplan oder Linienweg, ohne lange Vorlaufzeit. Das elbMOBIL verkehrt zum bekannten hvv Tarif zuzüglich eines Komfortzuschlags in Höhe von 1,50 Euro.

Wahrscheinlich gibt es ähnliche Angebote auch in anderen Bereichen. Wer auf dem Ländle wohnt, weiß wahrscheinlich besser, was vor Ort los ist, als ich Hamburger Großstadtkind 🙂 .

Individualverkehr in der Stadt

Ist Individualverkehr in der Stadt Kunst, oder kann das weg? Wieder möchte ich mich zuerst den Menschen widmen, die auf dem Land wohnen. Denn diese müssen nicht zwingend aus dem Umland mitten in die City fahren. Vielerorts gibt es „Park and Ride“ Parkplätze in unmittelbarer Nähe zum ÖPNV: Auto dort abstellen und ab mit dem ÖPNV in die City. Wenn es dann irgendwann das 49-Euro-Ticket gibt, kann eventuell auch von weiter außerhalb preiswert(!) der ÖPNV genutzt werden.

Wer allerdings in der Stadt selbst wohnt, braucht typischerweise(!) keinen eigenen PKW. Es ist quasi alles und jederzeit per ÖPNV oder Fahr-/Lastenrad erreichbar. Obschon ich zugeben muss, dass ich weiterhin mein (elektrisch angetriebenes!) Kleinmotorrad nicht missen möchte. Aber einen (eigenen!) PKW brauche ich definitiv nicht. Sollte ich einmal etwas zu transportieren haben, leihe ich mir ein Fahrzeug oder lasse mich von meinem Umfeld fahren. Selbst für eine Urlaubsreise ist es günstiger sich ein Fahrzeug zu mieten, als dieses als Eigentum finanzieren zu müssen.

Nicht von dem eigenen Fahrzeug loskommen werden allerdings Berufstätige, die „on the road“ ihr Einkommen verdienen. Einen Handwerker, der sein gesamtes Werkzeug mit Bus und Bahn transportiert? Das will man niemanden zumuten. Aber muss es ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor sein?

Muss es ein Verbrennungsmotor sein?

Kurz und knapp: Ja, es gibt Bereiche, bei denen wir an Verbrennungsmotoren (noch?) nicht vorbeikommen: Schiffe, Flugzeuge und z.B. die Sahara. All dies sind aber Bereiche, die ich nicht zwingend dem Individualverkehr in Deutschland zurechnen möchte. OK, es gibt neben den Schiffen auch noch Boote, die der Sportschifffahrt zugerechnet werden. Als ich eben eine Suchmaschine mit den Suchbegriffen „Boot mit Elektroantrieb“ nutze, war ich überrascht, wie groß das Angebot an Booten verschiedensten Größenordnungen ist, welche es bereits mit Elektroantrieb gibt. Selbst im Baumaschinenbereich gibt es erstaunlich viele Anbieter von Fahrzeugen und Zubehör. Deshalb wage ich die Behauptung: in vielen Bereichen brauchen wir definitiv keine Verbrennungsmotoren mehr.

Welche Alternativen gibt es für den „Standard“-Verbrennungsmotor?

Was also tun, wenn ein Fahrzeug benötigt wird und es keinen Verbrennungsmotor haben soll? Auch Fahrzeuge, die ich mir selbst ab und an einmal ausleihe, brauchen einen Antrieb. Welche Alternativen zum Verbrennungsmotor mit fossilem Kraftstoff gibt es denn überhaupt?

E-Fuel

E-Fuels sind – rein chemisch gesehen – nicht anderes, als „normale“ fossile Kraftstoffe. Der einzige Unterschied ist, dass diese nicht in Millionen von Jahren von der Natur der Erde, sondern unter Einsatz von elektrischer Energie hier und heute produziert werden können. E-Fuels sollen – so ist vielerorts zu hören – DIE Alternative zu den „fossilen“ Kraftstoffen sein. Wo aber kommt denn der tolle synthetische Kraftstoff her? Wie wird er erzeugt? Und wie ist der – aus der Kette Herstellung -> Kraft am Reifen erreichbare – Wirkungsgrad? Der Wirkungsgrad sollte stets im Mittelpunkt des Interesses stehen. Denn wir sollten die eingesetzte Energie stets so sparsam wie möglich einsetzen. Wir wollen schließlich Energiesparen – remember?

Bei der Produktion von Kohlenwasserstoffen (E-Fuels) aus Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid gehen schon mal – derzeitiger Entwicklungsstand – über 60 % der eingesetzten Energie verloren (Wirkungsgrad A). Und zwar völlig egal, ob die eingesetzte elektrische Energie Ökostrom ist, oder nicht. Wenn wir nun mit diesem E-Fuel ein Fahrzeug antreiben, gehen nochmal ca. 70 % verloren, die stumpf in Wärmeenergie umgewandelt werden. Bei E-Fuels werden also nur ca. 10 % der eingesetzten Energie tatsächlich für den Vortrieb genutzt. Das ist deutlich ineffizient und sollte meiner Meinung nach den Bereichen vorbehalten werden, wo es denn gar nicht anders geht: Schifffahrt, Fliegerei und der Bereich Oldtimer. Für den generellen Individualverkehr scheint es nicht der Weg in die Zukunft zu sein. Außerdem sind E-Fuels – derzeit – noch deutlich teurer als fossiler Kraftstoff. Auch steht die Frage im Raum, ob die Kapazitäten der Herstellung von E-Fuels – selbst 2035 – überhaupt ausreichen, um den Individualverkehr ausreichend zu versorgen. Schließlich sind Flugverkehr, Schiffsverkehr und der Bereich Chemie deutlich abhängiger von Kohlenwasserstoffen.

PKWs mit Verbrennern nicht mehr zulassen?

Ein Aufschrei geht durch das Land: Die Zulassung(!) von Neuwagen(!) mit Verbrennungsmotoren soll in Zukunft verboten werden. Es ist gerade so, als solle die heilige Kuh geschlachtet werden. Aber mal ehrlich: Ist es wirklich der Untergang des Abendlandes? Was wurde – der Umwelt zuliebe – nicht schon alles verboten: Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), viele Verbrauchsgegenstände aus Kunststoffen (Ohrenreiniger, Plastikeinkaufstaschen und vieles anderes mehr). Ging die Welt unter? Nein, denn es gibt Alternativen. Und solange es noch Kraftstoffe gibt, mit denen Verbrennungsmotoren betrieben werden können, wird es auch weiterhin die Möglichkeit geben, Verbrennungsmotoren zu nutzen. Die einzige Gruppe, die unter einem Zulassungsverbot leiden würde, wären die Betriebe, die ausschließlich von der Produktion von Verbrennern leben. Wie die Hersteller von Kolben, Vergasern, Getrieben etc. pp.. Andere Branchen würden allerdings profitieren. Es ist wie vor 100 Jahren, als die Pferdekutschen von den PKW verdrängt wurden und Kutscher, Hufschmiede etc. arbeitslos wurden. The Times They Are a-Changin‘.

Nicht vergessen werden sollte auch, dass der Markt für Gebrauchtfahrzeuge noch viele Jahre gut gefüttert sein dürfte. Preiswerte – gebrauchte – Verbrenner dürfte noch sehr lange erwerbbar sein.

Hybridantriebe

Hybrid angetriebene Fahrzeuge (Kombination aus Verbrenner und Elektromotor) sind so unnütz wie ein Kropf! Wenn das Fahrzeug mit E-Antrieb bewegt wird, muss die Masse des Verbrennungstriebs mitbewegt werden und vice versa. Dazu kommt, dass die meisten Fahrzeuge wahrscheinlich aufgrund des steuerlichen Vorteils erworben wurden, und nahezu niemals elektrisch angetrieben wurden. Ob der steuerliche Vorteil – über die Laufzeit – den Mehrverbrauch finanziert, lasse ich mal im Raum stehen.

Brennstoffzelle

Wenn heute von Fahrzeugen mit Wasserstoffantrieb gesprochen wird, wird eigentlich immer von Fahrzeugen gesprochen, die mittels Brennstoffzelle aus Wasserstoff elektrische Energie gewinnen, um diese dann für einen elektrischen Antrieb zu nutzen. Fahrzeuge mit Brennstoffzelle haben – gegenüber Fahrzeugen mit reinem E-Antrieb – den Vorteil, dass sie schneller „unterwegs“ mit Wasserstoff betankt werden könnten. Das große Manko: Es gibt noch deutlich weniger Tankmöglichkeiten als es für Elektrofahrzeuge gibt. In ganz Hamburg gibt es (stand 21.03.2023) gerade mal 3 (in Worten: DREI) Wasserstofftankstellen. Quelle H2live. Dazu kommt, dass selbst Hausbesitzer nicht „mal eben“ eine Aufladestation an der Hauswand anbringen können. Und der Gesamtwirkungsgrad liegt mit 34 % deutlich unter dem des reinen Elektroantriebes (75 %). Auch diese Technologie scheint eher für Bereiche geeignet zu sein, in denen reiner Elektroantrieb derzeit noch nicht (oder nur sehr schwer) umsetzbar ist.

Direkter Wasserstoffantrieb

Im Bereich Individualverkehr wird das direkt mit Wasserstoff angetriebene Fahrzeug in den nächsten Jahren keine große Rolle spielen. Zum einen zählt hier das bereits oben genannte Manko „keine Tankstellen“ und des Weiteren eher keine Anbieter für Fahrzeuge mit diesem Antrieb. Toyota hat im Dezember 2022 zwar mit dem „Corolla Cross H2“ ein Konzeptfahrzeug vorgestellt, aber wer wird ein Fahrzeug mit mangelnden Tankmöglichkeiten erwerben? Einen Markt für Fahrzeuge mit direktem Wasserstoffantrieb sehe ich persönlich eher im Bereich Nutzfahrzeuge. Bei eher stationärem Einsatz (Baustellen, Firmengelände etc) lassen sich problemlos eigens betriebene Tankstellen einrichten, die periodisch vom Lieferanten befüllt werden.

Elektroantrieb

Der Elektroantrieb ist derzeit die energieeffizienteste Variante, einen Motor anzutreiben. Denn die eingesetzte elektrische Energie wird ohne jedwede Umwandlung direkt für den Vortrieb genutzt. Die energieintensive Wandlung von Strom in Kohlenwasserstoff (wie bei E-Fuels und Brennstoffzelle) anfällt komplett und ein E-Motor ist somit sparsamer im Verbrauch, da er deutlich weniger Abwärme produziert. Die Energieeffizienz ist etwa 7x höher als bei einem Fahrzeug mit E-Fuels Antrieb.

PKW mit Elektroantrieb sind so teuer!

Ehrlich? Sind sie das? Ja, ein „Porsche Taycan Turbo S Sport Turismo“ kostet über 200.000 € – auch ein Tesla S ist mit 150.000 € kein wirkliches Schnäppchen. Und der Preisbereich für Elektroautos bis 20.000 € ist nicht interessant für Menschen, die sich vornehmlich über ihr Fahrzeug definieren. Aber ein Dacia Spring Essential, der neu für etwas über 20.000 € zu erwerben ist, hat schon eine passable Optik. Und die Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h scheint mir persönlich auch ausreichend zu sein. Selbst Volkswagen bietet schon Modelle für deutlich unter 30.000 € an. Am Preis kann es also nicht wirklich liegen.

Es gibt nicht überall Ladestationen

Absolut valides Argument! Da ist noch VIEL Luft nach oben. Das Problem scheint derzeit – in meinen Augen – vor allem im Bereich Politik zu finden sein. In Deutschland ist sowohl das Verkehrs- als auch das Finanzministerministerium in der Hand der FDP. Und diese Partei wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die Abkehr vom Verbrennungsmotor. Über die Gründe kann ich nur spekulieren. In meinen Augen sinnvoll wäre es allerdings, wenn das Finanzministerium dem Verkehrsministerium die Möglichkeit bietet, die Ladeinfrastruktur deutlich auszubauen. Hausbesitzer werden bereits steuerlich bei der Installation von sogenannten Wallboxen unterstützt. Die Bewohner von Mietwohnungen müssen hier mit deutlich mehr öffentlichen Lademöglichkeiten unterstützt werden.

Die Herstellung von Batterien versaut die Klimabilanz

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die ökologische Bilanz der Batterieherstellung derzeit noch problematisch ist. Die Herstellung einer PKW-Batterie schlägt derzeit mit ca. 5 Tonnen Kohlenstoffdioxid zu Buche. Allerdings muss bei dieser Betrachtung bedacht werden, dass ein Brennstoffzellenantrieb ebenfalls ca. 5 Tonnen Kohlenstoffdioxid verbraucht, bevor er das erste Mal die Straße sieht. Hierbei versauen die Brennstoffzelle selbst, sowie der Wasserstofftank und die ebenfalls enthaltene Batterie die Statistik. Sehr wichtig ist, dass sich derzeit im Bereich Batterie wissenschaftlich eine Menge bewegt. Daraus ergibt sich auch hier, dass das rein elektrisch angetriebene Fahrzeug den Laufzeitvorteil der Energieeffizienz behält.

Die Reichweite von Elektrofahrzeugen

Immer wieder wird die Reichweite von Elektrofahrzeugen als Kritikpunkt genannt. Ja, dies könnte ein wirksames Argument sein. Es gibt allerdings ein großes ABER: Wie häufig wird wirklich ein Fahrzeug benötigt, welches mehr Reichweite erzielt, als es die derzeitige Akku-Kapazität von E-Fahrzeugen erlaubt? Fahrzeuge werden doch typischerweise hauptsächlich zum Pendeln zur Arbeitsstätte, zum Einkaufen sowie für Kurzausflüge am Wochenende genutzt. Wie vielleicht bekannt ist, fahre ich seit fast einem Jahr ein elektrisch angetriebenes Motorrad. Reichweite ca. 120 Km. Und ja, ich habe mir – nach dem Erwerb – die Frage gestellt „Warum hast du dir keinen Verbrenner gekauft. Mit einem Verbrenner kannst du schnell mal tanken fahren und dann auch mal weitere Strecken (Ost- oder Nordsee etc) fahren“.

Nach einem Jahr stelle ich allerdings fest, dass diese Frage weitgehend sinnfrei ist: Denn wie oft wäre ich denn weitere Strecken gefahren? Ein oder zweimal vielleicht. Für den absolut vorrangigen Einsatzzweck (zur Arbeit und ein wenig in der Gegend rumfahren) ist die Reichweite des Akkus absolut ausreichend. Wer kauft schon ein Flugzeug, wenn er nur einmal im Jahr nach Marokko fliegen will? Auch wären Nord- und Ostsee mit einem PKW mit E-Antrieb von Hamburg aus problemlos erreichbar – PKW haben eine größere Reichweite. Und sollte es am Zielort die Möglichkeit geben, den Akku zu laden, muss das Fahrzeug nur die einfache Strecke schaffen. Also liebe „Naherholungsgebiete“, ihr wisst, was zu tun ist!

E-Antrieb macht Spaß

Wie oben schon beschrieben, fahre ich seit knapp einem Jahr ein E-Motorrad. Und es macht verdammt viel Spaß, ohne den Lärm des Motors über die Straße zu „gleiten“. Ich verstehe die Motorradfahrer nicht, die der Meinung sind „Es muss knattern“. Wenn ich über Landstraße fahre, fühle ich mich – ohne den Lärm – deutlich näher an der Natur. Das einzige wahrnehmbare Geräusch ist der Wind im Helm. Großartig! Früher schaute ab und an mal ein Nachbar aus dem Fenster, wenn ich mit meinem Verbrenner auf den Hof knatterte. Heute wird mein Erscheinen mit „Hast du dich wieder auf den Hof geschlichen“ kommentiert.

Ein weiterer Spaßfaktor ist die Beschleunigung. Egal ob ich mit meinem Motorrad oder mit einem Carsharing-PKW unterwegs bin. Selbst PS-starke Fahrzeuge sehen typischerweise nur meine Rücklichter (wenn ich es darauf anlege!), wenn wir an der Ampel losfahren. Elektroantrieb macht (mir) deutlich mehr Spaß.

Schlusswort

Da ich mich aus persönlichem Interesse bereits seit über 10 Jahren intensiv mit dem Thema Individualverkehr beschäftige, ist dieser Artikel deutlich lang geworden. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir sparsam mit der Energie haushalten müssen (Umweltschutz!). Aus diesem Grund ist das E-Mobil mein absoluter Favorit. Des Weiteren sollten wir unbedingt die Städte vom raumgreifenden Individualverkehr entlasten. Ich weiß, dass ich die Wahrheit nicht gepachtet habe – auch wenn ich versuche mein Wissen aktuell und faktenbasiert zu halten, muss ich nicht immer recht haben. Deshalb bin ich an einer konstruktiven Diskussion (Trolle können weiterziehen) sehr interessiert.

Schluss-Schluss Wort. Während ich diesen Eintrag schrieb, wurde in der ARD-Mediathek eine Serie mit dem Titel „Wir können auch anders“ veröffentlicht, die sich mit dem Thema Klimakrise auseinandersetzt. Die erste Folge beschäftigt passenderweise sich mit dem Thema Individualverkehr 🙂

https://www.ardmediathek.de/video/wir-koennen-auch-anders/besser-unterwegs-s01-e01/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE4MjQ5MjM

Führerscheinerweiterung B196 und elektrisches Zweirad

Vorwort – wieso dieser Artikel entstanden ist

Ich fahre – wie vielleicht bekannt ist – seit vielen Jahren ein 50 cm³ Roller. In der Stadt OK um vorwärtszukommen, macht aber Lärm, verbrennt Ölderivate und ist nicht(!) autobahntauglich. Die autobahntauglichkeit ist ein recht großes Manko, wenn man in der von der Elbe geteilten Stadt Hamburg wohnt und doch einige Menschen auf der „anderen Seite“ wohnen hat. So beträgt die Fahrzeit zu meinem Bruder (egal ob ÖPNV oder 50 cm³) über eine Stunde, da ich nicht durch den Elbtunnel fahren darf, sondern den großen Umweg über die Elbbrücken nehmen muss. Eine Fahrt durch den Elbtunnel schafft man in der Hälfte der Zeit.

Einen PKW werde ich nicht mehr käuflich erwerben oder leasen – PUNKT! Brauche ich in der Stadt nicht, ein motorisiertes Zweirad allerdings ist in meinen Augen „möglich“. Als ich schon vor einer Weile von der Änderung der Fahrerlaubnis-Verordnung und der Schlüsselzahl B196 las (mehr unten) nahm der Virus in mir seine Arbeit auf. Der Gedanke keimte und keimte und nachdem ich das Zweirad der Wahl (mehr unten) gefunden war, musste die Erweiterung der Fahrerlaubnis her. Warum keinen Führerschein Klasse A, sondern die Erweiterung B196?
Ganz einfach: Eine Kostenfrage. In Hamburg sind die Kosten für Führerscheine relativ hoch. Die Erweiterung B196 kosten mich ca. 900 €, ein Führerschein Klasse A hätte mich fast das Dreifache gekostet. Und die Klasse bis 125 cm³ reicht für meine Ansprüche völlig aus.

In diesem Artikel geht es also um zwei Themen:
Einmal um die Führerscheinerweiterung B196, mit der geneigte Menschen mit der Fahrerlaubnis „B“ unter gewissen Umständen relativ(!) preiswert in die Lage versetzt werden, Motorräder mit bis zu 125 cm³ zu fahren.
Zweitens um eben diese Motorräder mit bis zu 125 cm³ – aber bitte mit Elektroantrieb.

Fahrerlaubnis der Klasse B mit der Schlüsselzahl 196

In der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) ist unter 6B definiert, welche Voraussetzungen zu erfüllen sind:

– Das Mindestalter ist 25 Jahre
– Mindestens 5 Jahre im Besitz der Fahrerlaubnis „B“
– Teilnahme an Unterricht in einer Fahrschule (Theorie und Praxis)
ABER: Keine Fahrprüfung!

Erforderlich ist die Teilnahme an 4 theoretischen DOPPELStunden sowie an 5 praktischen DOPPELStunden. Wobei die Fahrschule auch nach den praktischen Stunden in der Lage ist, die Aushändigung der Bescheinigung zu verweigern, sollte der/die/das AnwärterIn noch zu unsicher sein.
Sollte man/frau (wie ich) bereits im Besitz eines passenden Motorrades sein, besteht die Möglichkeit, die praktischen Fahrstunden bereits auf dem eigenen Bock abzulegen. Ich möchte dies unbedingt empfehlen! Ich habe die erste Fahrstunde auf einer 125er Yamaha (Verbrenner) gemacht und gestern meine zweite Doppelstunde auf dem eigenen Motorrad(elektrisch) gemacht. Und es gibt deutliche Unterschiede im Fahrverhalten. Nicht nur die – bei elektrisch normale – deutlich bessere Beschleunigung, sondern vor allem das generelle Fahrverhalten (deutlich tieferer Schwerpunkt, dadurch anderes Kurven/Ausweichverhalten) unterscheiden sich doch merklich. Wenn ich also „den Lappen“ habe, habe ich auf „meinem Gerät“ schon Erfahrung „an der Hand“ des Fahrlehrers sammeln können.

Um mit dem eigenen Motorrad die praktischen Fahrstunden ableisten zu können, sind zwei Voraussetzungen zu erfüllen:
– Die Fahrschule muss damit einverstanden sein und:
– Die Versicherung muss eine Fahrschulbestätigung erteilen, damit man nicht unversichert unterwegs ist. Schließlich fährt man noch ohne die nötige Fahrerlaubnis!

Das elektrische Zweirad 125 cm³

Um eine 125er zu fahren, braucht man nicht nur die Fahrerlaubnis, sondern auch die Hardware muss angeschafft werden. Es gibt mittlerweile diverse Anbieter eben dieser Motorräder, aber es gibt auch sehr große Unterschiede. Auf diese möchte ich hier ein wenig eingehen und meine Entscheidungsfindung mitteilen.

Im Bereich Leistung fängt es an. Es gibt tatsächlich Motorräder dieser Klasse, die mal gerade eben 70 km/h schaffen. Da ich – wie oben beschrieben – teilweise auch über die Autobahn fahren muss (auch wenn im Elbtunnel die Höchstgeschwindigkeit nur 80 km/h beträgt), wäre sind mir 70 km/h zu wenig. Es ist kein Spaß, wenn die LKWs von hinten mit 20 km/h mehr ankommen und man Angst haben muss, dass diese einen anschieben. Mein „Mittel der Wahl“ sollte also mindestens 90 km/h fahren können.

Reichweite ist ein weiterer wichtiger Punkt. Ich glaube, die kleinsten Elektrozossen haben eine Reichweite von ca. 45 km. Damit schafft man vielleicht den Arbeitsweg, ist aber generell doch ein wenig eingeschränkt. Hier ist mehr, einfach nur mehr.

Auch der Stauraum sollte betrachtet werden. Beim kleinen Roller passte ein Helm ins Helmfach, sollte ich mit meiner Prinzessin unterwegs sein, musste sie ihren Helm bei sich führen – oder es braucht eine Gepäckbox. Die meisten Hersteller von Motorrädern mit Elektroantrieb machen es sich einfach: Die Akkus kommen dorthin, wo man ein Helmfach vermutet. Helmfach also komplett Fehlanzeige. Da passt dann höchsten ein paar Handschuhe hinein. Für mich ein absolutes NoGo. Denn ich nutze das Motorrad ja auch, um mal einzukaufen und dann ist Platz ein absolutes Must-Have.

Nachdem die Minimalkonfiguration definiert war, ging es ums „Eingemachte“. Ein paar Modelle blieben auf der Liste, der Mindestpreis wurde deutlich angehoben. Unter ~5000 € ist da leider nichts zu holen. Und nach oben ist das GANZ viel Luft. Von Leistung und Ausstattung her würde mir BMW CE 04 auch gefallen. Aber sowohl Preis (AB 12.000 €) als auch die Optik haben mich nicht wirklich überzeugt.

Seat Mo 125

Es wurde dann die Seat Mo 125. Kaufpreis ein wenig mehr als die Hälfte der BMW und alle meine Vorgaben wurden erfüllt. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt ~95 km/h, die Reichweite bis zu 135 km. Und der Clou ist das Helmfach, denn hier passen – bauartbedingt – sogar 2 Helme hinein. Der Akku sitzt nicht im Helmfach, sondern an der Stelle, an dem andere Motorräder den Motor haben, als Motor fungiert ein Radnabenantrieb. Dadurch wird unter der Sitzbank ganz viel Platz verfügbar.

Den Akku kann man entweder direkt (sollte das Fahrzeug in der Garage stehen, oder man eine Außensteckdose haben) an einen Stromanschluss hängen, oder man nimmt den Akku „einfach“ heraus. Der Akku kann – mit fest integriertem Handgriff und Rädern! – wie ein Trolley transportiert werden. Was bei 45 Kg auch unbedingt praktisch ist. Auch sollte man nicht im dritten Stock ohne Fahrstuhl wohnen – da wäre das Gewicht ein NoGo. Ich habe zwar keine Außensteckdose, aber einen Keller mit ebenerdigem Zugang – insofern ist diese Lösung für mich ideal. Das Herausnehmen und wieder hereinstecken des Akkus gelingt tadellos, da hatte ich ein bisschen Bammel, dass es hakelig wird. Aber: Alles gut.

Die Moe 125 cm³ hat drei Fahrmodi:
– Eco bis 65 km/h
– City bis 85 km/h
– Sport bis Endgeschwindigkeit
Ich finde dies Unterteilung für meine Bedürfnisse ideal. Wobei ich Eco wohl als Standard-Modus nutzen werde und nur auf besonderen Strecken mal auf City oder gar Sport schalten werde. 65 km/h (Tachoanzeige 70 – diese 70 km/h wurden gestern von meinem hinterherfahrenden Fahrlehrer bestätigt, sein Tacho zeigte auch 70 km/h) reichen in der Stadt komplett aus – und spart Akku. Da kann eine Geschwindigkeitsüberschreitung (durch Unachtsamkeit) nicht zu fiese Folgen haben. Auf der B75 (über welche ich zur Arbeit fahren werde) gilt die Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h – also ist hier City-Modus angesagt. Und die kurze Strecke auf der Autobahn, da kann man dann ein paar Kilometer „Gas geben.“

Erster Fahreindruck der Mo 125

Gestern hatte ich meine erste Fahrstunde auf dem neuen Gerät – noch darf ich ja nicht selbstständig fahren. Aber um das Gerät mal zu bewegen, reichte es völlig. Da ich meinem Fahrlehrer erklärte, dass ich – ganz anderer Schwerpunkt etc. – erstmal auf dem neuen Motorrad ein wenig üben wollte, und ich die Ausweichübung noch machen musste, baute er auch den Slalom nochmal auf. Und was soll ich sagen: Den Slalom habe ich deutlich sicherer (und schneller) durchfahren, als auf der Verbrenner-Yamaha. Der niedrige Schwerpunkt zahlt sich hier absolut aus.

Nach den ersten „Holger wird auf dem Hobel warm.“-Übungen ging es dann ein wenig durch die Stadt und eine „kleine“ (Höchstgeschwindigkeit 70 km/h) Landstraße und ich dufte ein wenig mehr am Gashahn drehen. HOLLA, das macht Spaß. Nicht nur, dass elektrische Fahrzeuge verdammt gute Beschleunigungswerte haben, auch das quasi lautlose dahingleiten ist einfach genial. Früher fand ich „Geschwindigkeit/Leistung muss man hören“, aber davon bin ich lange weg.

Was ich allerdings feststellen musste ist, dass ein Jet-Helm tatsächlich nur für Geschwindigkeiten bis ca. 50 km/h geeignet ist. Nicht nur, dass die Windgeräusche einfach nur übel sind (gerade wenn man ein leises Gerät fährt), auch ist es irritierend, dass der Helm bei zu viel Wind dazu neigt „abzuheben“. Nächste Fahrstunde soll ich auf die Autobahn: Da werde ich definitiv den vorhandenen Integralhelm aufsetzen.

Alles in allem muss ich sagen, dass meine Entscheidung den B196 zu machen und mir auch genau DIESES Elektro-Motorrad anzuschaffen, bislang sehr zufrieden. Mensch Kinners, ich freue mich. Das fühlt sich ein bisschen an wie Weihnachten, wenn ein echter Wunsch erfüllt wurde – und es nicht wieder selbstgestrickte Pullunder gab ….

Klimawandel – da kann ich doch nichts tun

Vorwort

Des öfteren, wenn ich in meinem Bekanntenkreis über den Klimawandel spreche höre ich das Argument „Klimawandel – da kann ich doch nichts tun“. Stimmt das? Können wir wirklich nichts tun? Oder ist es nicht vielmehr so, dass, wenn wir alle ein bisschen etwas tun, es am Ende dann doch ein bemerkenswertes Ergebnis geben kann? Ich möchte in diesem Beitrag mal ein paar Anregungen geben. Die unten stehende Sammlung ist nach „wie es mir gerade in den Kopf kommt“ sortiert. Die Sortierung soll keineswegs eine Prioritätenliste darstellen. Gern dürft ihr die Anregungen in den Kommentaren diskutieren und auch SEHR gern weitere Ideen hinterlassen.

Sicherheitshinweise

Ich kann und will niemanden nötigen, sein Verhalten zu ändern. Zwang sollte stets das letzte Mittel sein, um menschliches Verhalten zu ändern. Allerdings fürchte ich, dass insbesondere im gewerblichen Bereich diverse gesetzliche Regelungen zwingend erforderlich sind. Denn leider zählt derzeit das Betriebsergebnis mehr als die Erhaltung der Umwelt. Was aber nützen uns Arbeitsplätze, wenn wir alle krank sind, oder gar unser Planet unbewohnbar wird? Alle Beteiligten müssen aus der Komfortzone raus. Wir haben – seit Beginn der industriellen Revolution – unseren Wohlstand gesichert, indem wir den Planeten Erde ausbeuten. Es wird Zeit, dass wir dies auf allen Ebenen sehr zeitnah ändern.

Auch ist mir natürlich bekannt, dass nicht jeder in der Lage ist, jedwede Möglichkeit zu nutzen. Wer einen weiten, „komplizierten“ Arbeitsweg hat, ist auf den PKW angewiesen. Nicht alle Menschen sind finanziell in der Lage Lebensmittel nach moralisch-ethischen Grundsätzen zu kaufen. Manchmal gibt es tatsächlich „Sachzwänge“ (wie ich dieses Wort hasse…). Es geht nicht zwingend darum, alles zwanghaft zu tun, aber – wie eingangs erwähnt: „Klimawandel – da kann ich doch nichts tun“ ist nicht valide.

Urlaub und Erholung

Urlaub muss sein – Entspannung und Tapetenwechsel braucht jeder von uns. Allerdings sollten wir in uns gehen und uns fragen: Was ist uns der Urlaub wert? Nicht nur in Form „Was kann und will ich bezahlen“, sondern auch „Was richte ich an“.

  • Ein langes Wochenende auf Malle? Für ein paar Euro Flug und Vollpension?
  • Auf einem Kreuzfahrtschiff eingepfercht dem Trubel der Großstadt entkommen?
  • Vier Wochen Thailand/Australien – wo auch immer, Hauptsache weit weg?

Es gibt auch in unserer Nähe sicherlich schöne Orte, die es wert sind, erkundet zu werden. Wart ihr schon mal im Harz, an der Ost- oder Nordsee? Im Allgäu soll es auch schön sein (mental note to self: Da war ich zuletzt als kleiner Junge, könnte ich mal wieder hin). Auch Frankreich, Italien, Dänemark, Polen, Österreich und all die anderen Länder um uns herum haben Gegenden die einen Besuch wert sind. Egal ob es euch nach Kultur, Natur – Ruhe oder Trubel zieht. Einfach mal in sich gehen und schauen und sich die Frage stellen: Klimawandel – da kann ich doch nichts tun? Oder doch?

Fortbewegung

Wie komme ich von A nach B? Die Zeit der Postkutschen ist vorbei und wir haben vielfältige Möglichkeiten der Fortbewegung. Auch gibt es unterschiedlichste Gründe sich fortzubewegen. Ich will beide Variablen hier kurz anreißen:

  • Zu Fuß, die wohl älteste Form sich zu bewegen
  • Das Fahrrad, um schnell innerorts oder auch in ländlichen Gebieten relativ kurze Strecken – auch mit Gepäck – zu überwinden
  • Pedelec, E-Scooter u-ä. sind ein Ersatz für Fahrrad oder den Turnschuh.
  • Öffentliche Verkehrsmittel. Bus, Bahn, Flugzeug aber auch Shared-Dienstleister wie Uber etc.pp.
  • Eigenes, motorbetriebenes Mittel, wie Motorrad und PKW

Bei dem Mittel der Fortbewegung sollten wir uns stets fragen: Geht es besser? Kann ich anstelle des Fliegers vielleicht auch die Bahn nutzen? Muss ich mit dem PKW einkaufen fahren, oder tut es auch das Fahrrad? Muss ich mein Kind zum Kindergarten fahren, oder geht es auch zu Fuß? Ist mein Kind groß genug, dass es schon selbstständig zur Schule gehen/mit dem Fahrrad fahren kann? Ich fand es früher richtig toll, wenn mein Vater mich mit dem Wagen in der Schule „vorbei brachte“, aber er tat dies nur, wenn es ohnehin auf seinem Weg lag. In meinem gesamten Schulleben vielleicht 3-5 mal.

Fliegen?

Ja, es ist natürlich – je nachdem wie weit man es zum Airport hat – schneller von Hamburg nach München zu fliegen, als die Bahn zu nutzen. Aber – abgesehen einmal von der bizarren Preissituation – ist die An/Abreise denn so zeitkritisch, dass es das Flugzeug sein muss? Kann man auf dem Hin- und Rückweg vielleicht – dem Klima zu liebe – mal ein paar Mehrstunden opfern?

Pedelec und E-Scooter

Dem Thema E-Scooter habe ich bereits an anderer Stelle einen Artikel gegönnt, auf den ich hier schlicht verweisen möchte. Gleiches gilt – in Maßen – auch für die Pedelecs. Natürlich streben wir alle danach, uns das Leben angenehm zu gestalten. Aber dieses Verhalten hat eben auch Folgen: Wir verbrauchen Energie und diese muss 1) Hergestellt werden und 2) fehlt sie eventuell an anderer Stelle.

ÖPNV

Zum ÖPNV ist zu sagen, dass er – insbesondere in Deutschland – wohl deutlich nutzerfreundlicher gestaltet werden könnte. Auch wäre es wünschenswert, wenn die Nutzung stärker als bislang über Umlagen finanziert werden würde. Hier z.B. wäre eine CO2-Steuer gut investiert. Auch mehr Park&Ride-Möglichkeiten für Menschen, die von außerhalb der Großstädte zu ihrem innerstädtischen Arbeitsplatz müssen, wären sinnvoll. etc.pp.

Wenn es denn ein PKW sein muss

Die Deutschen lieben ihr Auto. Seit den Nazis (sorry, aber der Volkswagen sollte doch das Volk ruhig stellen) ist der eigene PKW des Deutschen liebstes Kind. Es gibt viele Menschen in meinem Umfeld, die der festen Meinung sind „Ein Auto muss man haben“. Aber ist dem so? Ist dies ein – vor allem von den deutschen Autoherstellern (und deren Aktionären) – in die Welt gesetztes Ammenmärchen? Ja, es gibt Menschen die wäre ohne PKW echt übel dran. Mein Bruder z.B. hat – mit PKW – einen Arbeitsweg von ca. 15 Minuten. Mit ÖPNV wäre es über eine Stunde. Es sind nicht die berechtigten Sonderfälle die es sich anzuschauen gilt.

Wie viele Menschen fahren denn jeden Tag als Solofahrer in die Großstädte hinein? Hamburg-Süd: Elbbrücken. Jeden Tag der normale Stau. Tausende von PKW quälen sich täglich über die Elbbrücken rein und raus. In (fast) jedem PKW sitzt nur eine Person. Müssen wir wirklich mit „affenartiger“(vielleicht hier sogar sehr treffend der Begriff..) Geschwindigkeit über die Autobahn heizen? So viele Fragen, so wenig Antworten – oder?

Wer es sich – infolge von vorhandener Infrastruktur und finanziellen Möglichkeiten – erlauben kann, sollte natürlich auf alternative Antriebstechniken setzen. Ob es Wasserstoff oder das Elektrofahrzeug sein soll, kann ich nicht wirklich beurteilen. Damit habe ich mich noch nicht hinreichend beschäftigt. Aber gern könnt ihr – solltet ihr zu dem Thema beitragen können – dies in den Kommentaren vermerken.

Einkauf/Beschaffung/Ernährung

Das Thema Einkaufen/Beschaffung ist sicherlich ein derart umfangreicher Punkt, der einen eigenen Blockeintrag wert wäre. Angefangen mit der Auswahl der Lieferanten, über die Verpackung (muss das sein) bis hin zu dem bereits behandelten Thema Fleisch, vegetarisch oder gleich vegan.

Wo und was beschaffen

Wir lassen uns Ware von überall her senden. Besonders perfide: Wir sind auch Meister im Rücksenden. Involviert sind hier nicht nur unterbezahlte Auslieferungsfahrer welche die Straßen zuparken. Auch produzieren wie Berge von Verpackungsmüll und sorgen teilweise sogar dafür, dass unsere Rücksendung stumpf vernichtet wird: Für die Presse produziert. Ja, es ist praktisch, Dinge online zu bestellen. Ja, der Fachhandel verkommt vielerorts zu einem Clownsgesicht seiner selbst. Aber gewisse Dinge kaufe ich quasi zwanghaft „vor Ort“. Ich käme niemals auf die Idee Kleidung online zu kaufen. Ich will Dinge anprobieren. Ein weiterer Faktor ist, dass ich gewisse Bedürfnisse sofort befriedigen möchte. Und das geht halt nur mit „Jetzt aber los zum shoppen“. Auch kann man sich überlegen, mehr Second-Hand zu nutzen. Sowohl im Bereich Kleidung, als auch bei anderen Dingen ist der Gebrauchtmarkt eine tolle Sache um sich günstig und auch nachhaltig zu versorgen.

Verpackung

Angefangen von den dusseligen Plastikverpackungen, besonders für Artikel die von der Natur bereits super verpackt wurde, bis zu Dingen die man eigentlich nicht im Supermarkt kaufen müsste. Wasser mit und ohne Kohlensäure zum Beispiel. Wer nicht gerade in einem Gebiet wohnt, in dem das Leitungswasser wirklich übel schmeckt, ist gut beraten die Hände von den Plastik-(oder auch Glas-)flaschen zu lassen. Stiftung Warentest stellt fest „Keimbelastet, mineralstoffarm und teuer: Der Stiftung Warentest zufolge lohnt sich die Investition in stilles Mineralwasser nur selten. Leitungswasser enthält zum Teil sogar mehr Mineralstoffe.“. Wenn es Kohlensäure im Wasser sein muss: Ein Produkt wie Sodastream. Man spart Geld UND Volumen und Gewicht beim Einkauf.

Ganz heißer Scheiß sind auch Tupperdosen, die man leer mit zum Einkauf nimmt. (To Go Becher, Mittagessen in Tupperdosen) Bislang haben wir ausschließlich positives Feedback von den Verkaufsstellen gehabt. Und auch im persönlichen Umfeld kam die Idee gut an.

Think global – act local

Leute kauft regional, geht vielleicht auf den Wochenmarkt – so ihr einen erreichbar habt. Es müssen nicht unbedingt die Kiwis sein, die gerade im Angebot sind, oder Erdbeeren im Dezember. OK, der alte Spruch „Why do dogs lick their balls – because they can“ ist ja ganz lustig. Aber zum Schutz der Natur ist die Aussage „Weil ich es kann“ eher minder optimal. Denn es ist eher doof, wenn wir unsere Lebensmittel kreuz und quer über den Erdball transportieren. Und als Norddeutscher möchte ich anmerken, dass die leckeren Nordseekrabben stets einen Kurzbesuch in Marokko hatten: Denn dort werden sie zum pulen hin- und wieder zurück geflogen. Wenn ihr Krabben mögt: Pult doch selbst – und freut euch, dass ihr etwas Gutes tut. Es sind die vielen Kleinigkeiten, mit denen wir etwas erreichen können.

Haushalt und Energie

Wohlfühltemperatur

Im dem Moment in dem ich diesen Artikel schreibe wird wohl im deutschsprachigen Bereich niemand die Heizung nutzen. Dennoch möchte ich mich auch dem Thema Klimatisierung widmen. Denn bei dieser Hitze kommt ein anderer Faktor ins Spiel: Klimaanlagen. Es gibt Menschen, die im Winter die Heizung auf 30° („volle Pulle“) aufdrehen, damit sie auch bei -30° noch im T-Shirt vor dem Fernseher/Computer sitzen können. Wahrscheinlich ist es derselbe Personenkreis, der jetzt im Sommer die Klimaanlage auf 20° stellt. Ich frage mich: Warum? Warum nicht im Winter einen Pullover überziehen, oder im Sommer mal ein wenig mehr Wärme aushalten? Eine Bürotemperatur von 24°/25° ist völlig OK. Habe ich für euch getestet. Und ein Kollege von mir kommt in mein Büro um sich aufzuwärmen, weil sein Bürokumpel die Klimaanlage aus „Arktis“ einstellt.

Wir heizen durch Energiegewinnung die Atmosphäre auf, kühlen unsere Büros, wodurch wir die Atmosphäre weiter aufheizen. Wie unüberlegt können wir Menschen eigentlich sein?

Strom sparen

Jaja, dieser Punkt ist definitiv alt, dennoch muss ich ihn erwähnen: Schaltet Stand-By-Geräte GANZ ab. In Stand-By wird zwar nur relativ wenig Energie verbraucht, aber bei 40 Millionen Haushalten in Deutschland, die nur 1 Watt unnütz verbrauchen, kommt da eben auch eine ganze Menge zusammen. Meine Ecke für Fernseher etc. benötigt im Stand-by schlappe 35 Watt. Aus diesem Grunde habe ich an diversen Punkten Schaltsteckdosen installiert. Diese schalten zu definierten Uhrzeiten den Strom für Stand-By-Geräte stumpf komplett ab und später dann auch wieder an.

LED-Leuchtkörper sollten mittlerweile ohnehin Standard sein.

Special: Energie im Rechenzentrum

Kleiner Exkurs für diejenigen die in einem ähnlichen Bereich arbeiten wie ich: Auch in Rechenzentren und Serverräumen gibt es eine energetische Optimaltemperatur. Früher hat man Rechenzentren stumpf „kalt“ gemacht. Dies ist aber nicht der Weisheit letzter Schluss. Sicherlich kann nicht jeder Admin eines Serverraums eine Relation zwischen „Energiebedarf der Server“ und „Energiebedarf der Klimatechnik“ herstellen. Aber lasst es euch gesagt sein: Server können auch problemlos eine Raumtemperatur von deutlich mehr als 20° ab – sofern die Luftumwälzung stimmt, z.B. Kalt- und Warmgang. So spart ihr immens Energie für die Klimatechnik und tut etwas gegen den Klimawandel.

Schlusswort

Wie bereits Eingangs geschrieben: Nicht jeder kann sich komplett auf „Energie sparen/Umwelt schützen“ umstellen. Bei manchen gibt es „Sachzwänge“ bei anderen definieren die finanziellen Möglichkeiten die Grenzen.
Was aber jeder Mensch machen kann ist, dieses Thema im Bekanntenkreis diskutieren. Sich selbst informieren und sein Umfeld sensibilisieren. Dies klappt viel besser, als man auf dem ersten Blick glauben mag. Überlegt euch, ob ihr nicht bei Parents For Future mitmachen wollt. Wir müssen die Politik leider zwingen, tätig zu werden, um die wirklich dicken Bretter zu bohren, dies können wir Bürger nicht allein.

Eine persönliche Bitte: Solltet ihr noch Ideen, Ratschläge aber auch Kritik haben, so kommentiert und teilt den Eintrag bitte, denn „Klimawandel – da kann ich doch nichts tun“ ist Quatsch! 🙂