Veganer und Carnivoren

Wie erkennt man einen Veganer? „Warte einfach und er sagt es dir von selbst“. Diesen Joke erzählte mir meine Frau vor ein paar Tagen und er sagt schon einiges über das Verhältnis zwischen Veganer und Carnivoren – es könnte besser sein. Und bevor hier jetzt alles auf meine Frau schimpfen: Sie ernährt sich selbst vegan – nachdem sie über die Stufe der vegetarischen Ernährung „empor stieg“. Ja, ich achte meine Prinzessin für ihre Fortschritte. Denn durch ihre Änderung der Ernährung esse auch ich weniger Fleisch/produkte – und das ist auch gut so. Denn wir Carnivoren (zu denen ich mich noch zähle) haben eine echt beschissene Ökobilanz.

Das ich selbst bis vor ein paar Monaten noch bekennender und bockiger Carnivore war, liegt vor allem daran, dass mir die Vegetarier vor allem dadurch auffielen dass sie versuchten zu bekehren wie die Kreuzritter. Aber vertraut mir: Es gibt auch stille Vegetarier – und mit einem solchen bin ich glücklich verheiratet. Nur dadurch, dass meine Frau mich niemals versuchte zu „bekehren“ oder mir versuchte zu erklären „ab sofort ist dieser Haushalt vegan!“ hörte ich ihr zu. Wenn die Prinzessin einkaufen ging – und geht – kommt stets die Frage „Soll ich dir Fleisch mitbringen – was möchtest Du?“. Nur dadurch ermöglicht sie es dem kleinen störrischen Reizzentrum auch mal zu sagen „Ach, dass was wir vorhaben zu essen, da brauche ich kein Fleisch dazu“. Und wenn es mich dann tatsächlich mal nach einem Lammfilet gelüstet, dann esse ich halt Lammfilet.

Der Anstoß für diesen Artikel kam übrigens vom Graslutscher, der in seinem Blog eine Artikel über die veganen Burger bei McDonald schrieb. Denn er erwähnt in einem Absatz, dass es Menschen gibt, die es irritierend finden wenn ein Vegetarier sich Fleischersatzstoffe zuführt, die dann – TEUFELSWERK! – nach Fleisch schmecken. Ich muss zugeben, auch ich habe früher gedacht „Wieso wollen Vegetarier vegetarische Freakadellen und/oder vegetarisches Chilli essen?“ (an dieser Stelle ein lieber Gruß an Nicole – falls sie es liest…).

Jetzt weiß ich es, warum „die es wollen“. Auch ich möchte es. Spaghetti Bolognese müssen zwangläufig in der Soße einen Hackanteil haben. HALT! Muss es Hack sein? Geht nicht auch etwas anderes, dass es mir ermöglicht die Bolognese zu genießen – optisch, geschmacklich und auch in der „Bissfreudigkeit“ – ohne dass dort Tier drinnen ist? Meine Frau fragte mich – vor Monaten – ob ich ein Problem damit hätte, wenn sie Bolognese mit Hackersatz machen würde. Da ich mir sicher war und bin, dass meine Madame mich nicht töten will, erwiderte ich „Probieren kann ich das ja mal“ (Ok, um der Wahrheit die Ehre zu geben, es war ein wenig theatralischer…. Aber das sind Details). Diese Bolognese schmecken quasi wie „mit Hack“ – nur eben ohne totes Tier. Also lecker. Gibt es nun öfter.

Als ebenfalls ess- und genießbar stellten sich für mich die vegetarischen Schnitzel vom Aldi heraus. Die schmecken und fühlen sich an wie … naja, wie Schnitzel halt, aber eben auch ohne totes Tier. Auch panierte Blumenkohlröschen – mit würziger Soße nach Wahl – können eine vollständige Mahlzeit sein.

Die Entscheidung heißt nicht „blutiges Fleisch oder Karotten nagen“, sondern wie viel Fleisch will und kann ich mit gutem Gewissen essen. Diese Frage muss jeder Mensch für sich selbst beantworten. Hilfreich kann es sein, wenn jemand nicht bekehrendes mit Ideen für leckere Mahlzeiten neben einem steht – oder man selbst Lust auf „Experimente in der Küche“ hat. DIES ist mir leider so gar nicht gegeben. Ich kann Tee, Kaffee und Wasser kochen sowie Pizza im Ofen erwärmen. Aber meine Prinzessin kocht gern, kreativ und gut.

Auch ich will mit diesem Artikel keineswegs bekehren. Höchstens zum Nachdenken anregen – den Geist öffnen. Müssen wir täglich Fleisch essen? Erinnert sich noch jemand an den Begriff „Sonntagsbraten“? Ja warum hieß der wohl so? Weil Fleisch früher ein Luxusartikel war, den man eben nicht jeden Tag essen konnte. Es ist wie vieles heutzutage: Was früher Luxus war ist uns heute lieb geworden und wir mögen es nicht missen. Ob es die Fahrt mit dem PKW zum Brötchen holen ist, der Pappbecher Kaffee „To Go“, oder eben das tägliche Fleisch. Wir konsumieren auf Teufel komm raus, hetzen von Kaufrausch zu Kaufrausch, um die Kassen anderer Leute zu füllen und dabei gedankenlos mit unserer Umwelt umgehen.

Nachsatz: Ich werde weiterhin Fleisch essen – nur eben weniger. Und ihr könnt machen was ihr wollt, ich werde niemanden diesbezüglich bewerten. Ich wollte nur meine Meinung rauslassen.

2 Gedanken zu „Veganer und Carnivoren

  1. Ich finde es trotzdem einigermaßen strange, „Fleisch“ zu essen, das gar kein Fleisch ist; andererseits esse ich ja auch „Fruchtyoghurt“, in dem aller Voraussicht bestenfalls sehr wenig Frucht ist.

    Insofern: danke für den Denkanstoß! Vielleicht sollte ich meinen überzeugten Carnivorismus auch mal überdenken.

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