Liesl Karlstadt und Valentins-Tag

Heute ist Valentins Tag. Und es geht nicht um die Ehrung des Karl Valentin, der es sehr wohl verdient hat, schliesslich kommen solche Feinheiten von ihm:

Mögen hätt ich schon wollen,
aber dürfen habe ich mich nicht getrau

Nein, es geht um den Valentinstag, der sich von den anderen Tagen abhebt, weil wir heute zu der Dame unseres Herzens freundlich sind. Ja, wer heute nett ist der kann morgen seiner Frau wieder in die Fresse hauen. Zu Weihnachten und zu ihrem Geburtstag muss man dann nochmal teure Geschenke übbereichen, dann werden alle erklären was ihr doch für ein glückliches Paar seid.

Welche glückliche Beziehung hat das denn nötig? Wenn man sich gegenseitig immer mal wieder – warum nicht jeden Tag? – kleine Gefallen tut, dann kann Fleurop den Valentins-Tag wieder aus dem Kalender streichen.

Weihnacht, das Fest des Umsatzes und Konsums

Ich gestehe: Ich hasse Weihnachten. Ich fand als „Junge“ Weihnachten schon ziemlich blöd, da meine Mutter den familiären Teil des Weihnachtsfestes besonders hervorhob. Und was macht man als pubertierender „Halbstarker“? Man lehnt sich auf. Man sucht Argumente, welche man den Altvorderen an den Kopf werfen kann, um deren Gefühle zu verletzen und sich selbst unabhängig und viel intelligenter zu profilieren.

Was soll ich sagen? Meine Argumente damals waren sehr gut, denn ich glaube ihnen noch heute: Wenn man einen Menschen mag, soll man ihm auch ohne den Anlass von Geburtstag oder Weihnachten gern mal ein Geschenk zukommen lassen. Ausserdem ist es doch blödsinnig auch mit dem letzten Vollhonk „gemütlich“ zusammen sitzen und ihm ein Geschenk machen zu müssen, weil doch Weihnachten ist. Weihnachten war für mich schon sehr früh nur noch Umsatz verbunden mit leuchtenden Augen des Einzelhandels.

Aber nicht nur der Einzelhandel will gierig seine Taschen fühlen. Auch das Kapitalmonster GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) will sich am Weihnachtsfest laben:

Für Donnerstag wird Schnee vorhergesagt, der dann still und leise über den Weihnachtsmarkt rieseln kann. Denn: Erstmals hat der Märkte und Aktionskreis City (kurz MAC) die Weihnachtsmusik abgedreht. Statt Lieder wie «O Tannenbaum» und «Süßer die Glocken nie klingen» tönen aus den dezent angebrachten Lautsprechern in diesem Jahr nur Warnhinweise und Personenaufrufe.

«Die Kosten für die Gema-Gebühren sind explodiert», sagt MAC-Geschäftsführer Manfred Piana. Bislang sei die Hintergrundmusik finanzierbar gewesen und habe pauschal mit rund 4000 Euro für die Zeit des Weihnachtsmarktes zu Buche geschlagen: «Diesmal war wohl ein neuer Sachbearbeiter am Werk und hat die Gebühren um rund 200 Prozent erhöht.»

schreiben die Aachener Nachrichten.

Hat ja keiner etwas dagegen, dass Musiker (wie alle Künstler!) Geld verdienen müssen. Ich selbst kenne viele Musiker, ob unterbezahlte, auch auf Butterschiffen und Familienfeiern tingelnde Rampensau oder Studiomusiker, der sich mit Werbejingles und Filmmusik über Wasser hält: Alle müssen Essen und Miete bezahlen.

Weshalb aber die Gebühren für die Beschallung eines Weihnachtsmarkt auf einmal anstelle 4000€ ganze 12.000€ kosten sollen entzieht sich meinem Verständnis. Ist da jetzt die dreifache Fläche genutzt, werden 3x mehr Besucher erwartet oder hat der Markt anstelle von 8 Stunden nun 24 Stunden geöffnet? Oder haben sich am Ende (und das wäre ja sogar zu begrüssen) die Tantiemen für die Musiker verdreifacht?

PS: Auch wenn mir persönlich das Weihnachtsfest im „hohen Alter“ immer noch nichts gibt, so gestehe ich mittlerweile meiner Umwelt zumindest die Weihnachtsfreude  zu 🙂