Salz in den Wunden der Erde

Ich kann das Gejammer nicht mehr hören. Der Spiegelfechter beschrieb ja schon das Phänomen des alljährlichen Jahrhundertwinters.

Wenn ich jetzt wieder im Spiegel lese, dass in Baumärkten Streusalz (wieso eigentlich? Streut noch irgendeine dumme Drecksau Salz?), Schneeschieber und Eiskratzer knapp werden, wundert es mich schon. War doch letztes Jahr bereits ein „Jahrhundertwinter“. Sind alle Schneeschippen vom letzten Jahr dieses Jahr zu Staub zufallen, oder wurden die weggeschmissen? Geht es uns so gut?

In Regensburg geht nach zwei Wochen(!!) Schnee das Streumittel aus. Völlig unerwartet ist dort also Schnee gefallen – kann ja niemand erwarten, im Winter.

Die Räumfahrzeuge der Stadt hätten in den ersten beiden Dezemberwochen bereits rund tausend Tonnen Streusalz ausgebracht. Damit seien bereits zwei Drittel der Jahresvorräte erschöpft, teilte die Stadtverwaltung mit.

Wir halten fest: Für die Planer der Stadt Regensburg hat der Winter nach drei Wochen zu ende zu sein. Wer zahlt deren Gehälter? Steuerzahler? Ich hoffe nicht mehr lange! Rauswerfen diese Luschen.

Das Autofahrer – typischerweise junge Menschen – bei Strassenglätte sterben ist zwar äusserst bedauerlich. Allerdings ist es genau so wetter- und vernunftbedingt, wie eben im Sommer mehr Menschen in Badeseen ertrinken. Hinzu kommt, dass natürlich an allem gespart werden muss, so auch an Personal und Material für den Winterdienst. Höchststeuersatz hoch und wir haben auch wieder Geld für ordentliche Schneeräumung.

Ich kann auch das Gejammer der Fußgänger, Bahn- und Autofahrer nicht mehr hören. Es ist glatt. Es ist etwas schwieriger und man braucht länger sein Ziel zu erreichen. So ist das nun mal im Winter. Ob ich mich nun aufrege oder nicht, ich werde es nicht ändern. Manchmal hilft es anstelle des Individual- auf den öffentlichen Nahverkehr auszuweichen. Aber Hauptsache man hat was zu meckern. Wir sind einfach zu verweichlicht und können mit der Natur nicht mehr umgehen. Genau DAS ist unser Problem. Anstelle den Planeten (inklusive des Wetters) so zu nehmen wie er ist und uns zu arrangieren, versuchen wir uns alles so bequem zu machen wie es nur geht. Und streuen wieder Salz in die Wunden der Erde.

Überholverbot für Mercedes-E-Klasse

Ja, wenn es ein Auto gibt, dass man heute nur noch zum Schrottplatz fahren kann, dann ist das – neben meinem ehemaligen Traumauto Autobianchi A112 (so schnell kann kein Mensch schweissen, wie der rostete) – z. B. die Mercedes-E-Klasse. Glaubt ihr nicht?

Mal ehrlich: Wie bescheuert muss man sein, ab 40.000€ auf den Tisch zu legen um ein Fahrzeug zu erwerben, dass – wie LKW – bei Baustellen nur die rechte Spur nutzen darf. Glaubt ihr immer noch nicht? DANN müsst ihr mal diesen Artikel in der Zeit lesen:

Schon auf Autobahnen mit normal breiten Fahrspuren ist diese enge Verkehrsführung gewagt – auf den schmalen Spuren der A1 werden damit Unfälle unvermeidlich. Die Hauptfahrbahn ist nur drei Meter breit, die Überholspur zwei Meter.

Solche Fahrspuren, sagt der Unfallanalytiker Radtke, seien eigentlich nicht mehr zu verantworten. Wie viele Fahrer einer Mercedes-E-Klasse wüssten wohl, dass ihr Auto mit Spiegeln 2,09 Meter breit ist?

Ist doch super, oder? Der Grund für diese Schmalspurautobahn ist, dass die Bundesregierung Autobahnen an private Betreiber verpachtet. Der Deal ist: Die Privaten bauen die Autobahnen aus und halten sie instand, dafür erhalten Sie als Aufwandsentschädigung die anfallenden Mautgebühren.

Zu den Kostenfaktoren gehören unter anderem:

Salz streuen im Winter, Gras mähen im Sommer, Leitplanken reparieren.

Wie sagt Fefe immer: Muhahahaha. Das schaue ich mir an. All dies kostet Geld. Was ist der Sinn von gewinnorientierten Unternehmen? Rischtisch: Gewinne machen. Alles was Kosten verursacht ist böse! Streumittel=Böse, Personalkosten=Böse, Instandhaltung=Böse. Böse, böse, böse. Die Zeit zitiert die lokalen Medien in Sachen A1 dann auch wie folgt:

Neu asphaltierte Autobahn voller Schlaglöcher; Bröselautobahn setzt Bilfinger zu; Rasanter Anstieg von Unfällen auf A1; Die Spur des Schreckens; Horror-Unfall auf der Horror-Autobahn.

Eine Steigerung der Unfälle von 2008 bis heute: 121%. Das sind mehr als doppelt so viele Unfälle. Kein Wunder. Hat der Staat noch eine Verantwortung für die „Nebenkosten“ seines Wirkens, so hat die Bilfinger Berger AG die Augen auf den Ertrag und den Aktienkurs zu haben. Und zwar ausschliesslich aus Ertrag und Aktienkurs. Jegliche – sich aus suboptimalen Autobahnkilometern resultierenden – Kollateralkosten sind Bilfinger Berger AG schlicht scheissegal. Der Staat hat seine Augen auf der logistischen Infrastruktur zu haben, auf Krankenkosten etc. pp..

Ich habe das Gefühl, der Steuerzahler wurde und wird schon wieder massiv beschissen.  Es wurde schon wieder potentielles Tafelsilber ausser Hand gegeben, damit sich externe Firmen (und Aktionäre!) bereichern können. Immer schön auf dem Rücken der Steuerzahler!

Lest den Artikel in der Zeit. Lest in ganz und teilt meine grenzenlose Wut auf diese Arschlöcher, die uns das einbrocken. Das schlimme ist, dass wir iDioten sie selbst gewählt haben.