Wenn die Medien die Macht über die Armee übernehmen

Unser wohlgestriegelter Selbstverteidigungsminister Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg (unterschreiben Sie bitte mit vollem Namen), macht wahrlich nur in Talkshows und den ersten Seiten der Hochglanzmagazinen eine gute Figur.

Wer als Minister seine Entscheidungen von den Aufmachern der Springerpresse abhängig macht, sollte sofort zurück treten – ersatzweise aus dem Amt gekegelt werden.

Tatsächlich hatte die „Bild“-Zeitung Guttenberg am Freitagabend darüber informiert, dass sie ihre Samstagsausgabe mit dem Thema „Gorch Fock“ aufmachen wird. Der Artikel enthalte neue Vorwürfe gegen die Schiffsführung.

Guttenberg reagierte noch am Freitagabend und ließ Kapitän zur See Schatz von seinem Posten als Kommandant der „Gorch Fock“ abberufen.

Quelle Spiegel – aber auch andere Medien berichteten über diesen Zusammenhang.

Der Guttenberg beordert tatsächlich den Kommandanten ab, und holt die gesamte Einheit (das Segelschulschiff) ausserplanmässig zurück nach Deutschland. Wie ich gestern schon twitterte scheint Guttenberg nicht mehr Herr seines Handelns zu sein, denn die Folgen seiner Entscheidungen interessieren ihn nicht:

Liebe Soldaten im Ausland: Tut so als würdet ihr meutern, dann schmeisst Gutti euren Chef raus und ihr dürft wieder nach Hause

Was soll die militärische Führung nur machen, wenn auf jedem Schiff 5 Soldaten so tun, als meuterten Sie? Was wird aus unseren Blauhelmen und den Soldaten in Afghanistan, wenn in jeder Einheit ein paar Soldaten mal „wilde Sau“ spielen? Werden dann alle Einheiten nach Deutschland zurück berufen?

Gutti sollte wieder seinen Forstbetrieb leiten und ein paar Waldarbeiter kommandieren, da kann er mit vorschnellen Entscheidungen nicht soviel Unheil anrichten. Von einem Minister erwarte ich als Steuerzahler mehr, als den Medien wohlgegelt zur Verfügung zu stehen. Da war Franz Josef ja ein Sympthiebolzen, gegen diesen Unruheherd im Verteidigungsministerium.

Der Fall Kachelmann scheint den Medien wie gerufen zu kommen

Gerade lese ich in der Süddeutschen einen Artikel über die Missachtung des „Fall Kachelmann“ bei der ARD

Darf über Vorwürfe gegen Jörg Kachelmann berichtet werden? Die ARD-Praxis des Verschweigens gerät in die Kritik.

„Die ARD-Praxis des Verschweigens“. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen und ein paar Folgefragen stellen:

  • Berichtet die BILD über jede Kritik des Presserates an ihrem Blatt? Muss sie dieses?
  • Berichtet die Zeit über die Krankheit des Ex-Bundeskanzlers Helmut Schmidt (der schliesslich Mitherausgeber ist)
  • etc.
  • pp.

MUSS ein Medium über alles berichten? Werde ich hier im Blog auch schreiben müssen, wenn ich mal betrunken bin?

Kein Medium MUSS informieren. Mir ist bewusst, dass Nichtinformieren auch eine Form der Manipulation sein kann. Dieses wird aber nur zu einem Treffer, wenn Informationen exklusiv vorliegen. Wenn Informationen so breit herum sind wie in diesem Fall, so würde ICH den alten Leitsatz gelten lassen: „Niemand muss sich selbst belasten“. Und da Kachelmann ein Auftragnehmer der ARD ist, tut die ARD eventuell sogar gut daran, einen Geschäftspartner eben NICHT vorzuverurteilen, wie es der gesammelte Pressewald gerade tut.

Was passieren kann, musste  Herr Türck erleben. Dem hat keine schreibende Sau einen Teil seines Zeilenhonorars als Schmerzensgeld überwiesen. Der wurde totgeschrieben und dann von der Journaille ausgespuckt.

Aber noch eine Facette spielt da eventuell mit hinein: Der alte Kampf der Standardmedien gegen die Öffentlich-Rechtlichen. Da kann man doch mal gegen die ARD keilen – dann druff.

Nur meine Meinung….