Statistikfälschung als Wahlvorbereitung

Die FTD schreibt:

Nach einem Gesetzentwurf zur Neuregelung von Arbeitsmarktinstrumenten sollen künftig alle Arbeitslosen, die durch private Träger betreut werden, nicht mehr als arbeitslos gezählt werden. Im Oktober fielen darunter noch rund 149.000 Arbeitslose, insgesamt waren es 2008 rund 300.000 Erwerbslose.

So wurden im Oktober rund eine Million Arbeitslose statistisch nicht als solche gezählt, obwohl sie keinen regulären Job haben. Als Begründung gilt, dass sie dem Arbeitsmarkt nicht voll zur Verfügung stünden, weil sie etwa an einer Weiterbildung teilnehmen.

DAS ist erstmal der Status Quo. Alles altbekannt – oder wusstet ihr das nicht?  1 Million Menschen, Schicksale einfach mal statistisch weg“hübschen“ ist doch OK. Unternehmen machen das mit ihren Erträgen – natürlich alles streng legal. Die Regierung hat es da ein bisschen einfacher, die machen sich ihre Gesetze selbst:

Diese statistische Möglichkeit will die Regierung nun ausweiten. Wenn Arbeitsbehörden überlastet sind oder private Träger gute Angebote machen, werden Arbeitslose häufig an diese Vermittler überwiesen. Die Träger vermitteln in Jobs, beraten und qualifizieren. Bislang werden diese Arbeitslosen in der Statistik mitgezählt. Mit dem neuen Gesetz soll sich das ändern. Das Bundesarbeitsministerium bestätigte den Plan. „Das ist grundsätzlich so geplant.

Irgendwann werden wir 80 Millionen Deutsche zählen, davon hat eine Million Menschen Arbeit, aber niemand ist arbeitlos. Ist doch klasse, oder?

Vor allem kann sich die derzeitige Regierung, die ja nun nicht gerade den Ruhm gepachtet hat, vor der Wahl hinstellen und erklären: Seht, wie schön wenig Arbeitslose wir nun haben.  Es hat zwar niemand was zu beissen, aber – so rein statistisch hat die Regierung toll an den Arbeitslosenzahlen gearbeitet.

So wird der Vermittlungsgutschein zum Ablassbrief

Wo ist das Kapital nur geblieben?

Die IT-Branche hat es vorgemacht: Das Geld verbrennen:

Burn Venture Capital

Burn Venture Capital

Bild „geliehen“ bei Interhemd (Danke Tim)

Als nächstes waren es die Banken – naja, selbst verbrannt haben sie nicht, sie haben es eben nur zu verantworten, dass diese Misere die Wirtschaft derzeit knechtet. Und nun – als nächstes Mosaiksteinchen – kommen die Konzerne an und schildern der Regierung ihre Sorgen.

NEIN, ich werde diesmal NICHT auf Managergehälter eingehen, es dreht sich hier um den Aktienmarkt: Wie dieser Geld verbrennt und es aus den Unternehmen zieht.

Früher – so GANZ früher – lieh sich der Müller in seinem Umfeld Geld, wenn er die Reparatur seiner Mühle – oder einen neuen Mühlstein – nicht mit eigenen Mitteln zahlen konnte. Von dem Gewinn der folgenden Monate und Jahre zahlte er dann seine Schulden ab und anschliessend war alles gut.

Dann kamen die Banken, der Müller musste nicht mehr von 20 „Nachbarn“ Geld leihen, sondern er hatte eine zentrale Anlaufstelle: Die Bank – im ländlichen Bereich formierten sich gerade die Genossenschaftsbanken, siehe auch Raiffeisen – leiht (historisch) das von Sparern eingesammelte Geld ein, verleiht es an unseren Müller um den Kreditertrag als Sparzinsen an die eigentlichen Eigentümer des Kapitals auszuzahlen.

Dann griffen (über die effektiven Stücke) die Aktien in das Geschehen ein und veränderten die Welt. Denn auf einmal ging es nicht mehr darum einen einmaligen Kapitalbedarf zu deckeln, sondern aus Gründen des Kapitalbedarfs Anteile (als Anteilsscheine / Aktien) seines Unternehmens zu „vekaufen“. Damit ist ein grosser Schritt in die (in meinen Augen) falsche Richtung getan. Denn auf einmal geht es nicht mehr darum, einen Kapitalbedarf einmalig (wie einen Kredit) zurückzuzahlen, sondern Jahr für Jahr – über die Dividende – Geld an die Aktienbesitzer auszuzahlen. Immer und immer wieder. Dies geht soweit, dass Aktien sich teilweise mehrfach refinanzieren (wenn man diese nur lange genug hält) und ein Ende ist niemals in Sicht.

Früher konnte unser Müller in guten Jahren viel Geld (Taler, Dublonen, wie auch immer) zur Seite legen um ein Polster für schlechte Zeiten anzulegen. In dem Moment, als unser Müller nun seinen Mühlstein über die Ausgabe von Aktien finanzierte, hatte er für immer verloren (es sei denn, er kauft seine Aktien zurück). Denn die Aktionäre werden ab sofort (über die Hauptversammlung und dem gewählten Aufsichtsrat) die Geschicke seiner Mühle. Wenn nun Gewinne gemacht werden, haben die Aktionäre ein grosses Interesse: Den Ertrag aus dem Unternehmen zu ziehen um damit einen (EXTERNEN!) Gewinn zu erzielen, ihr eingesetztes Kapital maximal zu vermehren. Ein Verbleib des Kapitals im Unternehmen ist für Aktionäre deutlich suboptimal.

Und an dieser Stelle kommen wir nun zu der heutigen Situation: Die Aktionäre haben all die vergangenen Jahre ihre Taschen gestopft, oftmals waren es Banken und Versicherungen, die das Problem hatten: Wohin mit dem Geld der Kunden. Die Antwort war: Aktien, Anteile an Unternehmungen. Versicherer hatten jahrelang das Problem, erwirtschaftete Gewinne SCHNELL wieder zu reinvestieren um maximalen Gewinn zu erwirtschaften. Wo so viel Geld „verarbeitet“ wird, ist auch Geld für dicke Gehälter drin – alles kein Problem.

Bis zu DEM Moment,an dem jetzt den Aktiengesellschaften das Geld ausgeht und die Aktionäre GANZ sicher nicht die Gewinne der fetten Jahre wieder in die Unternehmen stecken werden. Unser Müller hätte dies getan, sein verdientes Geld wieder in seine Mühle zu stecken. Die Aktionäre aber haben von den Erträgen (Dividenden) längst weitere Aktien gekauft und leiden selbst eine gefühlte „Armut“, da ihre Aktien nichts – oder weniger – Wert sind.

Exkurs: Wobei anzumerken ist, dass eine Ware nur im Moment der Kaufs/Verkaufs überhaupt einen realen Wert besitzt. In der Zeit des Besitzes, ist der Wert unbestimmt. Man kann zwar einen Marktwert bestimmen, aber eine Realisierung des Wertes kann nur durchgeführt werden, indem man versucht zu kaufen oder verkaufen. Denn erst in diesem Moment bestimmen Angebot und Nachfrage den Wert (zu erzielenden Preis). Dieses gilt für ALLE zu veräusserlichen Waren.

Zurück zum Thema: Das ursächliche Problem ist, dass Aktienmärkte nur in Zeiten des Wachstum funktioniren. Vielleicht resultiert genau daraus unsere Wachstumshysterie. Wachstum ist gesund – als Ausgleich einer Inflation. Alles was darüber hinausgeht ist – als globalwirtschaftliche Forderung – absolut unsinng, da dieses Wachstums nicht unendlich weltweit forführbar ist. Schon heute können viele Unternehmen ein Wachstum nur noch über Aufkäufe anderer Unternehmen oder Bilanzierungstricks realisieren. Was passiert aber in dem Moment, in dem eine Firma – im Rahmen der „Wachstumsnot“ alle anderen Firmen geschluckt oder fusioniert hat? Wenn ein Unternehmen nahezu jede geldwerte Leistung auf diesem Planeten erwirtschaftet? Wie wird diese Firma dann weiterhin Wachstum realisieren?

Es wird Zeit, dass wir alle verstehen, dass es keinen Gewinn ohne Verlust geben kann. Die Menge aller Kapitalwerte auf diesem Planeten ist (weitgehend) statisch. Wenn nun eine Person (oder Personengruppe) ihr Eigentum vergrössert, MUSS zwangsläufig eine andere Person (oder Personengruppe) einen Verlust hinnehmen.

Solange aber „das Kapital“, namentlich die Personengruppe, die ihre Gewinne/Besitztümer stetig ausweitet, nichteinmal von der Politik gestoppt wird, wird sich diese Spirale der Umverteilung von Sachwerten immer weiter drehen. Am Ende werden alle verlieren, dann die Aktien kann man nicht essen, als Kleidung sind sie suboptimal und der Brennwert im kalten Winter ist auch nicht sooo der Hit.

Nur eine Betrachtung. Kommentare?

Innenminister Schäuble lässt in England Technologien testen

Dem Heise-Ticker (unter Berufung auf „The Independent„) ist heute zu entnehmen, dass Britische Regierungskreise darüber sinnieren, jeglichen Internettraffic (Mail und Webtraffic) der Benutzer in Blackboxes mitzuschreiben um diese Daten dann in eine zentrale Datenbank einzuschütten.

In diesem Zusammenhang sei man gezwungen, sich zu beraten, zitiert die Zeitung Aussagen von Ministern, die sich einer skeptischen Öffentlichkeit gegenübersehen. Wie nun bekannt wurde, hatten am Montag Regierungsvertreter den Repräsentanten von Internetprovidern, wie BT, AOL Europe, O2 und BskyB, Themen und technische Planungen zum neuen Gesetz vorgestellt. Dabei sollen Mitarbeiter des Innenministeriums, die am IMP teilnehmen, auch die Black-Box-Technologie präsentiert haben. Die Black Boxes sollen demnach „sicher und ohne direkten Input der Internetprovider“ operieren, kleinere Internetprovider sollen davon allerdings unberührt bleiben, da die Black Boxes upstream im Netz installiert würden. Alle Kosten trage die Regierung.

Na Herr Schäuble, sowas löst doch gewiss feuchte Träume Befindlichkeiten bei Ihnen aus, oder? DAS wäre es doch: Jede Mail mitlesen und schaun, auf welchen Webseiten gerade die angesagteste Pornografie zu finden ist. dagegen ist doch die Vorratsdatenspeicherung ein Fliegenschiss.

Oder die Engländer arbeiten mit der Methode: Wir kündigen die grosse, fies stinkende Fltzekacke an und hinterher sind alle froh, wenn wir nur mit normaler Scheisse ankommen.