Briefpost und E-Post auf Augenhöhe

Letzte Woche schrieb ich, dass Pixelpark mich in eine Telefonkonferenz einladen damit ich der Post meine Kritikpunkte an der E-Post erklären kann.

Ich frage mich, ob auch die Stiftung Warentest zu dieser Telefonkonferenz eingeladen wurde, schliesslich hat die auch etwas zu nörgeln:

„Zum Start hakte der E-Postbrief noch“, stellen die Warentester in Berlin in ihrer Zeitschrift test (Ausgabe 09/2010) fest. Einige der elektronisch versandten Briefe seien erst am zweiten Tag angekommen, wie ein Schnelltest ergeben habe.

schreibt Heise. Und damit schafft die Post etwas, dass niemand – selbst hellseherische Fachleute – kaum für möglich hielten: Briefpost könnte schneller sein als die E-Post.

Mal so für die Nichtfachleute: E-Post ist nichts anderes als E-Mail. Wie funktioniert E-Mail?

  1. E-Mail wird von dem Benutzer geschrieben (oder einem Programm automatisch generiert)
  2. Das Mailprogramm sendet den Datenstrom (typischerweise) an den lokalen Mailserver
  3. Der lokale Mailserver sendet die Mail (wieder typischerweise) an den zuständigen Mailserver des Empfängers
  4. Die Mail liegt zur Abholung bereit (You’ve got mail)

Dieser Vorgang dauert (solange keine verzögernden Mechanismen eingesetzt sind und die Technik fehlerfrei arbeitet) so ungefähr 1-5 Sekunden, je nach Auslastung der beiden beteiligten Server.

Wie es die Deutsche Post AG schafft, diesen Vorgang auf zwei Tage zu strecken ist mir ein absolutes Rätsel. Wahrscheinlich war die Schnittstelle mittels welcher der Verfassungsschutz und das Bundeskriminalamt mitlesen noch nicht installiert und die Mails mussten vor der Zustellung alle ausgedruckt werden. Und so ein Drucker braucht halt eine Weile.

UN-SAG-BAR schlecht der Versuch der Post das Ertrags-Loch „Briefpost“ mittels EMail  zu füllen.

Liebe Post: Ihr seit für die Zustellung a’la Thurn und Taxis zuständig, die elektronische Kommunikation liegt in den Händen eures ehemaligen Schwesterunternehmens Telekom. Schuster, bleib bei deinen Leisten! Die Telekom macht ja auch keinen Paketdienst auf.

Woher hat das Reizzentrum seinen Namen?

Also, am Anfang erschuf ich …. Nee, DIE Geschichte erzähle ich euch ein anderes Mal. Hier geht es um die schrägen Zufälle die dazu führten, woher das Blog seinen Namen und ich meinen „neuen“ Nicknamen habe.

Server betreibe ich seit VIELEN Jahren. Angefangen mit News und Mail via UUCP (damals noch über die mcshh), später eigener Mailserver, Webserver – all das was man halt so macht um sich spielerische (inkl. Lerneffekt) mit der Materie „Internet, Technik und Kultur“ auseinander zu setzen.

Wie einige Leser wissen bin ich nun seit geraumer Zeit in einem Rechenzentrum tätig und so bot es sich an, so einige Dinge – die früher mittels DYNDNS oder VPN in meine Wohnung geroutet wurden – nun im RZ zu hosten. Dann kam die alles entscheidende Frage unseres Techniker: „Welche Hostnamen soll ich der Mühle geben“. Kurz überlegt, der Rechner steht (als einziger meines Namespaces) im RZ (Rechenzentrum) „Gib ihm rz.koepke.net“

Das war die Anfangsfehler. Denn als ich dann im Mai 2008 die Idee hatte ein ganz neues Blog aufzusetzen, fehlte mir das vorgeblich banalste: Der Name. Der Name sollte Markenzeichen sein, nicht „verbrannt“, sollte Aussagekraft haben und möglichst sowohl einen Wiedererkennungswert als auch merkbar sein. Dann spielten meine Gedanken mit den Buchstaben „rz“ – schliesslich war das ja der Rechnername. Nicht das man einem Rechner nicht mehr Namen geben kann, oder ihn umbenennen. Aber irgendwie hing ich am RZ.

Ein Chat mit meiner Prinzessin sorgte dann dafür, dass dieses Blog nicht Ruhe- oder Rede- sondern Reizzentrum benamst wurde.

Und manchmal hat man Glück: Der Name ist Programm und alles ist gut.

Wer von meinen Lesern selbst ein Blog betreibt, kann dies gern als Stöckchen aufnehmen und erklären warum sein Blog ausgerechnet $Blogname heisst.

Internetsperre kann auch konkreten Datendiebstahl bedeuten

Über die Mailingliste des AK gegen Internetzensur brachte mich Christian von Mogis auf einen nicht uninteressanten Gedankengang. WENN z.B. die unter der Domain „zu_sperren.de“ sowohl unter „www.zu_sperren.de“ als auch unter (ohne www.) „zu_sperren.de“ in der Sperrliste auftaucht, hat die IP-Adressänderung der Provider-DNS noch ganz andere Folgen.

Typischerweise läuft unter der Domain ja nicht nur der Webserver, sondern auch noch ganz andere Dienste sind dort meist verfügbar – so z.B. auch ein Mailserver. Was aber kann das zur Folge haben? Nehmen wir das Beispiel einer privaten Webseite, die unter einer „Namensdomain“ läuft, wie auch diese Webseite hier. Der Mailserver dieser Domain ist meistens unter der Domain selbst zu erreichen – ohne mail. smtp. oder ähnliches davor. Das hat zur Folge, dass auch Mails per Provider-DNS an eine andere IP-Adresse umgeleitet werden. Der absendende Mailserver fragt nach welcher Server für die entgegennahme der Mails zuständig ist und bekommt dann eben die IP-Adresse des Stopp-Servers als Antwort. Genau dorthin wird er also versuchen Mails an die Domain „zu_sperren.de“ zuzustellen. Mit ein wenig technischem Geschick ist es dann möglich jedwede mail an „zu_sperren.de“ auf dem Stoppserver entgegen zu nehmen.

Man kann solange darüber diskutieren, wie diese Mail ausschliesslich den Betreiber des Servers betreffen. Strafbar (solange Sippenhaft noch nicht eingeführt ist) wird es, wenn auch Mails von Unbeteiligten durch dieses Vorgehen entweder nicht zugestellt oder sogar Mails von Unbeteiligten (dieses können auch Familienangehörige – Eltern, Geschwister und ähnliches sein) an einen fremden Server zugestellt werden und dort eventuell gesichtet werden.

Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass sich unsere Gesetzgebenden Vollhonks nicht ANSATZWEISE über die Folgen ihres Handelns informieren. Und solch kurzfristig agierende Menschen bestimmen ebenfalls über die Lagerung von Atommüll, definieren wie gefährlich Gentechnologie und über andere höchstkomplexe Themen. Ganz zum Schluß wundert es mich nicht wirklich, zeigt sich doch gerade bei Betrachtung der Kosten für die Atommüllendlager und ähnliches, wie kurzfristig „dort oben“ nachgedacht wird.